der zehnte und letzte Teil meines kleinen persönlichen Bahnjahr-Rückblickes fasst die Monate November und Dezember zusammen. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, alles was ich zeigen wollte einzuscannen, beispielsweise die offizielle 219-Abschiedsfahrt nach Wernigerode/Quedlinburg vom 1.Dezember. Es fehlt etwas die Zeit, aber es würde wohl auch den Rahmen sprengen, ich will das Thema jetzt dennoch abschließen:
November
Obwohl schon eine Rarität, konnten altrote 155er 2002 noch häufig angetroffen werden, wenn auch meistens nur als "Standmodelle". Am 1.November warteten 155 254 und eine verkehrsrote Schwester auf neue Einsätze im Südvorfeld vom Chemnitzer Hbf. Inzwischen gibt es wieder zwei Exemplare in diesem Farbkleid, mit 155 137 der LEG sogar eine in Betrieb.
Ein Leerzug nach Blankenburg (Harz) verlässt Küchwald. Da der Zug über Chemnitz Hbf fährt, ist eine "Sägezahnfahrt" notwendig. 204 671 und 592 drücken den Zug am Befehlsstellwerk B1 vorbei aus dem Bahnhof,...
...um ihn wenig später auf dem KC-Streckengleis gen Hbf zu ziehen. Links ist das seit vielen Jahren aufgelassene Wärterstellwerk zu sehen. Es wurde im Oktober'03 abgerissen. (beide Bilder: 20.November)
Im Bw Chemnitz Hbf BT Glösaer Straße wurden einige der jüngst ausgemusterten Leipziger 219 gesammelt. 219 183 hatten wir am 6.Juni noch auf ihrer letzten Fahrt aus eigener Kraft in Küchwald gesehen. Am 20.November glänzt sie nochmals mit 219 123 in der Abendsonne, ihr jüngster Tag rückt unaufhaltsam näher.
Nach dem Ende der BR 219 auf der KBS 525 reifte die "Erkenntnis", dass den verbliebenen lokbespannten Zügen kein langes Leben mehr beschieden sein wird. So wurde zunächst etwas "widerwillig" vermehrt nach 218ern Ausschau gehalten. So auch am trüben 23.November, als 218 209 durch den Haltepunkt Wittgensdorf-Mitte (damals noch Bk) rauscht.
Das Umfahren einer Lok auf den Kopfgleisen im Chemnitzer Hbf war seinerzeit ebenso vom Aussterben bedroht und musste folgerichtig festgehalten werden. Am 23.November der erste, etwas verunglückte Versuch mit 218 182. Umsetzweichen besaßen damals nur noch die Bahnsteige 2 und 3. Mit dem Rückbau ab 2009 ist das alles Geschichte und hier fahren in wenigen Wochen die Straßenbahnen am Bahnsteig "schiefe Ebene" ein.
Am selben Tag bemerkte ich nachmittags zufällig, dass eine silberne V60 mit Flachwagen Küchwald gen Hbf verließ. Sofort kam der Verdacht eines Zusammenhangs mit der geplanten Reaktivierung der "I-Bahn" (Küchwald - Wüstenbrand). Ein Blick auf die Schienenköpfe unterhalb der Leipziger Straße (B95) brachte Gewissheit: Die Gleise waren blank.
Am nächsten Morgen (Sonntag) sollte es mal zur Streckeninspektion gehen, doch schon mit dem Sonnenaufgang war das vertraute Typhon am Crimmitschauer Wald zu hören. Also schnell mal auf den Altendorfer Bahnhof geschaut und tatsächlich stand der Zug zum Sonntagmorgen dort:
Welche Freude: Die Sanierung der Hausstrecke nimmt langsam Gestalt an?! Nachdem im Mai 2000 der Umleiterverkehr mit Fertigstellung der Göhrener Brücke (KBS 525) vorbei war, sollte die seither ungenutzte CWd-Linie, deren Oberbau Dank drei Jahren Dauerbetrieb arg gelitten hatte, nun abermals als Umleiterroute genutzt werden. Die besonders in den Kurvenradien arg verschlissenen Schienen im Rabensteiner Wald und nahe Wüstenbrand sollten ersetzt werden. Im ehemaligen Bahnhof Chemnitz-Altendorf wurden Langschienen verladen. (24.November) Heute befindet sich an dieser Stelle dichter Birkenwald und ein frisch asphaltierter Fußweg durchtrennt seit 2011 das gesamte (noch) vorhandene Gleisfeld.
Lok 7 von RWE Umwelt (heute 346 019 der PRESS) rumpelte mit dem Schienenzug gemächlich weiter gen Rabenstein, hier bei der Überquerung der Limbacher Straße in Rottluff. Die Buswendeschleife im Hintergrund war bis November 1988 Endpunkt der letzten 925mm-Straßenbahnlinie.
