Am Montagmorgen wollten wir in die Vardar-Schlucht zwischen Gorche und Jegunovce. Gunar interessierte sich sehr für meinen Haldenblick in Radusa. Dort immer wieder beeindruckend ist das zerschossene Empfangsgebäude, dem auch mein erster „Schuss“ galt.
Das EG von Radusa
Es waren noch ein paar Minuten bis zur Ankunft des InterRegio aus Kicevo und der Bahnsteig füllte sich langsam aber stetig bis sich schließlich insgesamt 21 Beförderungsfälle versammelt hatten - alles Männer - keine einzige Frau dabei. Der Zug wurde mehrfach bei der Einfahrt (von der Laderampe) und bei der Ausfahrt erlegt.
661 235 | iR 661 (Kicevo - Skopje) | Radusa
661 235 | iR 661 (Kicevo - Skopje) | Radusa
Dann bewegte ich das Auto wieder um Gunar abzuholen. Sein Abstieg gestaltete sich etwas schwieriger. Derweil wurden im Dorf die Kühe auf die Weide getrieben und manch anderes skuriles Gefährt Marke Eigenbau kam vorbei.
Die Rinder von Radusa werden zur Weide geschickt
Da wir nun überhaupt keine Eile hatte, führte ich uns erst einmal wieder zum schönen Rastplatz bei Sulari, wo es ausgiebig Frühstück und ein paar Hibiskus-Bildchen gab.
Rastplatz mit Mietauto, Brunnen und Hibiskus
Hibiskus aus der Nähe
Das es nun Zeit wurde für den Schnellzug aus Prishtina, fuhren wir nach Volkovo weiter und machten dort unseren Schuss. Als wir noch am Zusammenpacken waren, kamen der „Blaumann“ (im Bild rechts vom Zug sichtbar) und sein „Hund“ zu uns gelaufen und moserten schon von weitem. Irgendwann einigten wir uns auf Englisch als Gesprächsgrundlage und als wir unsere Fotogenehmigungen rausholten, war alles in Ordnung. Man meinte nur noch, dass es besser wäre, vor dem Foto im Empfangsgebäude vorstellig zu werden, damit nicht durch irgendeinen blöden Zufall jemand auf den Gleisen überrollt wird. Wir nahmen das zur Kenntnis, wollten aber ohnehin nicht nochmal hierher.
661 223 | B 891 (Prishtina - Skopje) | Volkovo
Die verbeulte 223 sollten wir auch später nochmal treffen. Für uns gings nun nach Gjorche um die Lage zu prüfen. Dort war ein bekanntes Gesicht im Bahnhof und wir kamen schnell im ins Gespräch. Züge verhieß er uns keine. Weder für Jegunovce noch für den Kosovo. Generell gäbe es eine Wirtschaftskrise im Amselfeld und es würde pro Woche bestenfalls noch ein Güterzugpaar unterwegs sein. Für uns gab es also keinen Grund zu bleiben. Den Denkmalszug schauten wir auch noch an, aber der ist unter den Bäumen auch ziemlich ungünstig geparkt, weshalb ich mein Bildchen diesbezüglich etwas beschnitt und mich auf die gut ausgeleuchteten Wagen konzentrierte.
Denkmal mit Fabrik-Nr. 15079 vorn dran - Hersteller war Henschel & Sohn 1917 in Cassel (Heute mit K)
Anschließend ging es zu einer (für mich weiteren) Erkundungstour in die Matka-Schlucht. Vor uns wurde eine Gruppe polnischer Bürger aus einem Bus geschüttet und so mussten wir recht lange auf einen freien Platz für die Bootstour warten.
Ausblicke in der Matka-Schlucht
Die Bootstour war nett. Die Tropfsteinhöhle am Ziel allerdings nicht unbedingt der Knaller zumal alle sehr schnell durchgescheucht wurden. Dennoch ist die Höhle mit der Bootsfahrt auf jeden Fall einen Ausflug wert.
Kleiner See in der Höhle
Tropfsteine an der Decke
Wir gönnten uns noch ein leckeres Essen in der Kneipe am Stausee und liefen dann wieder Richtung Auto.
So sieht die Staumauer von der Talseite aus
Beim freundlichen Fahrdienstleiter in Gjorche traf mich fast der Schlag. Die Übergabe nach Jegunovce war doch tatsächlich verkehrt, während wir im Boot saßen. Da sie nur Wagen brachte und die fotogene Rückfahrt damit Lz war, war es nicht ganz so schlimm. Allerdings war nun auch wieder nicht herauszubekommen, wann die Wagen ggf. abgeholt werden sollen. Das würde alles auf Zuruf in Trubarevo geschehen. Nun ja: es hat nicht sollen sein. Nun war es wieder Zeit für den Kosovo-Schnellzug. Wir wollten auf die Brücke, wo man wegen der Kaserne im Hintergrund als Fotograf vorsichtig sein sollte. Die Kameras hielten wir deshalb sehr bedeckt und gingen auch nur kurz vorher auf die Brücke.
Wir hatten in doppelter Weise Glück, denn niemand interessierte sich für uns und wir entgingen außerdem nur sehr, sehr knapp einem Wolkenschaden - aber das Glück war uns auch weiterhin hold und so hatten wir auf der Tour auch danach kein Problem mehr mit einer Wolke, die den Zug verdunkeln könnte. Allerdings sollte es gleich noch einmal zu einer Zitterpartie werden. Denn die Wolken am Himmel hatten dennoch zwischenzeitlich deutlich die Überhand am Himmelszelt gewonnen. Für den Kicevo-Zug wollten wir nochmal in die Vardar-Schlucht bei Radusa. Dort musste was gehen. Ein genaues Ziel hatten wir aber noch nicht. Der Himmel sah aber in der Richtung auch noch besser aus. Schlussendlich rollten wir überall durch und auch der Bahnhof Radusa sah in der Richtung nicht toll aus, aber das Einfahrsignal aus Richtung Jegunovce konnte man von einem kleinen Felsen ins Bild integrieren. Die Dorfkinder postierten sich erst ziemlich gut, gingen dann aber bei Zugdurchfahrt tlw. in den Schatten der Bäume.
661 223 | iR 662 (Skopje - Kicevo) | Radusa
Wie man sieht, hatten wir auch hier ziemliches Glück mit der Wolke. Eine Minute vorher war zwar der Hügel im Hintergrund angestrahlt, aber wir standen komplett im Schatten. So ist es doch viel besser, wenn auch nicht optimal. Da es nun nach Veles ins nächste Hotel gehen sollte, wollten wir schnell zur Autobahn. Ich hatte nun den Ehrgeiz doch nochmal in Volkovo nach einem Güterzug zu fragen. Als wir kurz vor dem BÜ in Novo Selo waren, fing dieser zu leuchten und zu bimmeln an. Es kam 661 223 aus Hani Lz zurück als 58231. Damit hatte sich auch die Notwendigkeit des Fragens erledigt und wir nahmen direkt die nächste Autobahnauffahrt. Zwischen Rajko Zinzifov und Veles wollten wir noch ein paar Tal-Stellen erkunden, aber dort schien alles sehr zugewachsen. Was blieb, war trotz des mittlerweile stark eingetrübten Himmels noch ein Bild von der Autobahn „Alexander von Mazedonien“. Danach gings zum Hotel, wo auch direkt das Abendessen eingenommen wurde.
Autobahn Fahrtrichtung Griechenland kurz vor Veles