am 18.09.2016 rief der Veranstalter "Bahnnostalgie Muldental" unter der Regie von Dirk Kießling zu einer Fotozugveranstaltung im Leipziger Umland auf. Mit dem Berliner "U-Boot" 119 158 und Bghw-Wagen sollten die Strecke Leipzig - Döbeln bis Großsteinberg sowie vornehmlich die Stichstrecke Beucha - Trebsen bereist werden. Während die Hauptstrecke (Leipzig -) Borsdorf - Grimma der heutigen Zeit entsprechend ausgebaut ist, finden auf der Stichbahn Beucha - Trebsen nur noch Gelegenheitsverkehre statt. In einem entsprechend schlechten Allgemeinzustand befindet sich daher diese Strecke, welche dennoch teils interessante Motive bietet. Von hoher Bedeutung war einst der Güterverkehr, zahlreiche Werksanschlüsse zeugen noch heute davon.
Kartenausschnitt (Quelle: wikipedia)
Aufgrund mangelnder Verfügbarkeit der ursprünglich geplanten Zuggarnitur mußte kurzfristig umdisponiert werden, und so kam schlußendlich die nicht weniger interessante 118 770 der "Interessengemeinschaft Dampf= lokomotive 58 3047 e.V. Glauchau" nebst zwei äußerlich in den Ursprungszustand der DR zurückversetzte lange Reko-Halberstädter Wagen zum Einsatz. Der Zug war sowohl zum Mitfahren als auch zur Nebenherfahrt gedacht. Vom Wetter her war es leider eine recht durchwachsene Angelegenheit. Schien vormittags zur Abfahrt in Leipzig noch die Sonne, zog es am Himmel schon recht schnell zu. Immerhin blieb es weitgehend trocken, wenngleich die Lichtverhältnisse nachmittags teils arg unterirdische Ausmaße annahmen.
Die "Dicke Babelsbergerin", wie diese Maschine auch genannt wird, war die größte in der DDR gebaute Diesellok. Diese zweimotorige und max. 120 km/h schnelle BR 118 (original "V 180", zuletzt BR 228) wurde in den 1960er Jahren in insgesamt 375 Exemplaren (+ 9 Werkloks mit veränderter Getriebeübersetzung und v-max 100 km/h) in 3 Bauserien beim "VEB Lokomotivbau 'Karl Marx' Babelsberg" hergestellt. Waren die ersten beiden Bauserien noch in der Achs= folge B’B’ gebaut worden, stellte man die stückzahlmäßig größte Serie in der Achsfolge C’C’ her. Ab den späten 70er Jahren erhielt der größte Teil der Loks leistungsgesteigerte Motoren, welche an der um 400 erhöten Ordnungs= nummer erkennbar waren. Bei der DB AG waren die Loks planmäßig bis weit in die 90er Jahre aktiv, inzwischen gibt es nur noch sehr wenige betriebsfähige Maschinen in privater Hand. Die 118 770 wurde als eine der letztgebauten ihrer Art im August 1969 in Dienst gestellt und befindet sich seit 1994 in Privatbesitz.
Gestartet wurde ursprünglich in Glauchau, die Fahrt nach Leipzig erfolgte als Leerfahrt. Beim Aufstellen des Zuges im Leipziger Hbf entstand dabei bereits die sonnigste Aufnahme des Tages.
Der Zugführer - wie es sich gehört in DR-Uniform - auf dem Weg zum Lokführer zwecks Klärung diverser Formalitäten.
Nach einem Zwischenhalt in Beucha (nicht wirklich fotogen) wurde der erste Bahnhof der Stichbahn Beucha - Trebsen erreicht: Brandis. Die Gleisanlagen und Gebäude sind in einem teils erbärmlichen Zustand. Der Personenverkehr auf der Gesamtstrecke wurde im Dezember 2006 eingestellt, auf dem Teilstück Brandis - Trebsen bereits im Herbst 1997. Zuletzt kamen bis Brandis moderne VT der BR 642, welche im Stundentakt von/bis Leipzig durchgebunden waren, zum Einsatz.
Weiter ging es nach Altenhain, der dazwischenliegende Haltepunkt Ammelshain wurde zunächst außer Acht gelassen. Aús einem dichten Wald herauskommend wurde der Zug bei der Einfahrt in den Bahnhof erwartet. Hier gibt es noch mehrere Gleise und eine Verladerampe.
Der Bahnsteig des Bahnhofs befindet sich auf der Ostseite in einem unübersichtlichen Außenbogen. Oftmals sind sogar noch Telegrafenmasten erhalten geblieben, wenn auch inzwischen ohne Kupferdraht.
