Ich hatte mir einen Tag für die Bahn gönnen können. Der Plan stand fest. Es sollte zwischen Slaný, Kladno und Kralupy gelichtelt werden, auch Lužec, Velvary und Straškov waren mit kurzen Abstechern eingeplant - liegt ja eigentlich alles beieinander und zumeist nah an der Moldau. Der Podlešínský Viadukt sollte am frühen Nachmittag ein Fixpunkt sein. Am Vorabend wurde letztmalig das Wetter geprüft: alles topp (bis auf früh am Morgen, wo ich aber ohnehin noch beim Anreisen wäre). Am nächsten Morgen ging es los, ab Zwönitz von der Sonne geblendet. Vejprty -15°C: ab dort war die Straße nur noch geschoben, nicht gestreut - funktionert sehr gut, nur nicht immer mit Höchstgeschwindigkeit. Das Gleis in Vejprty tief verschneit und nicht geschoben. Rusova -14°C, Sonnenschein: die Straße nach Sonnenberg unpassierbar. Einen Kilometer weiter auf der anderen Seite des Kammes schlagartig nur noch -9°C. Und Nebel. Plötzlich war ich in die böhmische Nebelsuppe eingetaucht. Cernovice -5°C: Kurze Rast am Bahnhof. In den letzten 14 Tagen ist hier definitiv ein Zug gefahren, von der ominösen Phantomübergabe, wie immer nichts zu sehen, und auch die Gleise im Anschluss weisen nicht die gleichen Nutzungsspuren auf, wie im Bahnhof. Das Wetter nochmal geprüft. Der Nebel soll zirka ab 11 Uhr weg sein, eigentlich unpassend für die Übergabe aus Velvary, aber weiter geht’s. Endlich in Slaný sieht das Wetter nicht wirklich besser aus, also Streckenkunde ab Podlešín talwärts. Der Weiher in Olovnice war natürlich zugefroren, hätte man sich aber denken können … also nichts mit Spiegelung. Da es immer noch mehr als trüb war, stellte ich mich ab viertel vor elf an die Neubausiedlung von Zeměchy in der Hoffnung, dass die Übergabe Plan nach Velvary fährt oder eben auch schon von dort zurückkommt - beides passierte nicht. Deshalb hielt ich am Ablaufplan fest, der nun vorsah eine Büchse aus Velvary abzulichten, was ich dann auch in Velká Bučina tat.
01) 809 495 | MOs 20345 (Velvary - Kralupy nad Vltavou) | Velká Bučina
Der Wetterbericht sagte nun eine Besserung ab Mittag voraus. Also ging es nach Lužec um dort den Mittagspendel mitzunehmen. Zuerst schlug ich der Nähe des Industrieanschlusses auf, für die Rückleistung positionierte ich mich dann in der Einfahrt Vraňany, jeweils mit Sonne im Rücken (die aber immer nochnicht am Himmel auszumachen war. Während des Wartens dort scherbelte noch ein Lokzug gen Norden durch mit 123 004 vorn und hinten mit der altfarbenen 122 014 (beide aufgebügelt), dazwischen wurden (abgebügelt) drei Vectronen überführt (383 011, die zweite unbekannt und die dritte 383 010).
