Hallo zusammen,

langsam gehen nun unsere 4 erlebnisreichen Wochen Eisenbahn-Urlaub im Baltikum ihrem Ende entgegen. Das letzte Wochenende in Lettland steht an, wir werden uns heute nochmals der Eisenbahnlinie Daugavpils-Rezekne zuwenden, bevor wir dann langsam nach Litauen abreisen. In Litauen werden wir uns dieses mal dem Bahnhof Sestokai widmen, fährt doch hier der einzige noch verkehrende Personenzug mit einem Rigatriebwagen nach Kaunas und mit einer polnischen Fiat-Diesellokomotive der Reihe SU 45 nach Polen. Wir hatten es im vergangenen Jahr nicht mehr geschafft, hier voreizuschauen und holen es nun dieses Jahr nach. Ein wenig Hoffnung legten wir auch in die ehemalige 120 304 vom BW Gera, die wir auch zu erlegen hofften. Die Überlegung von uns war dann, anstatt über die stark befahrene und für die endlosen LKW-Blechlawinen völlig überlastete Fernstrasse Nr. 8 Suwalki-Warschau und dann die mautpflichtige Autobahn Warschau-Frankfurt an der Oder den Weg gerade von Nord nach Süd durch das schöne Polen zu nehmen und dann weiter über die Slovakei und Österreich zu mir zu fahren. Auf unserer Fahrt wollten wir auch in Piaszecno bei der dortigen Schmalspurbahn vorbei sehen, vielleicht hatten wir Glück und es fuhr ein Touristenzug. Tja, und dann war der Urlaub auch schon wieder vorbei. Aber das ist nicht schlimm, wartete doch auf meinem Heimatbahnhof Mühldorf auch ein schöner Russendiesel auf mich, mit dem ich die Tage nach dem Urlaub auf Südostbayerns Schienen herumdüsen darf. Sozusagen die Fortsetzung vom Baltikumurlaub, nur halt eben keine Doppellok, es sei denn, eine Doppeltraktion 232 kommt zu uns :-)

Und es sollte ja nur 1 Monat dauern, dann steht bereits der nächste Urlaub an. Es geht dann nach Kroatien mit dem Zug, es sollte das erste mal sein, wo ich die Strecke Zagreb-Split mit einer GM-Lok (die gehören neben den Russendieseln auch mit zu meinen Lieblingslokomotiven, die Amidiesel sind auch meeegageil!) UND mit Reisezugwagen mit Übersetzfenstern genießen kann-421 km Fahrt am offenen Fenster, durch die traumhafte Bergwelt Dalmatiens-aber das wird dann Thema vom nächsten Bericht. Heute aber geht es erst mal weiter mit dem Baltikum.

Nun fahren ja im Baltikum auch noch eine stattliche Anzahl an Taigatrommeln. Von Erzählungen meiner Eltern und anderen, älteren Lokführern hatte ich ja erfahren, wie laut ungedämpfte Trommeln früher waren, denn die ersten Lokomotiven der V 200 in der DDR liefen ja Anfangs noch ohne Schalldämpfer. Aber warum kam es denn dazu, das in der DDR, in Polen, der Tschechei, dem Baltikum, Weißrußland und anderen ziemlich westlich liegenden russischen&ex russischen Ländern diese Maschinen so weit vertreten sind? Nun, das ist kein Zufall, sondern Absicht gewesen. Zum einen war es der Warschauer Pakt mit dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Ein anderer, viel wichtigerer Grund war aber ein anderer. Doch dazu erst mal ein Bild.
Bild1:

Foto: www.railroadoics.org

das Foto habe ich freundlicherweise von einem anderen Forum zur Verfügung gestellt bekommen, es zeigt eine Trommel und eine Tep 70 zusammen. Und wer genau hinsieht, wird erkennen, das die Trommel das europäische Umgrenzungsprofil aufweist, während die Tep 70 das russische Profil hat. Hm? Und hier die Aufklärung. Sollte es zu einem erneuten Krieg kommen, den der kommunistische Osten gegen den kapitalistischen Westen führen würde, dann wären die M 62 die Lokomotiven dafür gewesen. Sie haben eine Zulassung für sämtliche Länder, sowohl in den GUS-Staaten, aber aufgrund des Profils auch für die Länder hierzulande, bzw. fast am Balkan, in Ungarn. Die robuste, einheitliche Technik wäre von allen Lokführern beherrschbar gewesen, ist ja alles die selbe Lok. Ob jetzt da M 62, ST 44, V 200 draufsteht ist egal. So hätte es dann durchgehende Züge von Ost n. West und umgekehrt gegeben, ohne, das man hätte umspannen müssen. Lediglich die Drehgestelle hätten getauscht werden müssen, von Breitspur auf Regelspur. Zum Glück kam es nie zu dem Krieg und die meisten der Taigatrommeln sind den "natürlichen Tod" aufgrund ihres Alters "gestorben" (Leider). So muss man heute ein paar hundert Kilometer weit weg fahren, um noch Lokomotiven dieses Types erleben zu können. Nun gibt es in Lettland auch noch ein paar Lokomotiven ohne Schalldämpfer im Einsatz, ich habe mal recherchiert und liste euch mal die Maschinen auf:

M 62 1039 Fabriknummer: 967, Bj. 1970 im Einsatz
M 62 1064 Fabriknummer: 992, Bj. 1970 abgestellt Daugavpils
M 62 1092 Fabriknummer: 1045, Bj. 1970 abgestellt in Rezekne
M 62 1151 Fabriknummer: 1265, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1154 Fabriknummer: 1268, Bj. 1971 abgestellt in ?
M 62 1176 Fabriknummer: 1290, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1183 Fabriknummer: 1297, Bj. 1971 abgestellt in Rezekne
M 62 1198 Fabriknummer: 1315, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1202 Fabriknummer: 1319, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1227 Fabriknummer: 1344, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1291 Fabriknummer: 1589, Bj. 1971 im Einsatz
M 62 1340 Fabriknummer: 1638, Bj. 1972 abgestellt in ?
M 62 1359 Fabriknummer: 1657, Bj. 1972 abgestellt in Rezekne.

es sind also noch 7 Maschinen im Einsatz in Lettland. Sie fahren meist Bauzüge oder werden mit Übergabezügen eingesetzt. Dazu kommen noch eine ganze Latte Doppeltrommeln und modifizierte 2M62U. Und heute gelingt uns der große Zapfenstreich. Wir erwischen die erst 1 Woche vorher hauptuntersuchte 2M 62 0925 im schönsten Rot. Der rote Oktober Vol. 2!!!

Bild 2:

von unserem Glück, das uns an diesem wunderschönen Frühlingstag noch wiederfahren wird, wussten wir am Morgen aber noch nichts. Ein kräftiges Frühstück im Hotel Citrus mit leckerem Weißbrot, herzhaftem Körnerfrischkäse und etwas Wurst dazu, ließ den Tag erst mal richtig gut beginnen. Wir fuhren gegen 8 Uhr dann mal gemütlich los, um uns ein passendes Motiv mit blühenden Bäumen zu suchen. Bei Mezare fanden wir schon eins. Wir waren richtig ausgehungert nach "Blühtenbildern", war dies doch unser eigentliches Ziel. Aber wer kann schon wissen, das hier oben das ganze etwas langsamer von statten geht. 2M62U 0089 fährt mit ihrem Güterzug nach Rezekne an unseren Kameras vorbei und wird uns später wieder begegnen. 17.5.2013
Bild 3:

nach diesem Bild beschlossen wir dann, an die Daugavpilser Piste zu gucken. Dort hatten wir gleich mehrere mögliche Motive, auf denen blühende Apfelbäume zu sehen sein sollten. Kaum an der Piste, rollte ein Kohlezug an. Und - wie sollte es anders sein-mal wieder im Gegenlicht kommt ein rotes Erdbeben. 2Te10U 0185 fährt mit 2M62 1090+2M62U 0071 diesen Kohlezug von Daugavpils n. Riga und passiert in Kürze den Bhf. Leinani 17.5.2013
Bild 4:

