Hallo,

Ende März ergab sich kurzfristig die Gelegenheit einen ohnehin geplanten Ausflug nach Strasbourg mit zwei Tagen Fotografie zu verbinden. Quell des Vorhabens war die äußerst sonnenreiche Wetterprognose für die zwölfte Kalenderwoche und die derzeit noch von Strasbourg aus eingesetzten Elektrolokomotiven der Baureihe BB 25500, aufgrund ihrer Fahreigenschaften auch als „Danseuses – Tänzerinnen“ bezeichnet sowie der etwa gleichaltrigen Dieselloks der Baureihe BB 67400. Über beiden Lokomotivtypen schwebt bereits seit einigen Jahren das Damoklesschwert der Abstellung, da immer mehr Leistungen von neugelieferten Regiolis-Triebwagen übernommen werden. Jedoch wurde auch für dieses Jahr wieder für beide Baureihen ein Umlaufplan erstellt, der vor allem Züge zu aufkommensstarken Zeiten am Morgen und in den Nachmittagsstunden enthält.
Schon seit etwa zwei Jahren umtreibt mich das Vorhaben diesen beiden französischen Lokomotivklassikern vor Einsatzende noch einmal einen Besuch abzustatten. Damals hatte ich es leider nicht zu den sechsachsigen CC 72100 vor den Schnellzügen auf der Ligne 4 geschafft, seither aber immer wieder erfreut die „Weiterbeschäftigung“ der zwar weniger imposanten aber nicht minder interessanten Lokomotiven zur Kenntnis genommen. Allein die Umsetzung der Pläne ließ, nicht überraschend, ein wenig auf sich warten. Aber wie schon Titus Livius niederschrieb: Besser spät als nie. Und warum der Titel? Nun ja, insbesondere am zweiten Fototag machte sich über dem Elsass der Dunst breit, was aber nicht vom Fotografieren abhielt.

Mittwoch, 20.03.2019

Die Pläne in die Tat umzusetzen entschied ich erst am Montag und wollte ursprünglich gleich am Dienstag in Richtung Südwesten aufbrechen. Das ließ der dienstliche Terminplan aber leider nicht zu, so begann die Reise erst am Mittwoch. Da ich diesmal, ganz ungewohnt, ohne Kind und Kegel in See stach, nutzte ich die Bahn zur Anreise. In Strasbourg sollte sich ein Hertz-Pkw hinzugesellen um gemeinsam flexibel Fotostellen aufsuchen zu können.
Die Route beinhaltete nur drei Umsteigehalte in Chemnitz, Leipzig und Frankfurt, was zu zwei Dritteln auch gut funktionierte. Aber ICE 597, der ziemlich überfüllt war, sodass ich die Fahrt im Stehen genoss, stoppte plötzlich im Bahnhof Flieden. Dass derartige Halte nichts Gutes bedeuten, ist selbst mir als lediglich sporadischen Fernverkehrsnutzer bewusst. Der am Nachbarbahnsteig stehende Zug, einer der Metropolitan-Garnituren, dessen Fahrgäste sich die Füße vertraten bzw. den Nikotindurst stillten, verstärkte diesen Eindruck. Recht zügig kam die Ansage, dass im Streckenabschnitt vor uns ein Güterzug liegen geblieben sei und sich die Weiterfahrt unbestimmt verzögere. Meine Umsteigezeit in Frankfurt auf den TGV nach Marseille betrug 20 Minuten und die waren dann auch schon fast um, als die erneute Durchsage erklang, dass die Fahrt in fünf Minuten fortgesetzt werden würde. Hieß es da noch, dass über Aschaffenburg umgeleitet wird, war nur kurz darauf vom Regelweg die Rede, mit dem kleinen aber nicht unbedeutenden Zusatz, dass sämtliche Fahrgäste des Nachbarzuges mit aufgenommen werden. Nun wurde es richtig kuschelig, warum aber der Metropolitanzug im Block vor uns Richtung Frankfurt startete, ist mir auch heute noch rätselhaft. Da wir nun mit etwa 20 Minuten Verspätung die Fahrt fortsetzten, startete ich mal einen Versuch das Zugbegleiterteam nach dem Anschluss zum TGV in Frankfurt zu befragen und wurschtelte mich irgendwie durch die Waggons. Dort hatten sich schon mehrere Frankreichreisende eingefunden. Leider konnte keine verbindliche Auskunft erteilt werden und man wurde auf eine weitere Ansage verwiesen. Die kam dann auch und beinhaltete den Aufruf bis Mannheim im Zug zu bleiben. Auch ein Blick in die App verriet nichts Gutes, denn sämtliche potenzielle Verbindungen waren mit zweistelligen Verspätungsanzeigen versehen. Grund dafür war eine Signalstörung in Frankfurt, die uns dann auch nochmal 20 Minuten einbrachte, was die Stimmung im Zug nicht gerade verbesserte. Mit der Einfahrt in den Bahnsteig erfolgte dann der Hinweis, dass die Frankreichreisenden doch besser hier aussteigen sollten. Zwar nicht in welchen Zug aber er wurde erstmal befolgt. Ich lief dann einfach mal schnurstracks zu einem ICE in Richtung Chur, den ich beim vorigen Check auf der App auch gesehen hatte, der aber eigentlich schon weg wäre, aber aufgrund der Signalstörung immer noch in Frankfurt stand. Auch dieser Zug zeigte sich frei von Sitzplätzen und auch das Zugpersonal konnte keine Angaben zu Umsteigemöglichkeiten machen. Verbindungsabfragen im Internet waren auch nicht zu gebrauchen, da die angezeigten Verspätungen bei Aktualisierung der Anfrage schon obsolet waren. So wählte ich eine Verbindung, die gänzlich frei davon erschien und entstieg in Baden-Baden dem Zug, wo ich nach einem halbstündigen Aufenthalt einen RE nach Offenburg bestieg und dort mit einer ebenfalls vollkommen überfüllten Baleine-Doppeleinheit die letzte Etappe über den Rhein in Angriff nahm. Kurzum, eine ereignisreiche Fahrt.