Kurz hinter der ehemaligen Ladestelle Niederrabenstein wird die Riedstraße gequert. Anschließend verschwand der Zug im Rabensteiner Wald. Nachmittags konnte ich noch ein paar Aufnahmen in Altendorf machen, als der entladene Zug nach Küchwald geschoben wurde. Damals konnte ich nicht ahnen, dass es die letzten Betriebsbilder meiner Hausstrecke werden würden. Denn: die Streckensanierung kam nicht. Man plante um, indem man zunächst die "Klapperbrücke" zwischen Küchwald und Hbf grundlegend sanierte und anschließend sämtlichen Güterverkehr darüber führte. Somit waren keine 204 mehr notwendig und auch die CWd wurde nicht mehr gebraucht. Ergo wurden die Langschienen ein Jahr später wieder eingesammelt. Perspektivisch soll auch die CWd zum Radweg umgestaltet werden, allerdings fehlt der Stadt derzeit das Geld dafür. So schlummern die Gleise noch friedlich unter, inzwischen haushohen, Bäumen.
Umsetzen am Bahnsteig 3, zweiter Versuch mit 218 209 (24.November).
Dezember
Der Dezember begann mit einem 219-Spektakel: Mit dem SWT ging es, wie bereits fünf Wochen zuvor, via Halle (Saale) nach Halberstadt. Grund war die offizielle 219-Abschiedsfahrt von DB Regio Brandenburg. Wie bereits am Vortag bespannten zwei Cottbuser 219 einen Regionalexpress von Berlin nach Halberstadt, welcher dort geteilt wurde und weiter nach Wernigerode bzw. Quedlinburg ging. Das Wetter war zwar an beiden Tagen regnerisch, aber mit der Wahl auf Sonntag (1.12.) hatte ich trotzdem ein glückliches Händchen, denn am Vortag wurden beide 219 kurz nach der Ankunft in Halberstadt schadhaft. 219 013 verblieb mit Motorschaden in Halberstadt und eine 218 übernahm nach Quedlinburg, während 219 192 mit letzter Kraft Wernigerode erreichte und dort kapitulierte. Am Tag meines Besuches bewältigten 219 043 und 219 112 alles problemlos.
Wie am 26.Oktober konnte 219 197 wieder im Plandienst zwischen Magdeburg und Halberstadt angetroffen werden. Hier erreicht sie den Bahnknoten im Harzvorland (1.Dezember).
Auf dem Rückweg begegnete uns in Leipzig Hbf die ihrer Nummernschilder beraubte 143 048 neben 103 233.
Auch in Zwickau Hbf wurden meine "219-Gebete" erhört: 612-Ersatzverkehr zwischen Zwickau und Göttingen. Die Erfurter 219 125 steht abfahrbereit (1.Dezember).
Auch nur durch Zufall erwischte ich den "Orient-Express" in Chemnitz Hbf, der hier gerade mit V100 2335 und Schlusslok 194 158 gen Zwickau ausfährt (12.Dezember). Links im Hintergrund steht eine grüne 140 bereit.
Nach einem Vorfall im Bahnhof Gutenfürst am 2.Dezember, wo ein Drehgestell eines VT605 bei hoher Geschwindig- keit entgleiste, mussten nach und nach alle Fahrzeuge zur Ultraschallmessung. Wenige Tage kehrten lokbespannte Reisezüge zurück. Zum Einsatz kamen 232 und IR/IC-Wagenmaterial. 232 314 verlässt Chemnitz Hbf am 13.Dezember.
Im Blockabstand folgte vermutlich einer der ersten Tauri, die Chemnitz gesehen hat.
Der Kohlezug (oder Koks?) von Horka nach Chemnitz Süd sah vor zehn Jahren so aus. Aktuell ist diese Leistung zurück, allerdings mit anderen Fahrzeugen. 232 024 am 14.Dezember.
232 514 mit einem 605-Ersatzzug am 15.Dezember.
Zum Abschluss noch ein Blick zum Bw Chemnitz Hbf BT Glösaer Straße, welches sich zum Jahresende'02 endgültig in Auflösung befand. Ein ausführlicherer Bericht zu diesem Bahnbetriebswerk ist für www.eisenbahnseie.de in Planung. Am 23.Dezember standen 202 781 und ein VT628.4 der Erzgebirgsbahn an der Tankstelle.
Die Werklok des Bw Hbf fand zunächst Zuflucht im SEM, wurde aber inzwischen zerlegt.
Alles in allem ein bemerkenswertes (Eisenbahn-)Jahr, mit vielen schönen, überraschenden aber auch tragischen Höhepunkten. Beim Blick auf die Jahres(single)charts ist vor allem Grönemeyers Comeback "Mensch" in Erinnerung geblieben. Der Sommerhit des Jahres, namentlich verwandt mit einer Tomatensoße, geriet glücklicherweise inzwischen ebenso wie die dazugehörige "Choreographie" in Vergessenheit. Besser war dann schon die Adaption von Elmar Brandt (Steuersong).
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Bahnjahr 2002, Teil X (November/Dezember)
06.12.2012 21:03 (zuletzt bearbeitet: 06.12.2012 21:10)
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