Kurz hinter dem Bahnhof bot sich eine sehr schöne Fotostelle, wo gleich 3 Masten fein zur Geltung kommen.
Knapp 3 Kilometer weiter befindet sich der nächste und vorletzte Bahnhof dieser Strecke: Seelingstädt. Da im Endbahnhof Trebsen mangels funktionstüchtiger Weichen nicht mehr umfahren werden kann, mußte die Lok bereits in Seelingstädt an das andere Zugende gesetzt werden. Das Stellwerk ist nicht mehr betriebsfähig, die Signale - sofern noch vorhanden - ausgekreuzt, und die Weichen müssen von Hand vor Ort gestellt werden. Auch die Schrankenanlagen sind komplett außer Betrieb, die BÜ müssen mittels Posten gesichert werden.
Die Lok ist nun am hinteren Ende des Zuges und das Schlußsignal gesetzt. Bis zur Abfahrt sind noch eion paar Minuten Zeit.
Freie Stellen sind rar gesät, so konnte der Zug erst auf den letzten Metern vor dem Ziel einigermaßen gescheit in Szene gesetzt werden.
Im Endbahnhof Trebsen war dann fast schon Volksfeststimmung, zahlreiche Einwohner der Stadt versammelten sich auf dem Bahnhof, wo auch für das leibliche Wohl gesorgt wurde.
Von Trebsen aus sollte es nun nach Großsteinberg gehen, hier bei der Ausfahrt.
Wenig später bei der Einfahrt am großen Stellwerksgebäude in Seelingstädt.
Natürlich war ausreichend Zeit für einen Stellungswechsel für die Ausfahrt.
In Altenhain gab es wieder einen mehrminütigen Aufenthalt.
Die Abfahrt mal recht "sportlich", deutlich zu sehen an den Abgasschwaden ;)
Die Haltestelle Ammelshain wurde ohne Halt durchfahren.
Im Nu war Brandis erreicht, die Stichbahn ist ja insgesamt nur knapp 17 km lang. Hier bei der Ausfahrt.
Da der Zielbahnhof Großsteinberg nicht auf direktem Wege erreichbar war, mußte zum Umfahren nach Bohrsdorf gefahren werden. Dieser an der Hauptbahn Leipzig - Dresden gelegene Bahnhof ist seit dem Umbau vor einigen Jahren jedoch genauso wenig fotogen, so daß fotografisch verzichtet wurde. Stattdessen wurde der Bahnhof Naunhof aufgesucht, welcher kurz vor Großsteinberg liegt. Natürlich hat auch dieser Bahnhof sein altes Flair schon längst verloren, soll aber an dieser Stelle mal gezeigt werden.
In Großsteinberg ist das östliche Stellwerk noch erhalten, wenngleich auch seiner Funktion beraubt, Fenster und Türen verbarrikadiert. Immerhin wurden Graffitischmierereien mit Farbe übermalt (keine Retusche!).
Der Fahrplan war nun etwas enger gestrickt, schon kurz nach dem Umfahren ging es wieder los, ein zweites Mal nach Trebsen mit Umfahren in Bohrsdorf.
Von Bohrsdorf kommend wurde der Zug nun an der Anschlußstelle MOCO in Ammelshain erwartet.
Aus dem tiefen Urwald kommend ...
Einfahrt in Selingstädt, aufgrund der immer schlechter werdenden Lichtverhältnisse mal in schwarzweiß.
Und wieder hieß es: Umfahren ...
Start zur letzten Fahrt des Tages zurück nach Leipzig in Trebsen, hier kurz hinter dem Bahnhof.
Gemächlich rollt der Zug in Altenhain ein.
In Ammelshain beim Anschluß MOCO sollte unbedingt der zweifach abgestützte Telegrafenmast auf den Chip ...
Auf halbem Weg zwischen Brandis und Beucha wurde der Zug ein letztes Mal abgepaßt.
Alles in Allem eine tolle Sache, welche Spaß gemacht hat. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an den Veranstalter sowie den damit verbundenen Beteiligten. Gerne wieder!
Es war für letztes Jahr Oktober eine Wiederholung - nun mit U-158 - angesetzt, die aber wegen Vandalismusschäden am Wagenpark ersatzlos ausfallen mußte. Ob es für die Zukunft nochmal so etwas auf dieser Strecke geplant wird, müßte beim Veranstalter erfragt werden. Mir ist derzeit nichts bekannt.