es ist wieder mal Zeit für einen Beitrag nach dem Motto "Schwelgen in Erinnerungen". Nun kann ich die Reihe schon mit 15 Jahre zurückliegenden (eigenen) Aufnahmen unterlegen. Daran merke ich, dass ich langsam alt werde. Zwar ist der Sommer 1999 objektiv gesehen noch nicht wirklich lange her, für die jüngeren unter uns Eisenbahnfreunden hingegen ist seitdem gefühlt schon wieder eine halbe Ewigkeit vergangen. In diesen 15 Jahren hat sich (nicht nur) eisenbahntechnisch Vieles verändert, und natürlich nicht immer zum Besseren. Wer fotografische Meisterwerke erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Schlechte Kompaktkamera, nahezu kein fotografisches Grundwissen und mein nicht gerade nobler Negativscanner lassen diese Aufnahmen maximal als "historische Zeitdokumente" durchgehen.
Die Sommerferien`99 lagen in Sachsen im Zeitraum Donnerstag, 22. Juli bis Mittwoch, 1. September. Sie sind mir besonders in Erinnerung geblieben, weil ich erstmals das "Schülerferienticket", für damals 19,90 DM, genutzt habe. Für knapp 20 Mark konnte man also im gesamten VMS-Gebiet und im Vogtlandkreis (fast) alle Nahverkehrszüge, Busse und Straßenbahnen sechs Wochen lang nutzen. (Ich glaube 1997 hatte das Ticket gar nur 9,90 gekostet.) Erstmals war ich "im großen Stil" allein mit dem Zug unterwegs und das war natürlich aufregend. Mein Interesse galt vor allem den damals noch mit V100 (BR 202) bespannten Nebenbahnzügen. Im "Einzugsgebiet" fuhren diese damals noch planmäßig von Chemnitz nach Rochlitz (via Narsdorf) und Hainichen sowie zwischen Freiberg und Holzhau. Allerdings konnte ich auf der Leipziger Strecke (KBS 525) die Züge mit dem Ticket nur bis Cossen (oder Narsdorf?) nutzen. Dies allerdings auch nur am ersten Ferientag, denn ab 23. Juli gab es exakt bis 1. September Bauarbeiten und alle Züge zwischen Chemnitz und Burgstädt/Limbach fuhren im SEV (damals teilweise noch mit Ikarus 260!).
- 22. Juli - Am ersten Ferientag nutzte ich, gemeinsam mit einem Frankenberger Mitstreiter, das Ticket für eine Zugfahrt nach Burgstädt. Dort wurde u.a. das Stadtviadukt fotografiert. Allerdings entstand da nicht wirklich etwas Vorzeigbares. Anschließend sollte noch ein Abstecher nach Limbach (Sachs) folgen. Obwohl mich der Einsatz von VT 628 dort eher abschreckte, bin ich heute froh die Zugfahrt gemacht zu haben.
202 781 hat uns in einem Bom nach Burgstädt gebracht. Es handelt sich um einen morgendlichen Verstärker, welcher hier Kopf macht. Der Bahnhof wurde zwischen 2003 und 2005 völlig umgestaltet. Die Lok überlebte bis 2005 bei DB Erzgebirgsbahn.
Das Hauptmotiv mit V100 auf der Brücke misslang etwas. Deshalb soll der nur zufällig entstandene Schnappschuss mit 219 1?? und einem geschobenen RE nach Chemnitz gezeigt werden.
Heute bin ich froh über diese Aufnahme, ist es doch mein einziges Bild eines VT 628 im Bahnhof Limbach (Sachs). 628 600 ist gerade angekommen. Dass es nicht mehr weiter nach Oberfrohna geht, verrät die Sh2-Scheibe. Knapp zwei Monate zuvor war der SPNV wegen Oberbaumängeln kurzfristig eingestellt worden. Die Gesamteinstellung Wittgensdorf ob Bf - Oberfrohna folgte am 27.05.2000.
- 23. Juli - Der zweite Tag (Freitag, 23. Juli) war einer der wenigen Regentage. Ich wollte dennoch nach Neuhausen fahren, gezogen von 219 105. Allerdings hatte das Unwetter etwas dagegen. Die Reise endete in Pockau-Lengefeld (Baum im Gleis) und ich fuhr sofort zurück. Die Fahrt nach Neuhausen habe ich dann erst im Sommer 2000 nachgeholt, dann allerdings nicht mehr mit BR 219.
In Pockau-Lengefeld endete die Zugfahrt Richtung Neuhausen abrupt. Während die "normalen" Reisenden in den kurzfristig eingelegten SEV umstiegen, trat ich die Rückreise gen Niederwiesa an. Im abendlichen MDR-Sachsenspiegel fand ich mich dann auf dem Pockauer Hausbahnsteig wieder. Wesentlich verheerender war das Unwetter knapp drei Wochen zuvor, als am 05.07.1999 die Strecke nach Marienberg zerstört wurde.