Hatte ich die Hinfahrt so geplant, dass in Strasbourg zumindest am Bahnhof noch ein wenig die Nachmittagssonne für ein paar Bilder genutzt werden könnte, war dies nun Makulatur. Aber nachdem ich schnell und unkompliziert den Mietwagen geholt hatte und mit Glück auch eine kostenfreie, bahnhofsnahe Parkmöglichkeit ergatterte, konnte ich den Wechsel von Tageslicht zur Dunkelheit noch am Bahnhof verbringen.


Die Sonnenstrahlen hatten sich gerade von den Gleisen zurückgezogen, da stand BB 25606 mit einem Regionalzug nach Saverne abfahrbereit unter der markanten Dachkonstruktion

Nicht alle Züge kommen in den Genuss in die Bahnhofshalle einfahren zu dürfen. Auch die Verstärkerzüge der BB 67400 von und nach Lauterbourg halten an einem der Nebenbahnsteige. Da ich gerade noch am anderen Ende des Bahnhofsweilte, musste ich mich tatsächlich ein wenig sputen, um den Zug noch vor seiner Abfahrt ablichten zu können.


Etwas entfernt vom restlichen Bahnhofsgeschehen wartet BB 67603 auf Abfahrt an die Deutsch-Französische Grenze

Nicht nur Nahverkehr findet im Hauptbahnhof der elsässischen Metropole statt, seit 2007 erreicht auch das Premiumprodukt der französischen Staatsbahn die Stadt. Jetzt zum Feierabend war es sogar fast schier unübersichtlich, da gefühlt beinahe minütlich ein Zug ankam oder abfuhr. So legte ich einige Meter zurück, fand aber zumeist nur recht suboptimale Haltepositionen vor. Da inzwischen aber nicht nur das Premiumprodukt TGV, sondern auch der preisgünstige Ableger namens OUIGO, im Prinzip eine Art Ryan-Air auf Schienen, mit mehreren wöchentlichen Fahrten Strasbourg beehrt, kam ich dann doch noch zu einem brauchbaren Foto.


Das Billigimage des SNCF-Low-Cost-Carriers OUIGO scheint sogar konsequent bei den Haltepositionen umgesetzt zu werden, OUIGO 7694 nach Paris Est parkt außerhalb des Bahnsteigdaches

Nun sollte noch eine Danseuse auf Chip gebannt werden, der Regionalzug nach Saverne fuhr aber leider vom recht unfotogenenBahnsteig am Rande der Bahnhofshalle ab. Zudem stand die Lok direkt am Treppenaufgang und es bedurfte einer gewissen Zeit, um das Ganze halbwegs zufriedenstellend abzulichten. Erst später fielen mir die spiegelnden Abfahrtsmonitore in der Windschutzscheibe auf, aber den Standort variieren war eigentlich auch nicht möglich.


BB 25664 im Beton-Livrée wird gleich einen weiteren Regionalzug nach Saverne in Bewegung bringen

Nun ebbte der Strom an Reisenden relativ schnell ab, die große Fernzugwelle war vorüber. Es bestand jetzt die Möglichkeit noch einmal eine Stunde auf Altbau zu warten, aber nach elf Stunden auf den Beinen reichte meine Motivation dazu nicht mehr aus und ich fuhr mit dem Miet-Clio in die Unterkunft, die sich im Norden Strasbourgs unweit der Autoroute 4 befand.

Im nächsten Teil gibt es dann weniger Text, dafür ein paar Tageslichtaufnahmen der elsässischen Altbaulokomotiven zu sehen, wenngleich auch dabei nicht alles wie gewollt verlief.

Danke für die Aufmerksamkeit
björn

Hallo Stromabnehmer,
sowas ähnliches, wie Dir in Flieden passiert ist, habe ich in Fulda erlebt. Da hatten sich so an die fünf "hochwertige" Züge angesammelt und ich als ehemaliger Reichseisenbahner dachte, gehste doch mal fragen, welcher Zug zuerst nach Frankfurt fährt. Ich bekam einen zugewiesen, der natürlich prompt der letzte war, dafür fuhr der zuletzt angekommene (aus dem ich ausgestiegen war) zuerst weiter - Pech gehabt.
Aber die Umleitungsstrecke war natürlich landschaftlich einmalig, im Herbst durch die Landschaft, die man sonst nur vom Wirtshaus im Spessart kannte (oder wars der Odenwald - egal nur schön).

Aber zum Thema: Bei Abweichungen vom Planablauf geht's bei der Bahn drunter und drüber, da weiß die linke nicht was die rechte tut - jetzt will man ja wieder, wie ich in der Zeitung las, Dispatcher einführen (angeblich eine Erfindung der vorbildlichen sowjetischen Eisenbahner aus den fünfziger Jahren), obwohl die Bundesbahn hatte etwas ähnliches - die Zugleitungen, soweit ich weiß.

Viel Spass beim nächsten Bahnchaos wünscht
Bärenteich

PS: Und das alles damals ohne App und solchen Schnickschnack - auch die Bahn verzichtet ja in solchen Fällen auf Bahnsteigdurchsagen., da kann man nichts falsch machen und es funktioniert alles geräuschlos.