Frühling im Baltikum. Mit 2Te10U 0221 an der Ausfahrt vom Bhf. Leinani n. Süden mit blühendem Apfelbäumen und der Wolke vom Dienst am 17.5.2013
Bild 5:

wir verfolgten die Fuhre. 1 km südlich vom Bahnhof Livani erwischten wir ihn dann wieder. Der Apfelbaum stand auch hier schön in Blühte. 17.5.2013
Bild 6:

Frühling im Baltikum, Apfelbaumblüte, Endlich! Herrlich!
Bild 7+8:

heute wollten wir uns mal an den "Eisenbahnnordring" von Daugavpils wenden. Hier gibt zwischen den Bahnstrecken n. Rezekne und nach Krustpils-Riga Verbindungsgleise. An der Bahnverbindung Daugavpils-Rezekne hatten wir bisher noch keine Fotos umgesetzt. Wie wir später feststellen sollten, fahren nur Loküberführungen zum BW Rezekne und ein Übergabezug über die Bahn. Auch ein D-Zug nahm den Weg über diese Bahn. Sonst herrschte hier aber absolute Totenstille. Bei der Anreise hierhin gibt es auch eine Straßennordumfahrung. In Osteuropa gibt es viele Schrott-LKW auf den Strassen, oft findet man am Strassenrand geplatzte Reifenüberreste im Busch liegen und wir waren auch schon Zeugen, wie bei einem solchen LKW-Monster ein Reifen laut knallend kaputt ging und der Sattelauflieger gefährlich ins wanken geriet. Hier stehen gleich eine ganze Latte havarierter Schrott-LKW auf der Nordumfahrung von Daugavpils herum. Aber so sind uns die am liebsten.

Bild 9:

ja, wen haben wir denn da? 2M62 U 0089, die wir schon bei Mezare abgelichtet haben. So schnell sieht man sich wieder. Aber dieses mal ohne Zug und auf dem kürzesten Weg in den Feierabend n. Rezekne unterwegs. Im Vordergrund das Gleis führt zur Strecke n. Krustpils, wird aber nur sehr selten befahren, dicker Rost wies darauf hin, das das wohl schon länger zurückliegt... Wir suchten uns hier gerade ein Plätzchen zum Mittag essen. Etwas weiter vor den Loks, in Höhe des Signals, läuft übrigens die Strecke von Indra her ein, diesen Weg nehmen alle Züge, die von Indra her kommend nach Daugavpils fahren. 17.5.2013
Bild 10:

dann fing es etwa 15 Minuten später in der Ferne zu rumoren an. Eine ungedämpfte Taigatrommel rollte mit einem Übergabezug n. Rezekne an uns vorbei. Eine schöne Abgaswolke gab es gratis dazu. M 62 1227 nordöstlich von Daugavpils 17.5.2013
Bild 11:

dann blieb es ruhig. Kein Zug kam. Nach 2 Stunden brachen wir ab und suchten was neues. Es war schwierig, auf den engen Sandpisten durch den Wald vorwärts zu kommen, dann lief uns auch noch beinah ein sturzbesoffener Rentner ins Auto. Als wir es endlich geschafft hatten und gerade auf der Hauptstraße über die Eisenbahnbrücke fuhren, kam eine 2Te116 Päärchen, das wir noch mitnahmen. Es handelt sich um die 670, 1981 in Lugansk gebaut. Blick Daugavpils.
Bild 12:

Blick Rezekne. Die Strecke eignet sich hervorragend für Teleschüsse. 17.5.2013
Bild 13:

nach diesem Foto brachen wir jetzt wieder auf zum Motiv bei Mezciems. Im Norden Daugavpils, inmitten der ausgedehnten Birkenwälder, wo an der Straße ein riesiges Kunstdenkmal steht, gibt es, wenn man den Hang hochkraxelt, ein tolles Motiv mit einem Wachtturm. Und das Motiv fehlte uns mit Sonne. Das Problem ist, das in der Zeit (nur 2 Stunden!) wo das im Licht ist, planmäßig kein Zug fährt. Aber heute! Heute hatten wir auf alles gesetzt. Die Baumschatten wurden bereits leicht kritisch, als sie kam! Die 2M62 0925 ROTER OKTOBER!!! Ich drücke meine Gefühle, die mich hier jetzt übermannten, mal mit einem Smilie aus:
Bild 14:

noch etwas mehr lokbetont. Ey, das ist so geil. Sonne pur. Eine rote Doppellok frisch im Lack. Ein Tausendsasa. Wir freuten uns so dolle, das wir fast vergaßen, flugs zum Auto zu sprinten und dem Zug hinterher zu fahren.
Bild 15:

Da ja auch ein Haufen Südfahrer unterwegs waren, konnten die Verfolgung ruhig angehen lassen. In Nicgale war ein Frühlingsmotiv in Sicht. Und so gibt es die schöne rote Lok hier gleich noch mal mit blühendem Apfelbaum 17.5.2013...
Bild 16:

...und in Jersika abermals...
Bild 17:

... und dieses mal mit Wasserspiegelung im Ort Liksna auf der Drubinabrücke. Leider war hier für das perfekte Foto der Zug 1 Minute zu früh. Wäre er 1 Minute später gekommen, hätte die Sonne gelacht. Aber was solls, die Spiegelung passt dieses mal. 17.5.2013 Die Brückenposten hatten uns auch dieses mal nicht gesehen, war doch das Bauwerk strategisch wichtig und so bewacht. "Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören!" Getreu diesem Spruch ließen wir den Zug jetzt Zug sein. Er fuhr eh voll in die Wolken rein und für unsere morgige Abreise n. Süden wollten wir uns noch mit baltischen Delikatessen eindecken. Was ich auch gern mache, das ich aus meinen Urlaubsländern regionale Spezialitäten einkaufe und mitnehme. So wanderten in einem nahen Supermarkt dann noch der herzhafte Gemüsesaft, eine Fleischmarinade, Heidelbeersaft und bei Marco lettisches Bier in den Rucksack. Anschließend fuhren wir ohne Hast zum Bahnhof Krustpils und genossen einfach nur noch den Abend und die vorbeifahrenden Züge, bespannt mit 2 Te116, 2Te10 und M 62. Dazu gab es eine Bratwurst und lecker Tomatenketschup von Werder aus Brandenburg.
Bild 18:

der letzte Tag des Urlaubes brach an. Zeitig ging es aus den Federn. Da heute Samstag war, sollten auf der Daugavpils-Indra-Piste wieder reichlich Züge unterwegs sein. Zu letzten Aufnahmen (das lag eh auf dem Weg n. Litauen und Polen) steuerten wir abermals den Bahnhof Skaista an. Im morgendlichen Dunst fuhren gleich mal 2 weißrussische Erdbebeneinheiten n. Daugavpils, um dort 2 Züge abzuholen. 2Te10M 3648+3551 am 18.5.2013 in Skaista.
Bild 19:

im Blockabstand folgte dieser Güterzug mit der 2 Te10M 3109. Die aufgehende Sonne taucht den Morgendunst und die Abgasfahne der Doppellok in ein diffuses Licht.

Lettland! Das wars! Auf wiedersehen! Lebe wohl, bis nächstes Jahr! Schweren Herzens verließen wir nun das schöne Land mit reichlich tollen Erlebnissen. Über Schnellstraßen steuerten wir nun den Bahnhof Sestokai an der litauisch-polnischen Grenze an.

Bild 20:

eins hab ich noch! Auch in den Straßenbahngleisen der Daugavpilser Stadtbahn herrscht schönster Frühling, wie man sieht. Der Triebwagen Nr. 103 wird hier auch gerade zur Nachwuchsförderung benutzt. So, aber jetzt müssen wir wirklich abreisen. Tschüs, Lettland!
Bild 21:

der Zeitplan war eng gestrickt, wir erreichten Sestokai 20 Minuten vor Ankunft des Zuges aus Warschau. Beim Motiv suchen stach uns die M62 K 1614 ins Bild. Diese Lok wurde mit einem Dieselmotor 12d49m modernisiert, genauso wie unsere DB AG 233, wie der Blick durch das Maschinenraumfenster im Bild 22 zeigt:

Bild 23:

im schmucken rot-silber der litauischen Eisenbahn macht der DR1AM 833-2 auch einen sehr schmucken Eindruck. Er steht hier zur Abfahrt bereit, um die wenigen Fahrgäste nach Kaunas weiter zu befördern. Es ist der einzige noch verkehrende Reisezug auf dieser Bahnlinie 18.5.2013
Bild 24+25:

dann erreicht der Zug aus Polen den litauischen Bahnhof. SU 45 161, die Stammlok für diesen Zug, spuckt eine Latte Fahrgäste aus, die nun im Triebwagen der litauischen Bahn Platz nehmen werden. Vor den Anlagen der Umspureinrichtung links setzt die SU 45 um, geht es doch bereits in 20 Minuten wieder zurück. Es ist schon traurig, wie wenig Verkehr auf dieser Eisenbahn herrscht. Während die parallele Fernstraße im LKW Verkehr erstickt, gibt es hier so gut wie gar keinen Güterverkehr. Nur lokale Übergaben fahren über die Strecke. Ja, leider blieb unser Wunsch nach der 120 304 auch unerfüllt. Aber, was solls. Eine Wumme hatten wir ja. 18.5.2013

Bild 26:

vorbei am schönen Empfangsgebäude verläßt DR 1AM 833-2 den Bahnhof. Nun kehrt hier wieder Ruhe ein und der FDL kann weiter Zeitung lesen, Fernsehen gucken, nebenher studieren, oder was auch immer tun. Zeit dazu hat er jedenfalls reichlich. Auch wir verlassen den Ort, wollen wir doch den Zug n. Polen noch vor, bzw. hinter Suwalki ablichten.
Bild 27:

Wir passierten in flotter Fahrt die Grenze zu Polen. Die streng dreinblickenden litauischen Polizisten ließen uns in Ruhe, Marco`s Hundefänger war wohl vertrauenserweckend. Ein Blick zum Himmel verhieß nichts gutes. Ein Gewitter braute sich zusammen, das auch just in dem Moment losging, als wir an der Einfahrt zum Bahnhof Suwalki die Lok mit dem Zug n. Bialystock ablichten wollten. 18.5.2013 Kaum zu glauben, aber die Temperaturen lagen schon wieder im frühsommerlichen Bereich.
Bild 28:

schnell sprinteten wir zum Auto. Eiligst fuhren wir durch den Ort Suwalki. Wir wollten den Zug unten bei Augustow in den polnischen Masuren noch mal erhaschen. Das Gewitter blieb im Bereich von Suwalki. Aber es reichte nicht, die Wolken hingen bis Augustow runter. Wir leisteten uns noch einen Verfahrer, schafften es aber dennoch, dem Zug gut vorrauszufahren. Ein wunderschöner großer Teich mitten im Wald, an dem auch ein herrlicher Rastplatz liegt, sollte unser Motiv sein. Marco setzte das Motiv eher Telegrafenmastlastiger um vielleicht kannst du das Bild mit hochladen? Wir standen also so da, warteten auf den Zug. Ja, und dann merkten wir erst mal, was hier noch los war. Tausende, abertausende von Stechmücken schwirrten hier herum, kaum, das man 1 Sekunde still stand setzten sich gleich 20-30 Mücken auf einen drauf und stachen erbarmungslos zu. Es war eine regelrechte Erlösung, als endlich die SU 45 161 mit dem IC Sestokai-Warschau am Motiv entlang kam. Ein tolles Motiv, ein toller Ort, nur leider nicht im Sommer...
Bild 29:

wir suchten uns daher auch ein anderes Mittagsplätzchen. Entlang unserer Straße fanden wir einen abgelegenen LKW Rastplatz. Flink ging es weiter n. Warschau. Auf einem Unterwegsbahnhof, den wir auf unserer Fahrt zwangsläufig passierten, rangierte diese modernisierte Lokomotive. Ich bin ja auch ein großer Fan von Schmalspurbahnen. In Polen findet man heute noch immer eine große Anzahl davon. Leider sind viele im Dornrösschenschlaf versunken. So auch die 76 km lange Piascezno Kolej Dojazdova. War sie eine der ersten Schmalspurbahnen Polens, auf der Touristenbetrieb eingeführt wurde, fuhr man noch bis vor ein paar Jahren ins 28 km entfernte Grojec. Heute sind nur noch 14 km in Betrieb und der Touristenzug fuhr leider auch erst am Mittag. Zu spät für uns, wollten wir doch noch weit fahren heute.
Bild 30:

so inspizierte ich die Anlagen des Schmalspurbahnhofs. Dieser liegt mitten in der Stadt Piascezno. Die Bahn führt dann wie eine Straßenbahn durch den Ort. 18.5.2013
Bild 31+32:

inmitten von Wohnhäusern befindet sich die Lokomotiwownia. 2 Lxd-2 Wracks warten hier auf ihr Schicksal. Diese Lokomotiven wurden genauso wie meine Lieblingsbaureihe LDH 240, besser bekannt unter dem Namen "U-Boot" BR 219, in Rumänien bei der Lokomotivfabrik 23. August gebaut. Zum Einsatz kam ein Mercedes-Benz Lizenzdieselmotor Mb 836. Die Lokomotiven erhielten keine Schalldämpfer und klingen sehr schön. Dazu die wuchtige Erscheinung wie eine amerikanische Lok. Ein echt heißes Teil: https://www.youtube.com/watch?v=me0mrFr10GI diese hier jedoch haben wohl nur noch eine Zukunft im Schrott... Lxd-2 451+466 in Piascezno am 18.5.2013

Bild 33:

Weiter ging unsere Reise anschließend über Oberschlesien hinunter. In Suchedniow, einem wunderschönen kleinen Bahnhof, machten wir Mittagspause. Der Kibel EN 57 1320 fährt hier als Nahverkehrszug gerade in den Bahnhof ein. 18.5.2013 Wir setzten unsere Reise nun auch fort.
Bild 34:

im Grenzgebiet Polen-Slovakei kamen schon bald die Erhebungen der niederen Tatra ins Blickfeld. So erreichten wir am Nachmittag die Slovakei. Für mich war es das 1. mal, das ich in die Slovakei kam, ich bereiste so nun wieder ein neues Land. Marco war schon mehrfach hier. Auch hier blieben wir nicht lange von der Eisenbahn "verschont". Bei Trstena, in Oravsky Podzamok, trafen wir auf das Tal des Flusses Skolska, in dem es auch eine kleine Lokalbahn gibt. Früher soll sie mal nach Polen weitergegangen sein. Die Bahn fand ich sehr hübsch, nette Stahlbrücken über den Fluß würden gute Motive abgeben, aber wir mussten noch weit fahren und lagen im Zeitplan hinten an, so das wir leider keine Bilder machen konnten, bzw. auf einen Zug warten konnten.
Bild 35:

als wir dann aber weiter unten auf Kralovany zu, einen Güterzug mit einem Kofferadio erspähten, drehte Marco schnell um und wir verhafteten den Zug irgendwo im Tal. Da alles sehr schnell ging und ich Kartenleser bin, vergaß ich, Notizen zu machen und kann leider zum Bild nix sagen. Außer, das es am Samstag, den 18. Mai 2013 entstanden ist :-)
Bild 36-41:

nächster Anlaufpunkt für uns war der Bahnhof Vrutky. Hier gibt es auch ein Eisenbahmuseum, das ebenfalls eine Taigatrommel ohne Dämpfer besitzt, die T678 1168. Sound zu ihr gibt es hier: http://www.loksounds.eu/sounds/audio.php?kat=59 Mario Danner wohnte der Lok mal bei einer Fotozuggeschichte bei. Im Bahnhof Vrutky fand sich ein gut Abendbrotplatz. Während Marco die Würstchen grillte, ging ich mal auf Erkundungstour und konnte allerlei Transistoren (oder auch Kofferradios) ablichten:



eine Lackviefalt!

auch eine Kleinlok war zugegen. Sie spannte vor diesem Bauzug:

Und das letzte Bild aus Vrutky zeigt die "Brejlovec" 754 082 mit ihrem Schnellzug.

Nach diesem Foto und einem vollen Magen brechen wir jetzt auf zur letzten Etappe Vrutky-Mühldorf. Wir schafften es dann aber doch nicht ganz. Bei Linz waren wir von der weiten Fahrerei so kaputt, das wir in ein Landzeit-Hotel an der Autobahn einchekten. Ein sehr gemütliches Hotel mit einem Wahnsinns Frühstücksbüffet. Am 19.5. fuhren wir dann ausgeruht über Salzburg zu mir. Und in Mühldorf warteten dann schon wieder Russendiesel auf mich:
Bild 42:

Blick vom Laternenmast auf die 232 601 und 2 JT 42 CWRM. Einst waren sie Feinde, heute stehen sie einträchtig zusammen: der Ami und der Russe. Im Hintergrund ist das zu sehen, das der Stadt Mühldorf einst seinen Namen gab-eine der einst vielen Mühlen. Diese Mühle hier ist noch in Betrieb und war einst sogar mit einem Anschlußgleis an das Bahnnetz angeschlossen. 19.5.2013
Bild 43+44:

im BW Mühldorf standen an diesem Tag aber noch 2 weitere interessante Lokomotiven. Ein Lokführerkollege der SOB, der auch hier im Forum aktiv ist als 52 8186, betreut unter anderem diese wunderschöne, elegante Pazifik. Einst im BW Saalfeld zu Hause, hat es diese Lokomotive heute nach Österreich verschlagen. Sie ist ein Sinnbild für viele ehem. DDR-Bürger, die Opfer der Wirtschaftspolitik diverser BRD Politiker sind-wie auch ich- und ihre geliebte Heimat für Arbeit verlassen mussten. Die blühenden Landschaften haben wir in Sachsen-da, wo einst Fabriken zahlreichen Menschen Arbeit gaben und die von der Treuhand abgewickelt und weggerissen worden sind. So traf es auch sehr viele DR-Eisenbahner mitsamz den Lokomotiven, die heute in den alten Bundesländern ihren Dienst tun. Aber, wollen wir nicht zu sehr vom Thema abschweifen. Die 212 093, modernisiert. Man kann auch Lokomotiven auf den aktuellen Stand der Technik bringen, ohne das charakterristische Äußere, das wir an den Loks so lieben, groß zu verändern. Eines dieser positiven Beispiele ist die hier gezeigte 212 093. Ein neuer MTU Motor, gepaart mit moderner Elektronik und ein neuer Hilfsdiesel sichern dem fleißigen Arbeitstier der deutschen Bundesbahn noch ein langes Leben. Im Lokschuppen des BW Mühldorf wartet sie an diesem 19. Mai 2013 auf neue Aufgaben.


Damit sind wir am Ende unseres Baltikumurlaubsberichtes, ich danke für eure zahlreichen Richtigstellungen/Ergänzungen und euer Feedback in den bisher gezeigten 9 Teilen. Ein ganz großer Dank auch nochmals an Christian Gerber, der mir beim Bild bearbeiten geholfen hat. Dann vielleicht bis zum nächsten Reisebericht, der uns nach Kroatien führt.

Gruß, Matthias, FAUR-Power aus Rumänien für die DR-das U-Boot!!!

@ Matthias Michaelis

Wie immer, wenn du solch einen langen und informativen Beitrag einstellst, schaue ich erstmal, also "überfliege" ihn. Aber sobald ich mehr Zeit habe, beginne ich den Beitrag regelrecht aufzusaugen, geniesse sowohl die exzellenten Bilder, als auch die langen, mit Details gefüllten Texte.. und siehe da, bei der enormen Bilderanzahl ist fix mal eine Stunde rum und das hat mir gutgetan!
Nochmal ein großes...

Viele Grüße, Steffen.

Hallo Steffen,

gern geschehen.

Gruß, Matthias

Ganz starke Bilderserie. Es kommt Fernweh auf.
MfG
Mario