Da die Rückkehr aus dem Flöhatal nun früher als erwartet ausfiel, ging es mit der V100 noch von Niederwiesa nach Frankenberg. Erst kurz zuvor hatte ich erfahren, dass es dorthin sogar noch Güterverkehr gab.
Eine Regionalbahn aus Hainichen erreicht den noch unmodernisierten Bahnhof Niederwiesa. Es handelt sich nicht um einen Durchläufer nach Chemnitz, also setzt 202 311 gleich um und tritt die Rückreise an.
Unterdessen wartet 204 639 auf Ausfahrt in Richtung Frankenberg, um Wagen abzuholen. Mit der Modernisierung des Niederwiesaer Bahnhofs ab Mitte 2000 wurden alle Stellwerke und die alten Bahnsteige abgerissen.
Mit 202 311 war ich der 204 wenig später nach Frankenberg gefolgt. Kurz darauf verlässt die kurze Übergabe schon den Bahnhof gen Chemnitz.
Und wieder zurück in Niederwiesa: Die Übergabe steht noch auf dem "Rand", während ein VT 628 (RB nach Cranzahl) einfährt.
Abseits der Bahn (1): Was war der "Soundtrack" dieser Zeit? In den Charts waren damals Loona, Eiffel 65, Britney Spears und vor allem Mambo No.5 von Lou Bega ganz oben angesiedelt. Auch typisch für diese Zeit waren die von Stefan Raab popularisierten Eintagsfliegen, wie die "Ö La Palöma Boys" (es waren übrigens keine echten Sachsen ;) und natürlich der "Moschndrahtzaun" mit Regina Zindler und dem Knallerbsenstrauch, welcher ja vielen Vogtländern noch in Erinnerung sein dürfte. Ich erinnere mich gut an den Riesenhype mit täglicher Liveberichterstattung aus der "großen Maschendrahtzaunstadt" (so stand es kurzzeitig auf dem Auerbacher Ortseingangsschild).
- 25. Juli - An diesem Sonntag erfolgte der (damals regelmäßige) Besuch der Braunsdorfer Bahnhofsgaststätte. Während meine Eltern natürlich das Auto benutzten, reiste ich mit der Bahn an. Ich nutzte die vormittägliche RB von Chemnitz und drehte noch eine Ehrenrunde über Hainichen. Am Zug hing die "Star-V100" des Bh Chemnitz (wegen dem vergleichsweise guten Lackzustand). Der Wagon war einer der wenigen Chemnitzer Bom, außen lichtgrau/türkis, innen aber noch das klassische DR-Kunstleder.
Standbild in Hainichen: 202 625 hat bereits umgesetzt und steht für die Rückfahrt nach Chemnitz bereit.
- 26. Juli - An diesem Tag wollte ich Ferkeltaxe fahren. Das war auf VMS-Gebiet nur noch zwischen St. Egidien und Stollberg (Sachs) möglich. Also ging es mit dem SE (Stadt-Express) nach St. Egidien, wo 772 416 und Steuerwagen 972 516 schon auf Fahrgäste warteten. Anschließend reiste ich im MAN-Triebwagen der KEG (als damalige City-Bahn Pilotstrecke) auf direktem Weg nach Chemnitz zurück.
772 416 und 972 516 nach der Ankunft in Stollberg (Sachs). Im Hintergrund der 2006 abgerissene Lokschuppen.
An einem nicht mehr genau ermittelbaren Werktag (vermutlich 30.07. oder 02.08.) steht die Übergabe aus Mohsdorf im Bahnhof Chemnitz-Glösa. Das Chemiewerk Zschimmer & Schwarz war damals einer der letzten Güterkunden im Chemnitztal. 346 887 verunfallte im Frühjahr 2000 und wurde 2004 im Werk Chemnitz zerlegt.
- 3. August - Bei einer geplanten Tour zur Parkeisenbahn Plauen ging etwas schief: Es gab eine Betriebsstörung (verursacht durch eine 143). Der betroffene "Stadt-Express" (damalige Zuggattung für die Doppelstockzüge zwischen Dresden und Zwickau) wurde von 202 690 abgeschleppt. Leider habe ich das nicht fotografiert. So fuhren wir spontan in die andere Richtung, zur Holzhauer Strecke. Wie sich zwischenzeitlich herausstellte, hätten wir als Ersatz für den ausgefallenen Zug sogar den Interregio zum Nahverkehrstarif nutzen können, aber was solls.
202 342 wird uns von Freiberg nach Holzhau bringen. Sie steht an einem der Kopfgleise mit By und Bbd 499 abfahrbereit.