02) 809 163 | MOs 9672 (Kralupy nad Vltavou - Lužec nad Vltavou) | Lužec nad Vltavou
03) 809 163 | MOs 9673 (Lužec nad Vltavou - Kralupy nad Vltavou) | Spomyšl (Bf Vraňany)
Der Wetterbericht hatte sich nun zwischenzeitlich dahingehend korrigiert, dass ab 14 Uhr mit Besserung zu rechnen sein, aber keinesfalls voll Sonne sein müsste. Es war auch zu sehen, dass es über Prag kontinuierlich dunkel blieb, während süd-westlich (z.B. Pilsen, Budweis und sonstwo) und nord-östlich (z.B. Liberec, Mladá Boleslav) die Wolken entweder schon weg waren oder sich bald auflösen sollten. Es war also prinzipiell überall schönes Wetter nur nicht zwischen Erzgebirge und Moldau - also unter anderen genau dort, wo ich jetzt war. Die Flucht nach Südwesten, war ohne Autobahnvignette keine Option. Nach Überprüfung von ein paar Strecken und ein paar wenigen Fahrplänen wurde dann tatsächlich eine Flucht gen Nordosten angetreten und als Fernziel erst einmal Mladá Boleslav festgelegt. Hinter Mělník lief es erst einmal etwas zäh, aber irgendwann wurde die Straße 16 doch etwas freier und die Überlandstrecken gerader und länger, sodass es nun doch recht flüssig voranging. Ab Krnsko gab es tatsächlich schon ein paar blaue Flecken am Himmel, aber noch zu wenig um dort am Viadukt etwas zu machen. Allerdings überprüfte ich nochmal die Mautübersichten, kam so erstaunlich gut über zwei mautfreie Autobahnabschnitte um Mladá Boleslav herum und landete schließlich im Bakov nad Jizerou, wo voll Licht und komplett blauer Himmel war. Am Stadthaltepunkt sah ich noch einen halben Wagen den Übergang passieren als ich um die letzte Kurve bog. Das führte mich dazu nun die Fahrpläne zu überprüfen und mir genaue Stellen auszudenken. Keine fünf Minuten später wurde mein Denken allerdings durch den sehr kurzen Pn 62400 (Nymburk vjezd. n. - Liberec připřež ř.) unterbrochen, der mit zirka einstündiger Verspätung unterwegs war und von 753 775 und 753 760 befeuert wurde. Diesen Zug konnte ich aber verschmerzen, da lichttechnisch ohnehin nicht verwertbar. Alsbald stand aber ein Zug von der Nebenbahn aus Dolní Bousov an, dessen Tabellenspalte mich auf eine Büchse hoffen ließ. Kurz danach sollte ein weiterer Zug auf der Hauptbahn hinterher kommen. Beide wollte ich auf der Iserbrücke bzw. der Auenbrücke davor aufnehmen. Dort war durch eine Stromleitung alles etwas kompromissbehaftet, aber es ließ sich schon etwas machen. Positiv überrascht wurde ich dann bald von eine rot-beigen Büchse.
04) 810 590 | MOs 18574 (Dolní Bousov - Bakov nad Jizerou) | Bakov nad Jizerou město
05) 810 590 | MOs 18574 (Dolní Bousov - Bakov nad Jizerou) | Bakov nad Jizerou město
06) 814 509 | MOs 9564 (Turnov - Mladá Boleslav hl.n.) | Bakov nad Jizerou město
Zwischen den beiden Personenzügen setzte sich im Bahnhof Bakov pünktlichst Pn 64200 (Libuň - Řetenice) in Bewegung, der ebenfalls mit zwei 753ern bespannt war. Da mir die Zugleistung nicht bekannt war, entschied ich mich zumindest aufgrund mangelnder Streckenkenntnis gegen eine Verfolgung, obwohl der Zug prinzipiell in meine Heimreiserichtung gefahren wäre und auch nicht schlecht aussah. Im Nachhinein wird auch klar, dass der halbe Wagen am BÜ vorhin genau zu diesem Zug gehörte. Schade eigentlich, denn am Abzweig Zálučí wäre der richtig gut im Licht gekommen (man hätte nur fünf Minuten eher ankommen müssen … hätte hätte). Nach dem Zug aus Turnov wollte ich mich um die Rückleistung der Büchse kümmern. Schlussendlich lief ich am Haltepunkt Buda (gibt es dort auch nach 1873 immer noch ohne Pešt) ein und stapfte so weit übers Feld bis die Strecke richtig ins Licht dreht, garniert mit einer Baumreihe im Hintergrund. Es war keine Überstelle, ging aber schon. Danach kam wieder die bekannte Büchse ums Eck mit dem markanten seitlichen Nummernschild in weiß auf schwarz.
