mit der Veröffentlichung der ersten Fahrplanentwürfe für 2018 in Tschechien diesen Sommer wurde ersichtlich, dass es auf der Linie Cheb – Usti nad Labem – Praha zu Veränderungen kommen wird. Die Züge der Linie R5 werden als Rx, Rychlík vyšší kvality (Schnellzug höherer Qualität), angegeben. Eine Veränderung im eingesetzten Wagenpark ist zu erwarten. Mit dem Auftauchen des Wagenreihungsplans für 2018 wurde es Gewissheit: Die Bautzener UIC-Y Wagen mit Übersetzfenster verschwinden planmäßig auf dieser Linie. Zum Einsatz sollen modernisierte Wagen der Gattung ABmz346, Bbdgmee236 und Bpee237 kommen. Großraum statt Abteil und Klimaanlage statt Frischluftzufuhr.
Ich wollte noch einmal die Strecke von Cheb bis Usti nad Labem am offenen Fenster genießen, es fehlte nur noch ein schöner Herbsttag. Der Wetterbericht vermeldete für den 29.09.2017 blauen Himmel, Sonnenschein und Temperaturen bis 21 Grad. Also hieß es: „Nix wie los!“ Zusammen mit meinem Vater startete unsere kleine Rundfahrt um 08:55 Uhr im Chemnitzer Hauptbahnhof. Mit dem RE 26968 der Mitteldeutschen Regiobahn fuhren wir bis Plauen (Vogtl) ob. Bf. Wir pokerten etwas und nutzen direkt unser Sachsen-Böhmen-Ticket, welches unter der Woche eigentlich erst ab 9 Uhr gilt. Den Kundenbetreuer interessierte dies herzlich wenig, Zangenabdruck darauf und fertig.
Plauen erreichten wir pünktlich um 09:59 Uhr. Mit der Vogtlandbahn sollte es eine halbe Stunde später weiter nach Cheb gehen. VBG 20973 kam mit 14 Minuten Verspätung aus Zwickau Zentrum eingefahren. Wir nahmen im Stadler RS1 Platz und setzen unsere Reise 10:44 Uhr fort. Die Fahrt führte entlang der Weißen Elster durch das Vogtland. Die Verspätung blieb konstant und so erreichten wir Cheb um 12:06 Uhr.
In Cheb fiel unser Blick direkt auf ČD 362 132 mit dem R 611 “Karlex“ Cheb – Usti nad Labem – Praha.
Angekommen in Cheb stand am Bahnsteig 3 schon ČD 362 132 mit dem R 611 “Karlex“ nach Prag bereit. Der Zug bestand nicht mehr komplett aus Bautzener UIC-Y Wagen. Neben dem Mehrzweckwagen Bbdgmee236 war auch ein Großraumwagen der Gattung Bpee237 eingereiht. Diese verkehren seit dem kleinen Fahrplanwechsel am 11.06.2017 planmäßig in den Zügen der Linie R5 als Wagen 368. Ein A149 und zwei B249 komplettierten den Zug, welcher Cheb planmäßig 12:27 Uhr in Richtung Prag verlassen sollte.
Am Bahnsteig 2 stand ČD 362 120 mit dem Rx 761 “Vyšehrad“ Cheb – Plžen – Praha.
Wir begaben uns zum Bahnsteig und fanden im Wagen 367, einem B249 (CZ-ČD 51 54 20-41 675-9), ein freies Abteil. Dieses sollten wir bis Usti nad Labem für uns haben. Der Wagen war soweit noch ursprünglich, lediglich die Sitze waren mit neuem Polster überzogen. Pünktlich setzte sich der Zug in Bewegung. Es waren viele Ausflügler unterwegs, denn dieser Freitag war in Tschechien ein Brückentag. Am Tag vorher wurde zum 99 Mal die Entstehung eines selbstständigen tschechoslowakischen Staates gefeiert.
Unser Abteil Nr. 5 im B249 (CZ-ČD 51 54 20-41 675-9).
ČDC 363 047 mit einem Güterzug in Kynšperk nad Ohří.
Das Empfangsgebäude von Dasnice.
Abgestellte RegioSprinter von Gw Train Regio für den Böhmerwald in Sokolov.
Zwischen Chodov und Karlovy Vary wurde kräftig gebaut, der Bahnhof von Chodov war schon komplett umgestaltet. Es stand zwischen beiden Stationen nur ein Streckengleis zur Verfügung und so warteten wir in Novō Sedlo u Lokte den leicht verspäteten Gegenzug ab.
Zugkreuzung mit ČD 362 077 und R 612 “Svatava“ nach Cheb in Novō Sedlo u Lokte.