In Holzhau setzt 202 342 ans andere Zugende. Das Umsetzgleis war ziemlich verkrautet, aber im Gegensatz zu heute eben noch täglich in Benutzung.
Anschließend folgte ein Besuch beim Mitstreiter in Frankenberg. Die bestens gepflegte 202 625 wird mich nach Chemnitz zurück bringen. Zunächst aber "Motor aus", da die Kreuzung mit 202 416 noch ein paar Minuten dauern wird.
In Chemnitz Hbf war V60.02 der Prignitzer Eisenbahn-Gesellschaft im Bauzugeinsatz. Gerade zieht sie beladene Res-Wagen von der "Möbelrampe" an der Dresdner Straße.
Abseits der Bahn (2): Auf der Kinoleinwand liefen u.a. Matrix, Notting Hill und Eiskalte Engel auf Hochtouren.
Ich kürze das Ganze mal etwas ab und beende die Serie mit diesem Teil:
- 5. August - An diesem Tag ging ich mit meinem Vater auf einen Rundgang durch das Bw Chemnitz Hbf, BT Glösaer Straße oder schlicht "Betriebshof Chemnitz", wie es damals schon hieß. Wir meldeten uns offiziell beim Dienststellenleiter(?) an und durften nach kurzer Belehrung frei durchs Gelände spazieren. (Ohne meinen Vater hätte man mich Pimpf sicher nicht da rein gelassen.) In der Werkstatt stand damals auch die noch betriebsfähige 86 1001, ansonsten war dort nicht viel los. Im Schuppen I - mit ohne Überdachung - waren die Stände da schon besser gefüllt, mit einigen 202 und wenigen 204, 219, 345/346.
219 074 rückt aus. Rechts die noch altrote 219 091. Im Beitrag vom Bw Chemnitz Hbf auf unserer Seite sind noch einige Bilder von diesem Tag zu finden.
An einem Sonntagnachmittag Mitte August war 202 416 nach Hainichen eingeteilt. Sie erreicht Braunsdorf-Lichtenwalde. Heute würde man bei diesen Lichtbedingungen sicher nicht mehr auslösen, aber irgendwie gefällt mir die Aufnahme trotzdem.
Bei einer Vogtlandrunde Mitte August wurde auch kurz am Bf Barthmühle angehalten. "Mist, keine V100." dachte ich damals, als die Geraer 219 014 um die Ecke bog. Zum Glück trotzdem draufgehalten.
- 28. August - Die Ferien neigen sich wieder dem Ende zu. An diesem Samstag ging es mit den Eltern auf Bahnrundreise Chemnitz - Zwickau - Johanngeorgenstadt - Aue - Chemnitz.
628 575 im Bahnhof Johanngeorgenstadt. Das Bahnhofsgebäude brannte Ende 1994 und wurde daraufhin teilweise abgerissen. Erst im Sommer 2000 wurden diese Wunden kosmetisch wieder abgemildert.
- 1. September Der letzte Ferientag war - der Stimmung entsprechend - ab Nachmittag trübe und regnerisch. Ich wollte es trotzdem nochmal wissen und bin mit der RB nach Frankenberg Süd gefahren. Wie es der Zufall wollte, erwischte ich den "Zwiebelzug" auf seiner Rückreise von Frankenberg nach ???.
204 639 holt die leeren Zementsilowagen wieder ab. Ein Bild der Wagen an der Frankenberger Ladestraße hatte ich vor einer Weile im Rätselforum gezeigt. Vermutlich wurden Baustoffe für den Autobahnbau dort umgeschlagen. Das Beweisbild entstand in Frankenberg Süd, am Zugschluss hing noch ein grauer Selbstentladewagen.
Abseits der Bahn (3): Weitere nennenswerte Ereignisse waren die Ernennung von Wladimir Putin zum russischen Ministerpräsidenten durch Boris Jelzin am 9. August und die totale Sonnenfinsternis am 11. August u.a. über Teilen Deutschlands (die nächste kommt dann im Jahr 2081).
Ein Jahr später sollte es nochmals möglich sein mit dem Schülerferienticket die Chemnitzer 202 erleben zu können, das waren dann allerdings auch die allerletzten Zuckungen dieser Baureihe rund um Chemnitz.
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Sommerferien 1999, Teil 1
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14.08.2014 17:09
Zwar ist der Sommer 1999 objektiv gesehen noch nicht wirklich lange her, für die jüngeren unter uns Eisenbahnfreunden hingegen ist seitdem gefühlt schon wieder eine halbe Ewigkeit vergangen. In diesen 15 Jahren hat sich (nicht nur) eisenbahntechnisch Vieles verändert, und natürlich nicht immer zum Besseren. 
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