Hallo,


die erste Augustwoche verbrachte ich auf der Insel Rügen. Dabei sprangen auch einige Eisenbahnbilder heraus:


Regelmäßig findet auf der von der EBB Pressnitztalbahn mbH - kurz PRESS - betriebenen Stichbahn Bergen auf Rügen - Lauterbach Mole "Historischer Nahverkehr" statt,
zuletzt vom 27. bis 30. Juli 2023. In Bergen auf Rügen hat die PRESS die Lokeinsatzstelle in den vergangenen Jahren reaktiviert.
86 1333 wartet im sanierten Lokschuppen auf den nächsten Planeinsatz. Hinter dem rechten Tor steht der normalerweise hier eingesetzte RS 1.

Der Bahnhof Putbus, in welchem die 750-mm-Strecke nach Göhren abzweigt, gleicht aktuell einer großen Baustelle.
Für die Rügensche BäderBahn entstehen u. a. moderne Lokbehandlungsanlagen, eine Werkstatt und eine Wagenhalle.
Neben diesen zeitgemäßen Neuerungen und Verbesserungen für das Bahnpersonal erhielt der Bahnhof längst abgebaute Nebengleise
und Bahnsteige zurück sowie ...


... Formsignale. 112 565 rollt mit der RB nach Bergen durch die Überführung der längst stillgelegten Schmalspurlinie nach Altefähr über Garz.
Dahinter ist das Einfahrsignal erkennbar, das nun wieder als Formsignal ausgeführt ist.
Perspektivisch soll auf der Brücke wieder ein Gleis liegen und zu Show- bzw. Werbezwecken auch von Schmalspurzügen befahren werden.


Der Streckenabschnitt Putbus - Lauterbach ist seit Mai 1999 dreischienig, sodass in der Hauptsaison auch Schmalspurzüge über Putbus hinaus direkt bis
an den Hafen am Greifswalder Bodden fahren. Denn 1998 wurde die Strecke um 600 Meter bis an die Mole verlängert.
Der Bahnhof Lauterbach (Rügen) wurde im Zuge dessen zunächst vollkommen zurückgebaut. Seit Dezember 2006 befindet sich hier wieder ein Haltepunkt.
772 140 und 772 141 verlassen den früheren Bahnhof in Richtung Mole. Auch der neue Endpunkt verfügt über keinerlei Weichen und Nebengleise.


Das Ostseebad Sellin besitzt seit den 1990er-Jahren wieder eine Seebrücke mit Brückenhaus.
Der Bau ist an die Vorgänger von 1906 bzw. 1925 angelehnt. Rechts der Konzertbühne gelangt man über eine Treppe oder einen Aufzug auf die 30 m höher gelegene Wilhelmstraße.


Die seit 2008 ebenfalls unter PRESS-Regie laufende Strecke Putbus - Binz - Göhren ist das Reststück des einst rund 100 km langen Rügener Schmalspurnetzes.
Die 24 km lange Strecke wird heute als Rügensche BäderBahn (RÜBB) vermarktet, besser bekannt unter dem Spitznamen "Rasender Roland".
Seit der Jahrtausendwende wurden der Oberbau und die Bahnhöfe umfassend erneuert, d. h., Schotter- statt Kiesbettung, S 49-Schienen und massive Bahnsteige.
Beispielhaft für die gepflegten Bahnanlagen sei der Kreuzungsbahnhof Sellin (Rügen) Ost gezeigt. 99 1784 rollt mit einem Zug aus Richtung Göhren ein und wird von zahlreichen Mitreisewilligen erwartet.


Seit 1. August 2023 ersetzte die 99 4632 (alias 52 Mh) die 99 4802 in einem Zugumlauf. Die Ur-Rügenerin kommt in der Hauptsaison normalerweise nicht zu Planzugehren.
Sie wurde 1914 von der AG Vulcan Stettin gefertigt. In der warmen Abendsonne verlässt der D-Kuppler Baabe in Richtung Sellin.


Längst Geschichte ist der Bahnhof Sassnitz Hafen. Bis Januar 1998 gelangten Fernverkehrszüge über eine Steilstrecke mit Spitzkehren vom Bahnhof Sassnitz
zu diesem Fährbahnhof und wurden ins schwedische Trelleborg trajektiert. 1998 wurde der gesamte Trajektverkehr ins benachbarte Mukran verlagert, wo in den 1980er-Jahren
auf Drängen der Sowjetunion ein Fährhafen errichtet worden ist.
Das Bild zeigt die heute noch vorhandenen Reste des einstigen Fährbahnhofs in Sassnitz (bis 1993: Saßnitz). Mittig führt ein Gleisrest zum verschwundenen Fährbett I,
rechts daneben der verwaiste gläserne Zugang zu den Fährschiffen. Wiederum rechts davon ist das Fährbett II noch vorhanden.
Am rechten Bildrand schloss sich ein umfangreicher Güterbahnhof an. Im Jahr 2000 wurde das meiste zurückgebaut.
Anstelle einer Straßenanbindung entstand 2007 eine Fußgängerbrücke zurm 30 Meter höher liegenden Stadtzentrum.


Die Vierfachweiche am Fährbett II ist 2023 noch vorhanden.


Ortswechsel in den nördlichsten Teil der Insel: Das Kap Arkona ist für Otto Normalbürger (sollten sie nicht körperlich beeinträchtigt sein oder gerade zur Hochzeit fahren oder oder oder ...)
per pedes, Pferdefuhrwerk oder mittels der in dichter Taktung fahrenden "Kap-Arkona-Bahn" zu erreichen. Auch wenn es Pläne für eine Gleisanbindung gab, führten nie Schienen dorthin.
Daher ist diese "Bahn" gummibereift. Ein solcher "Train" hat gerade das Kap verlassen und ist zum großen, rund zwei Kilometer entfernten, Parkplatz vor Putgarten unterwegs.
Links sind die beiden Leuchttürme zu sehen, der kleinere war seit 1828 in Betrieb, der größere seit 1905. Der alte Leuchtturm beherbergt neben einem Museum auch eine Außenstelle des Standesamtes.


Der Blick auf das Kap Arkona von Süden her. Links ragt ein ehemaliger Peilturm der Marine aus dem Jahr 1927 hervor. Auch er ist heute begehbar.
Das Kap Arkona ist nicht der nördlichste Punkt der Insel! Dieser befindet sich rund einen Kilometer weiter gen Nordwesten.


Wandert man vom Kap Arkona entlang der Steilküste nach Süden gelangt man zum Fischerdorf Vitt. Dort befindet sich ein weiterer Wendepunkt der "Kap-Arkona-Bahn".
Dieser an der Wendestelle in Vitt festgehaltene Zug besteht aus Zugmaschine und vier Anhängern mit einer Gesamtlänge von 38 Metern.
Das Angebot besteht seit 1993, die Zugmaschine fährt seit 1996 mit Gasantrieb.

Soweit von der Insel. Die meisten Informationen, insbesondere bahnfremde, stützen sich auf entsprechende Wikipedia-Artikel.


MfG
MBC