07) 810 590 | MOs 18577 (Bakov nad Jizerou - Dolní Bousov) | Buda
Nun galt es wieder an die Hauptstrecke umzusetzen. Prinzipiell hatte ich hierfür schon den Abzweig Zálučí und die Brücke nördlich davon als gedankliche Stellen parat. Da aber noch etwas Zeit blieb, wollte ich mir nach den BÜ kurz vor Veselá anschauen, der aber kein Bringer war. Schlussendlich zottelte ich aber noch durchs Dorf und fand eine mehr als zufriedenstellende Stelle an der Straße nach Lhotice. Mit etwas Verspätung kam zuerst noch der unfotografierte R 1144 von hinten, der noch vollständig in rot-beige unterwegs war. Und dann kam auch die passende Zugleistung von vorn.
08) 854 212 | R 1147 (Turnov - Praha-Vršovice; durchgebunden als MOs 5425 aus Tanvald) | Veselá
Nun erneuter Wechsel an die Strecke nach Dolní Bousov. Dort hatte ich mir den BÜ zwischen Buda und Zájezdy vornotiert. Schlussendlich lief ich aber bis auf Höhe eines kleinen Haines auf die Flur von Horka zurück, wo im schönsten Abendlicht die altbekannte Büchse jetzt sogar mit Anhängsel (ist sogar planmäßig) dahergeschnurrt kam. Leider war bei allen drei fotografierten Zügen dieser Linie, der Füllstand, wenn überhaupt, nur knapp höher als das Personal. 18576 müsste trotz Beiwagen komplett leer gewesen sein.
09) 810 590 | MOs 18576 (Dolní Bousov - Bakov nad Jizerou) | Bakov nad Jizerou město
Ein letzter Wechsel brachte mich danach nochmals nach Veselá, wo ich die verbliebene Zeit bis zum Sonnenuntergang bzw. bis zum 9573 nutzen wollte. Danach war mit einem Zug der Gegenrichtung nichts mehr Sinnvolles anzufangen und die Rückreise konnte angetreten werden.
10) 854 004 | MOs 9573 (Turnov - Mladá Boleslav hl.n) | Veselá
Punkt 16 Uhr machte ich mich in Mnichovo Hradiště-Veselá vom Acker und damit auf den Heimweg. Es ist immer wieder erstaunlich, was man noch nicht kennt. Der Vulkankegel Bezděz mit gleichnamiger Burg der in Sichtweite der Straße 38 liegt, ist nicht minder interessant als die Burg Trosky. Wie auch immer: Von Veselá ging es nach Bakov an und dort auch gleich über die Iser, dann durchs Béla-Tal und den Ort Béla selbst und dahinter auf die 38 über Doksy, Jestřebí nach Zahrádky und dort selbst auf die Straße 15, die ich bis zu ihrem Ende nahe Most nutzen wollte. Es brachten mich jeweils pünktlich Os 6112 nach Postoloprty (16:42) und der Werktagsverstärker nach Úštěk, Os 6135, vor Trnovany (17:04) kurz zum Stehen. In Lovosice závod war die Einfahrt für Os 6134 in den Zielbahnhof schon frei - der Zug konnte mich aber dank Straßenunterführung nicht mehr ausbremsen. Ansonsten verlief die Fahrt auf sehr leeren Straßen durchweg sehr angenehm. Ab Třebívlice kannte ich auch die Straße 15 wieder. Allerdings war es zwischenzeitlich auch so dunkel, sodass ich die Vorbeifahrt am Tobiashübel zumindest nicht mehr bewusst realisierte. Chomutov war nach glatt zwei Stunden erreicht. Kurz vor Křimov wurde an der MOL an der alten Straße noch der Tank gefüllt und eine Stunde später trudelte ich zu Hause wieder ein. Es bleibt einmal wieder zu resümieren: 1. Die böhmische Dunstglocke sollte niemals unterschätzt werden. 2. Tschechische Nahgüter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. 3. Auch wenn man mal irgendwo ungeplant aufschlägt, gibt es zumeist erstaunlich reichhaltigen und abwechslungsreichen Verkehr. 4. Sightseeing im böhmischen Hinterland hat einen enormen Reiz.
In dem Sinne wenig Nebel und gut Licht Der Bimmelbahner