Der neu gestaltete Bahnhof in Chodov.
Es wurde u.a. an der Sicherungstecknik gearbeitet.
Großbaustelle Karlovy Vary mit dem neuen Empfangsgebäude und ČD 844 016.
Zwischen Vojkovice nad Ohří und Klášterec nad Ohří verläuft die Strecke unmittelbar am Fluß Ohře entlang. Die wenigen Schleierwolken hatten sich mittlerweile aufgelöst, die Sonne schien und die Bäume waren schon bunt gefärbt.
Das Empfangsgebäude von Stráž nad Ohří.
ČD 810 459 als Os 17613 nach Kadaň in Klášterec nad Ohří.
Ausfahrt in Chomutov. Links das Streckengleis nach Vejprty.
Ankunft in Most mit dem Blick auf die Burg Hněvín.
ČD 362 108 mit dem werktäglichen Sp 1694 von Usti nad Labem nach Cheb bei der Ankunft in Most. Sollte die Zugbildung 2018 so bleiben, hätte man im AB349 noch die Möglichkeit, die komplette Stecke am Übersetzfenster zu genießen.
SÚD 742 201 in Teplice v Čechách.
Blick auf den Erzgebirgskamm.
ČD 150 202 stand neben dem Lokschuppen in Usti nad Labem bereit.
Mit nur 1 Minute Verspätung erreichten wir Usti nad Labem hl.n. nach 182 km und 2:43 h um 15:10 Uhr. Der Zug machte hier Kopf und fuhr weiter nach Praha hl.n.. Unser Lokführer hatte einen rasanten Fahrstil und legte immer eine nicht gerade materialschonende Bremsung hin. So roch es in jedem Bahnhof ordentlich nach Bremsstaub. Ich habe die Fahrt fast vollständig am offenen Fenster gestanden. Der Sonnenschein, die angenehme Temperatur und die bunte Laubfärbung machten die Fahrt über die abwechslungsreiche Strecke zum Erlebnis.
Wir hatten etwas mehr als eine Stunde Aufenthalt und nutzten die Zeit für einen Abstecher auf den Větruše. Vom Einkaufscenter neben den Bahnhof fuhren wir mit der Seilbahn für 18 Kč (0,70 €) pro Person auf den Berg. Die Seilbahn verkehrt alle 15 Minuten. Oben angekommen hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt, die Bahnanlagen und das Elbtal.
ČD 150 202 übernahm unseren R 611 “Karlex“ in Usti nad Labem.
Blick auf Usti nad Labem.
ČD 371 015 mit dem EC 172 “Hungaria“ von Budapest nach Hamburg.
Zu Fuß machten wir uns auf den Rückweg und benötigten bis zum Bahnhof keine 15 Minuten. Wir setzten unsere Rundfahrt um 16:16 Uhr mit dem R 684 “Petr Ginz“ von Praha nach Děčín fort. Während die Züge auf dieser Linie am Wochenende aus CityElefanten der Baureihe 471 gebildet werden, bestehen sie unter der Woche komplett aus Bautzener UIC-Y Wagen der Gattung B249, BDs449 und A149. Pünktlich kam ČD 150 203 mit ihrem 7-Wagen Zug eingefahren. Wir suchten uns für die kurze Fahrt bis Děčín hl.n. ein Fenster im Gang zur Elbseite.
Einfahrt von ČD 150 203 mit dem R 684 “Petr Ginz“ in Usti nad Labem hl.n..
Blick auf das Elbtal.
Der R 684 “Petr Ginz“ bestand komplett aus Bautzener UIC-Y Wagen.
Nach 15 Minuten Fahrt erreichten wir Děčín hl.n. um 16:31 Uhr und hatten am gleichen Bahnsteig direkt Anschluss. Mit der “Nationalparkbahn“, einem Desiro der Deutschen Bahn der durch die České dráhy betrieben wird, fuhren wir 16:41 Uhr weiter nach Bad Schandau.
Einfahrt in Děčín mit DB 642 037 als Os 5451 nach Rumburk.
Blick auf Hřensko, dem tiefstgelegenen Ort Tschechiens (112,5 m n.m.)
Um 17:10 Uhr erreichten wir mit dem Os 5451 Bad Schandau. Hier bestand wieder direkter Übergang an die S1 (31754) um 17:15 Uhr nach Meißen-Triebischtal. Wir fuhren bis Dresden Hbf, welchen wir 17:58 Uhr erreichten. Die letzte Etappe war dann die RB 26930 der Mitteldeutschen Regiobahn, welche 18:06 Uhr in Dresden Hbf abfuhr. Um 19:25 Uhr waren wir nach 517 km wieder zurück in Chemnitz.
