Hallo zusammen,

diese Aussage treffen oft die tschechischen Lokführerkollegen, wenn es um die schönsten Schichten geht. Gemeint sind damit auch die Übergabedienste/Mn Leistungen mit der Brille von Decin aus. Täglich fahren hier zwei Mn Leistungen gen Osten, einer über Ceska Lipa, Mimon, Brniste nach Jablonne und einer von Ceska Lipa über Novy Bor, Svor, Jedlova, Rybniste bis nach Rumburk/Sluknov, in den sogenannten Schluckenauer Zipfel, unweit der Grenze zu Sebnitz. Für diese Leistungen stehen dem Depot Decin neben drei Loks der BR 750/753 auch noch einige Transistoren der BR 742 zur Verfügung. Alle Loks teilen sich die Mn und Sonderzugleistungen untereinander auf. Besonderes Augenmerk liegt hier natürlich auf den Brilleneinsätzen, sind es doch alles Altbauloks und in Punkto Farbgestaltung noch eine echte Augenweide. In meinem folgenden Bericht geht es somit um die Einsätze der Loks vor teilweise langen und schönen Nahgüterzügen sowie auch um eine abwechslungsreiche, jedoch auch von anhaltender Trockenheit der vergangegen Jahre gebeutelten Landschaft. Und für mich steht auch fest, so oft kommt man während des Dienstes garnicht dazu, die Kaffeetasse anzurühren.
Früh morgens zeitig hies es so raus aus den Federn und ab gen Osten, via Chemnitz-Dresden-Pirna und Bad Schandau. Während über Sachsen klarster Himmel herrschte, trieb sich im Elbtal der Nebel rum. Dieser hatte auch bis Ceska Lipa angehalten, aber diese Ecken sind ja für ihre Nebelanfälligkeit bekannt. Es war 6 Uhr als ich in Böhmisch Leipa eintraf. Mein begehrtes Objekt war schon seit über einer Stunde da: 753 301. Als einzige 753 hat sie bei CD Cargo überlebt, war zwischenzeitlich aber schon einmal abgestellt. Sie sollte den Umlauf nach Jablonne fahren, hatte von Decin aber neben einigen Wagen für Novy Bor und Rybniste auch noch eine leere Schotterzuggarnitur mitgebracht, welche für das nur wenige km entfernte Jestrebi bestimmt war. Nebenan stehen noch die Wagen von 742 130 und 225, welche kurz vor der 301 hier eintrafen. Der Nebel tat sein übriges zur düsteren Stimmung morgens hier auf dem Bahnhof:



Nach einiger Wartezeit begann der Rangierdienst, die leere Schottergarnitur wurde samt der anderen Wagen umrangiert. Da nur ein Rangierbegleiter scheinbar da ist, dauerte es an diesem Tag recht lange, schließlich waren parallel noch zwei Loks der BR 742 am Rangieren. Viel Rennerei also für den Posunovac. Immerhin begann der Nebel sich langsam zu lichten:



Dann wurde es hektisch, ein Kollege stieg von seiner Lok und gesellte sich zu mir, sehr freundliche Leute hier. Er verklickerte mir, das man soeben den Plan geändert hatte aufgrund des umfangreichen Rangierdienstes: 753 301 sollte nun nach Rumburk fahren, während die beiden 742er ihren Zug nach Jablonne bringen sollten. 753 301 war immer noch am Rangieren. Irgendwann tauchte sie dann mit ihrem Mn im Personenbahnhof auf, welcher immerhin 9 Wagen zählte. Nun sollte es für mich an die Strecke gehen, ich entschied mich für Novy Bor, denn ein Wagen des Zuges sollte hier beigestellt werden. Und nur wenige km aus Ceska Lipa hinaus, verdrehte Welt. Nebel weg, Sonne da. So schnell gehts manchmal. Allzu lange musste ich auch nicht warten, bis die Lok mitsamt ihrer ansehnlichen Fuhre kurz vor dem Einfahrsignal erscheint:



Während des Rangierdienestes seilte ich mich ab in Richtung Svor und zwar an den Blick auf den Kleis, tschechisch Klic. Einige Hobbyfreunde aus CZ, welche ich schon in Novy Bor traf, waren auch hier wieder zu Strich. Am Himmel nach auflösender Nebeldecke nun langsam sich bildende Wolkendecke. Am Bergeshang viele braune/schwarze Stellen, kaputter Wald, trotz viel Wasserspeicher im Mittelgebirge. Die letzten milden Jahre hinterlassen ihre Spuren, der Käferbefall auch hier zunehmend:



Bis Rybniste ging es durch, es gab in Chribska nichts zu rangieren. Hier wurden zwei Wagen für den ansässigen Kohlehändler vom Zugschluss beigestellt und ein Leerwagen abgezogen. Dies wurde nicht nur filmisch festgehalten, sondern auch in einigen Bildern. Ein alter 174er Bauart Weimar ist hier für die Entladung da. Als dann noch der W50 LKW zum Abtransport der Kohle daherkam, war die Szene wirklich fast perfekt. Auf dem Platz große Kohlehäufen, viel Dreck, aber auch eine wunderschöne 753 301:



Auch in Krasna Lipa wurde rangiert, so wie quasi auf fast jedem Bahnhof. Hier wurden aber an diesem Tag nur leere Wagen abgeholt. Zwischen Krasna Lipa und Rumburk läuft die Bahn zum Großteil im Wald. Schwierig hier was zu finden. An einem verschlossenen Waldbahnübergang fand ich aber eine lichte Stelle, welche auch trotz nun zahlreicher Wolken mit Sonne klappte:



In Rumburk gingen einige Wagen Leerholz an die Laderampe, aber keine Fracht von hier zum mitnehmen. Nach Sluknov sollte es Lz gehen, wohin auch ich kurz nach der Abfahrt der Lok entschwand. Am Bahnhof abgekommen war, die Lok auch schon da. Drei Wagen wurden an diesem Tag mitgenommen. Der Bahnhof wurde dieses Jahr erst modernisiert im typischen Gewand: hohe Betonbahnsteige und neuer Oberbau. Für ein Bild der Lok samt Wagen reicht es aber allemal noch:



Heute war man sehr schnell unterwegs, das hatte ich schon von Beginn an bei Novy Bor gemerkt. Ziemlich schnell war die Lok bereits wieder hinter dem Arriva 628 auf dem Rückweg nach Rumburk. Bei Valdek hatte man im Zuge der Streckenmodernisierung auch den Bewuchs mit entfernt und so nutzte ich diese Gelegenheit gleich mal aus:



Ich war kaum wieder in Rumburk, hatte die Lok den Zug bereits wieder zusammenrangiert, ich hatte auch einige Minuten Fußweg gebraucht. Im Wald zwischen Chribska und Jedlova läuf die Bahn auf einem hohen Damm, bergauf führend. Eigentlich wollte ich hier nur mal kurz die Lage checken, als ich es von Rybniste her schon rumpeln hörte. Verdammt geht das heute schnell! Aber gut, zum Freitag will jeder schnell heimwärts. So blieb das Video im Auto, für ein Foto reichte es aber noch, ich war an eine passende Stelle noch fix hingelaufen:



In Jedlova und Mlyny gab es leider freie Durchfahrt, weshalb ein weiteres Bild im schönen Kamnitztal versagt blieb. Ärgerlich, aber gut. Erst Ceska Kamenice brachte den Zug zum Stehen. Kurz hinter der Ortslage am Hauptstraßenbahnübergang gelang dann noch mein letztes Bild des Tages. Nur wenig später wird der Zug Decin erreichen:



Nun zurück nach Ceska Lipa, das gebuchte Zimmer besuchen. Nach Einqeck noch einige Stunden auf dem Zimmer verbracht bei interessantem tschechischen Fernsehprogramm, Slagr TV, übersetzen brauch ich das nicht oder? Oder Monk auf CZ. Klingt jedenfalls mal ganz anders. Abends dann ins Wirthaus, Bier und Essen und dabei den hübschen tschechischen Bedienungen bei der Arbeit zusehen. Ein Rundgang durch den Ort danach und schließlich ins Bett, mir gefällt es hier.
Der nächste Tag begann genauso wie der Vorherige, mit viel Nebel. Allerdings sollten heute wieder 2x742 die Übergabe nach Jablonne fahren, die Übergabe nach Rumburk verkehrt am Samstag nur selten. Bei Zakupy fand ich eine geeignete Stelle, ich kannte sie noch von den Fotozügen mit Brille und Wumme aus dem Mai. Die Sonne gewann langsam aber sicher und so hielt ich auch mal auf den "Sarg" drauf, BR 843 im Nahverkehr. Ab Dezember übernimmt Arriva um Ceska Lipa alle Leistungen komplett. Dann verschwinden auch diese Fahrzeuge hier vorerst, Im Hintergrund kämpft die Sonne noch immer gegen die Nebelfelder:



Mittlerweile wird man ja sehr bequem. So fährt man als tschechischer Kollege nicht mehr selbst vor Ort hin und schaut sich die Lage an, nein! Man lässt die Wetterdrohne aufsteigen und beobachtet das Nebeltreiben und Herannahen des Zuges. Eine Abfahrt in CL gab es erst bei voller Sonne, obwohl der Zug schon lange fertig war. Man könnte fast meinen, die höheren Fotografenmächte wirkten sich wieder aus. Als der Zug dann um die Ecke bog, war die schöne Stimmung leider fast dahin. Aber dennoch machten die Loks vor ihrem Zementzug aus Beroun nach Brniste eine gute Figur:



Der Zug sollte heute nur bis Brniste fahren, auch aus Jablonne gab es nichts abzuholen. In Brniste standen zwar leere Zementwagen herum, diese sollten aber erst zwei Tage später weggehen. Somit auch als Lv zurück nach Mimon. Ich war ziemlich zufrieden an diesem Tag und legte für mich fest, es hierbei beruhen zu lassen. Über Litomerice und einer schönen Stahlzugleistung von Kralupy nach Kladno Dubi ging es heim ins schöne Vogtland.
Nur sechs Tage später sollte sich erneut eine Gelegenheit auftun, als 750 338 wieder ins Rennen ging. Sie scherte auch in den Mn Umlauf nach Jablonne ein. Am 10.9 war es glockenklar, kein Nebel und beste Fernsicht. Von den Hügeln um Zakupy hat man eine wunderbare Sicht auf die ganzen S-Kurven in Richtung Minon. Zwei Kesselwagen für Brniste und acht Es Wagem für die Holzverladung waren im Mn dabei, wobei die Es Wagen eigentlich für Jablonne bezettelt waren:



Bei Velky Valtinov ein Lichtblick. Nicht das sich die Sonne an diesem Tag versteckte, aber so ein wunderschönes Postenhaus findet man nicht sehr häufig. Auch die alte Holzschranke tut hier nur gut 3km hinter dem Bahnhof Brniste ihren Dienst:



Der Verdacht belich mich, das die bezettelten Wagen für Jablonne doch in Brniste bleiben könnten. Doch ich wollte noch ein bisschen warten. Dann Krach von hinten, klingt nicht nach Reisezug. So betrat 740 865 von GJW Praha die Bühne mit einem Schotterzug aus Richtung Jablonne:



In Brniste zurück, hatte sich 750 338 bereits abgestellt und allen Rangierdienst beendet. Auch die Wagen für das Zementwerk Diamon sind bereits von der Werklok abgeholt worden. Freund Tino hatte das bereits beobachtet und mich kontaktiert. Auch ein anderes fremdes Gesicht: 751 173 von ZSSK. Sie ist schon seit einigen Monaten an das Hasen EVU Rabbit Rail vermietet, welches Holztransporte im großen Stil abwickelt. In Brniste ist sie öfters unterwegs, neulich auch in Klatovy. Vormittags stand sie noch abgestellt, eine schnelle Nachricht über Facebook Messanger brachte Klarheit, am Nachmittag nach Bela bod Bezdem, da steht bereits die erste Zughälfte seit zwei Tagen. 750 338 stand derweil ganz brav daneben, ihr Personal machten im kühlen Schatten unter Ahornbäumen beim Fdl Brniste eine Pause, ehe es später Lv zurück nach Mimon ging:



In Mimon angekommen, großes Staunen, der ganze Bahnhof voll mit Holzwagen, u.a auch ein kompletter Zug aus neuen innofreight Doppelwagen. Doch diese waren noch nicht komplett beladen. Sie sollten erst am nächsten Tag von zwei CD Bisons abgeholt werden. Aber vier andere Holzwagen schienen für den Mn bestimmt zu sein, jedenfalls rangierte die 338 bereits an ihnen herum, als ich im Bahnhof ankam:



Die Rückfahrt nach Ceska Lipa läuft um diese Zeit äußerst bescheiden im Licht. An der Ausfahrt Mimon dient genauso wie in Velky Valtinov noch die alte Holzschranke. Hier baute ich mich zusammen mit Tino auf, während die 750 noch immer im Bahnhof rangierte. Später ging es dann mit den vier Wagen los. Der Blick schweift in die Ferne zum Berg Ralsko, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region. In Ceska Lipa sollten dann nochmal drei Wagen für die Übergabe hinzukommen, ehe es zurück nach Decin geht:



Zum Eisenbahntag in CZ hatte man wieder allerlei Fahrzeuge in die Hauptstadt bringen wollen. Auch "Urbrille" T478.3001 war auf dem Weg dahin, zusammen mit 475.179 und zwei Reisezugwagen. Bei Doksy begegnete ich der Fuhre, für ein Bild war es aber zu spät. Erst nach einigen km im Auto konnte ich hinter Bela pod Bezdem den Zug einholen, der nach Kreuzungshalt mit Arriva seine Fahrt über Mlada Boleslav gen Prag fortsetzte:



Mittlerweile hatte sich auch bei Rabbit Rail etwas bewegt. 751 173 hatte ihre restlichen 6 Wagen bespannt, von denen aber drei leer waren. Über das Gleisdreieck vor Ceska Lipa setzte sie ihre Fahrt nach Srni u Ceske Lipy fort. Hier stand noch eine Maxima abgestellt, welche mit nach Bela pod Bezdem sollte. Zu meinem Glück aber ab Srni noch als Wagenlok. Dank gesperrter Straßen war es garnicht so einfach, rechtzeitig ans Motiv zu kommen. Doch es sollte noch reichen, als die Lok ihren Zug aus dem Bahnhof Jestrebi heraus beschelunigte:



Parallel zu 750 338 und 751 173 waren auch 750 061 und 753 301 unterwegs, allerdings im Umlauf nach Rumburk, welcher seit einiger Zeit nun statt früh nach Ceska Lipa, später über Kytlice direkt nach Jedlova hinauf fährt. Auf dem Rückweg waren beide Loks erst am späteren Nachmittag. Immerhin mit 13 beladenen Holzwagen waren die beiden Loks unterwegs. Am Hang unmittelbar vor der Ortslage Kytlice positionierte ich mich. Ein tschechischer Mitfotograf leistete mir Gesellschaft. So verging die Zeit dann auch schnell, ehe es im Wald vor Jedlova langsam zu rauschen begann. Wenig später kam die Fuhre dann schließlich auch bei mir vorbei:



Das letzte Bild entstand schließlich in Decin vychod, was auch DB Cargo öfters zu Gesicht bekommt. Der Zug hatte in Ceska Kamenice einen längeren Halt eingelegt und musste auf den Gegenverkehr warten. Dies hatte ich aber erst zu spät mitbekommen. So wartete ich einfach hier in vychod, bis der Zug in den Bahnhof kam. Nachdem der Nahverkehrs 843 von Decin nach vychod über die Elbe gekommen war, setzten auch die beiden Brillen ihre Fahrt zum Endziel fort, im letzten Abendlicht:



Wer das Ganze nochmal in einigen Szenen im Video erleben möchte, dem verlinke ich hier unten nochmal meinen entstandenen Film. Allerdings brauch YouTube in letzter Zeit sehr lange für die Verarbeitung der 4K Versionen. Sollte dies jemand stören, den bitte ich, es im Laufe der kommenden Woche nochmals zu versuchen: