dieses Wochenende bricht im Knoten Leipzig mit der Eröffnung des City-Tunnels eine neue Ära an. Klassische Doppelstock- wendezüge mit Elloks aus Hennigsdorfer Produktion werden im Leipziger Untergrund nicht zu sehen sein. "Silberhamster" (Talent 2) übernehmen den Gesamtverkehr. Ab 15. Dezember 2013 übernimmt die DB-Tochter "S-Bahn Mitteldeutschland" die Verkehrsleistungen mit neu angeordneten S-Bahnlinien.
Grund genug an diesem für Leipzig und die sächsische Eisenbahngeschichte nicht ganz unbedeutenden Datum ein wenig zurückzublicken:
Am 12. Juli 1969 wurde der S-Bahnverkehr in Leipzig offiziell aufgenommen. Die ersten beiden Linien verließen den Kopfbahnhof je nach Westen und Osten und umfuhren in einem Bogen das Stadtzentrum. In Markkleeberg trafen sich beide Strecken wieder und liefen bis Gaschwitz. In der Draufsicht ergibt sich also die Form eines "Herzes", welches auch komplett mit Ringzügen befahren wurde. Später kamen weitere Stichstrecken hinzu, wie etwa die Neubaustrecke nach Grünau im Westen der Stadt. Anfangs wurden die Linien mit Großbuchstaben bezeichnet (A, B, etc.), später S1, S2, etc.. Auch Halle (Saale) hatte ab 1969 ein eigenes S-Bahnnetz, welches inzwischen mit dem Leipziger verbunden ist.
Die ersten Jahre des Leipziger S-Bahnverkehrs kamen E11 mit LOWA-Mitteleinstiegswagen (E5, inklusive Steuerwagen) zum Einsatz. Diese waren in den Leipziger Stadtfarben lackiert und hoben sich so von der DR-Einheitslackierung ab. 2008 wurde 211 049 kurzzeitig vom TEV Weimar im Leipziger S-Bahnschema präsentiert.
Jahrzentelang waren 109, 142 und 143er mit Doppelstockwendezügen nicht aus dem Leipziger Hbf wegzudenken. Am 17. Mai 2003 verlässt 143 944 den Hbf mit einem Wendezug.
Der ehemals größte Kopfbahnhof Europas (mit dem Tunnel ist er ja gar keiner mehr) mit den beiden Fahrzeuggenerationen der S-Bahn. "Silberhamster" werden vorerst die Ausnahme in der Bahnhofshalle bleiben. Im Herbst 2013 waren sie im Probe- betrieb nach Halle im Einsatz. Bei einzelnen Leistungen, wie nach Magdeburg und Weißenfels(?), werden die Wendezüge mit 143 vorerst erhalten bleiben.
Auf der S1 nach Miltitzer Allee im Grünauer Plattenbaugebiet fuhren bis Mai 2011 klassische S-Bahnen. Anschließend ruhte der Verkehr für 2,5 Jahre. Ein Wendezug nähert sich Plagwitz von Miltitzer Allee kommend (22.04.2011).
Die Sperrung wurde auch zur Sanierung genutzt. Im Vordergrund ist die neue Einfädelung der S1 in den mittlerweile völlig umgestalteten Plagwitzer Bahnhof zu sehen. 143 034 verlässt Plagwitz gen Grünau.
Die S1 führte von Leipzig Miltitzer Allee über Plagwitz, Hbf, Markkleeberg nach Borna (b.Lpz.). Hier endete bis 2010 der Fahrdraht und damit auch die S-Bahn. Weiterreisende von/nach Geithain mussten umsteigen, so wie hier am 20. Mai 2001. Natürlich gab es seinerzeit noch die durchgehende Verbindung Chemnitz - Leipzig via Borna.
2010 wurde der Abschnitt Borna - Geithain elektrifiziert und wird von nun an Bestandteil der S4 Hoyerswerda - Geithain. Die Mitteldeutsche Regiobahn (2008 aus Connex Sachsen hervorgegangen) bediente ab Dezember 2009 viele Leipziger Vorortstrecken als Interimslösung bis zur Eröffnung des City-Tunnels im Dieselverkehr mit RS1 und VT642. So auch die Relation Leipzig Hbf - Borna - Geithain. Zwischen Leipzig Hbf, Bad Lausick und Geithain wird das Unternehmen auch in den kommenden Jahren aktiv bleiben. Kurz vor den Elektrifizierungsarbeiten quert VT015 der MRB den Geithainer Viadukt (28.06.2010).
Keine Zukunft hat ein Teil des "Ostherzes" der ehemaligen S1 (ab 2004: S2) zwischen Leipzig Hbf und Leipzig-Stötteritz via Anger-Crottendorf. Hier fuhren schon am 24. November 2012 die letzten Züge. Recht bald wurden auch die Gleise abgebaut. Am 17.11.2012 war 143 832 noch in Leipzig Sellerhausen "oberer Haltepunkt" zum Halten gekommen. Auch die Stationen Leipzig Ost und Anger-Crottendorf wurden damit überflüssig. Letztere wird an den Güterring verlegt.
Die S2 führte über die "Waldbahn" von Plagwitz nach Gaschwitz. Dieser Abschnitt wurde zuletzt mit LVT der BR 772 bedient und im Dezember 2002 aufgegeben. Zwischen 24.11.2012 und 14.12.2013 erlebte die "Waldbahn" ein Comeback im SPNV. Allerdings wurde nur der Haltepunkt Markkleeberg-Mitte als Unterwegshalt reaktiviert. 143 903 quert am 03.08.2013 die Flutbrücke bei Großzschocher.
Die Strecke Leipzig-Connewitz - Werdau - Zwickau (Sachs) Hbf wird ab sofort Bestandteil der S4 (Halle - Zwickau). Damit verschwindet u.a. der lokbespannte RE 8 Leipzig - Zwickau von der Bildfläche. Hier eine geschobene Garnitur in Neukieritzsch.
Gleich drei 143er sehen wir auf dieser Aufnahme in Altenburg (08.03.2011).
Und 143 089 in Gößnitz am 16.05.2009. Die Straßenbrücke im Hintergrund hatte es auch fast hinter sich.
Zwischen Gößnitz und Glauchau via Meerane gibt es ab 15.12.2013 keine elektrischen Personenzüge mehr. DB Erzgebirgsbahn übernimmt mit VT642 den RB-Verkehr. Außerdem bleibt der RE nach Göttingen mit VT612. In Meerane kam am 22.01.2011 143 595 zum Halten.
Auch das Gleisvorfeld im Leipziger Hbf wird in den kommenden Jahren umgestaltet werden.
Ein Lokzug bestehend aus 143 217, 831 und 074 rangiert in Leipzig Hbf, 01.03.2006.
RE 8 und S10 eine Woche vor Ultimo in Leipzig Hbf. Die S10 wird nun zur S3 und führt von Halle über Leipzig Hbf (tief) und Bayerischer Bahnhof nach Stötteritz.
Auch in Halle (Saale) Hbf wird die 143 ab heute keine Massenware mehr sein. 143 893 und 363 am 07.12.2013.
Im Beitrag konnten nicht alle Linien und Veränderungen Berücksichtigung finden!
Ich will noch zwei ergänzende Fotos zum Thema mit zeigen : 143 002-4 Leipzig Hbf als RE 8 (17.11.11) und 143 075-0 Leipzig Miltizer Allee als S 1 (28.10.10)