Es war eine schöne Rundfahrt bei herrlichem Herbstwetter für gerade einmal 16 Euro pro Person. Es ist interessant, wie unterschiedlich der Eisenbahnverkehr auf beiden Seiten des Erzgebirges ist. Ich bevorzuge eindeutig die südliche Variante davon!
schön gemacht und gut aus der Perspektive des Reisenden dokumentiert.
Ja das mit dem B249 ist zumindest hier in der Ecke von Cheb und damit gen Praha via Plzen bzw. Usti nun bald Geschichte.
Wenn ich bedenke das ich jenes Fahrzeug wie kein anderer bis vor ca. eineinhalb oder gar schon zwei Jahren ?, von Cheb nach Praha über Plzen hinweg derart zur Nutzung verinnerlicht habe wie eigentlich nur Tschechen, die beruflich damit pendeln mußten. Von 1995 an bis Mitte 2015 war das mindestens!!! allmonatlich die Fahrt nach Praha zur burza. In den Sommermonaten ohne Börse, also Juli und August, gab es stets anderweitige Fahrten. Ebenso unzählig in diesen Jahren die Fahrten zu anderen Zielen in Böhmen und Mähren. Um ca. 4.30 Uhr immer in Cheb abgefahren gab es hinter der Lok, oder im letzten Waggon, fast jedes mal das Abteil Nr. 6. Langemacht auf der Sitzbank. Licht aus, Vorhänge zu! Augenpflege. KULTUR!!! Das "Schlafabteil" ist nun echt Geschichte damit. Ich weine dem schon nach, aber auch wieder nicht. Es war ja längst zu erwarten! Und es wurde immer "schamlos" ausgenutzt jenes Angebot hier vor der Haustüre. Ein Privileg! Wann nun da meine planmäßig letzte Fahrt war müßte ich überschlagen. Aber gut ist das man es nicht weiß, wann es das letzte mal sein wird! Man soll aufhören wenn es am besten ist!!!
Ich bin sicher das auch im Jahresfahrplan 2018 noch wochentägliche Leistungen von und nach Praha mit den Bautzner verkehren, in alle möglichen Richtungen der Tschechenrepublik eben. Vielleicht muß man in 2018 die jizdenka na leto daran hetzen in jenem Waggontypen nochmals so richtig den Hintern wund zu sitzen und den Fahrtwind um die Nase prasseln zu lassen. Noch heuer im September gab es dies zuletzt von Usti nach Cheb herauf. Ein paar Videosequenzen sind mit der Digitalen entstanden, diese mehr den Geräuschen im Abteil, im Gang oder auf dem scheppernden Wagenübergang gewidmet, als der Dokumentation des Vorganges an sich. Sicher noch länger wird es Möglichkeiten geben den Spitzdachwagen bei der ZSR zu nutzen. Am Ende gar Rumänien und CFR und Bulgarien mit der BDZ? Möglich wird das sicher sein!
Aber da an einer "Abschiedsfahrt" teilnehmen? Einem Sonderzug? Wer wäre ich denn! Es bleibt: "Es geht nichts über PLANBETRIEB!" Und wenn vorbei, dann vorbei.
Keine Ahnung, wie viel Kilometer bei der DB in den Bm232, 233, 234 und 238 im Schnellzugverkehr, auch teils in IR und IC-Zügen, ich mir von 1983 bis 1994 reingezogen habe. Ab 1990 in einer DR und späteren DBAG in den Bautznern Abteilen. Dann ab 1995 die CeskeDrahy bis eigentlich eben.
Großraum ist eine Unkultur im Fernreiseverkehr. Die Klima ein unmöglich Ding, gesund sowieso nie!
In nächster Zeit bleibt aber der Waggon mit Abteilen in manch Gestalt von ex ÖBB-Waggon im Najbrt-Farbkleid bei der CD erhalten. Die Beer-Waggon, oft grau-orange, fahren auch noch Jahre. Ganz weg wird das Coupe hoffentlich nie gehen! Aber die zu öffnenden Fenster werden absehbar verschwinden.
Oder man sucht den Najbrt-kufr 810. Auf der lokalka ist das Fahren damit die Krönung!
Gruß, malo
Dees is faj niad schäj, sua koa dees niad waajder gäj!
Ein klasse Bericht einer Bahnreise mit super Bildern. Man sieht, wie unter anderem in Betrieb gehaltene und geflegte Bahnanlagen und Stationen aussehen können. Und es geht nichts über ein zu öffnendes Fenster.
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[CZ] Abschied vom Übersetzfenster (m30B)
Zugfunk
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07.11.2017 20:06
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