Hallo zusammen!

Nach 3 Jahren Abstinenz ging es im diesjährigen Haupturlaub mal wieder ins Baltikum.
Schwerpunktmäßig natürlich wieder Lettland, kann man doch hier nach wie vor noch am
meisten die alte russische Loktechnik bewundern. Jedoch bleibt auch im geliebten
Lettland die Zeit nicht stehen, so gab es bei den Doppelloks der Reihe M62 deutliche
Abstriche. So wurden insgesamt 6 umgebaute 2M62U angetroffen, die sich aufgrund des
häufigen Antreffens schon langsam als Landplage outeten. Von den originalen 2M62U
trafen wir noch ganze zwei Maschinen in freier Wildbahn an, eine dritte befand sich
gerade im Umbau in Daugavpils. Von den hochnummerierten 2M62 wurde hingegen keine
einzige mehr gesichtet. Bei der ersten zur 2M62UM umgebauten ex-Trommel wurde noch
ungehemmt auf den Auslöser gedrückt.




In erster Linie galt unser Interesse aber ohnehin mehr den soundstarken Loks der
Reihe 2ТЭ10, welche es in mehreren Ausführungen gibt. Vor allem in der ersten Woche
hatten wir auch mit dem Wetter absolutes Glück, brauchte man sich doch über mehrere
Tage hinweg keine Gedanken über störende "Fotowolken" machen. Die meines Erachtens
schönste Aufnahme der gesamten Tour entstand am 11.05.2018 in Nicgale mit einem
Südfahrer.



Eine der beiden bereits angesprochenen Original-Doppel-M62 - die 2M62U-0087 - mit
einem Nordfahrer von Daugavpils kommend am Abend des 11.05.2018 irgendwo in der
lettischen Pampa.


Eine zweite Lok dieser Baureihe, die 2M62U-0097, konnte einige Tage später im Grenzverkehr
mit Litauen (Strecke Jelgava - Radviliskis) beobachtet werden.




Unser Quartier hatten wir in Naujene, unweit von Daugavpils. Als wir am 12.05.2018
morgens auf dem Weg zum Supermarkt waren, wurden wir an einem Bahnübergang ausgebremst.
Ein Güterzug nach Weißrussland war im Anmarsch. Überrascht waren wir beim Anblick
der Fracht, lief doch hinter der Zuglok eine polnische "Tamara" (TEM2) mit, welche
in den heiligen Hallen des Ausbesserungswerk Daugavpils aufgearbeitet wurde und nun
zum Eigentümer überführt wurde. Da an dem BÜ kein gescheites Bild entstand, wurde
das Programm gekänzelt und die Verfolgung aufgenommen. Bei der Einfahrt in den Bahnhof
Skaista konnte der Zug dann schön seitlich dokumentiert werden.




Auch in Daugavpils selbst wurden ein paar Aufnahmen gemacht. Die schönste entstand
dabei von einer Fußgängerbrücke aus mit einem gerade einfahrenden Güterzug.




Noch einmal die Strecke von Daugavpils nach Weißrussland. Hier kommen im grenz=
überschreitenden Verkehr ausschließlich weißrussische 2ТЭ10 zum Einsatz. Auch das
Güterzugaufkommen ist recht beachtlich. Wartezeiten von mehr als einer Stunde sind
eher seltener, auch an Wochenenden. Hauptfracht sind hier Kohle oder Rohöl. Besonders
die Kesselwagenzüge sind schon von Weitem hörbar, es gibt bei dieser
Gattung kaum Wagen ohne Flachstellen (!!!).





Rätsel gab uns dieses Unikat in Form des AR2-01 auf. Dieses Gefährt fuhr wenige
Minuten nach der Aufnahme in Richtung Jelgava ab. Ein Personenzugfahrplan konnte
für diese Strecke nicht ausfindig gemacht werden. Es saßen aber Leute drin, wenngleich
nur ein paar wenige. Auch bei unserem letzten Besuch vor 3 Jahren konnten wir
schon diese Beobachtung machen ...





Am Morgen des 15.05.2018 - wir hatten inzwischen in Jekabpils Quartier bezogen -
wurde ich durch das Wummern einer schalldämpferlosen M62 geweckt. Ohne jegliche
Sichtung wurde prompt die Verfolgung aufgenommen. Mit dem Verdacht in Richtung
Rezekne lag ich richtig, nach etwa 30 km war der Zug ein- bzw. überholt. Nur
Licht war noch keins. Auch am zweiten Motiv war es noch zappenduster. Im Verlauf
der weiteren Verfolgung mußten wir später an unzähligen Baustellenampeln schließlich
aufgeben. Die Sonne war inzwischen raus. So ohne Foto wollte ich nach den Strapazen
aber nicht von dannen ziehen. So mußte der nachfolgende Güterzug herhalten. Die
schalldämpferlose Einzel-Trommel (M62 1202) h ä t t e hier wunderschön reingepaßt





Der Reisezugverkehr ist im östlichen Lettland sehr überschaubar. Während es von
der lettischen Hauptstadt Riga her bis Krustpils noch ein einigermaßen akzeptables
Angebot gibt, sieht es in Richtung Daugavpils einerseits und Richtung Rezekne andererseits
schon deutlich düsterer aus. Der Nachmittagszug von Zilupe via Rezekne wurde bei
Kukas wunderschön in Szene gesetzt. Gut, das Licht war schon zu weit rum, aber
besser so, als gar nicht ...





Richtig schwierig wird es mit dem Ablichten des Moskau-Schnellzuges, der einzige
richtig lange Zug mit 14 Wagen. Der fährt generell im Gegenlicht, über weite
Abschnitte gar in der Lichtachse. Bei bewölktem Himmel hingegen geht da schon was ...





Am Morgen des 18.05. wurden wir doch recht überraschend mit dichtem Nebel konfrontiert.
Die Sichtweiten betrugen anfangs teils keine 50 Meter, was schon
irgendwie an Herbst erinnerte. Nur die Temperaturen paßten dafür mit etwa 15 Grad nicht
wirklich. Als sich im Bahnhof Krustpils zwei umgebaute Flüsterloks die Ehre gaben,
war es schon deutlich heller und die Sicht entsprechend besser geworden.






Vom Wetter her blieb es an diesem Tag dampfig schwül und zum Nachmittag bildeten
sich auch einige Gewitterzellen. Nur kurz ließ sich mal die Sonne sehen und die
Wolken einigermaßen dunkel erscheinen.






Tags drauf versuchten wir mal unser Glück auf der Strecke Jelgava - Ventspils,
welche nur noch im Güterverkehr genutzt wird. Wir hatten die Info, daß hier an Werktagen
wegen Bauarbeiten tagsüber gesperrt war, nur an den Wochenenden sollte es laufen.
Nun ja, üppig war der Verkehr nicht. Bis zum Abend zählten wir 9 Güterzüge.
Dafür hatten wir wenige Kilometer hinter Tukums endlich ein Motiv mit einem
Rapsfeld gefunden!





Auch bemerkenswert ist, daß hier ausschließlich nur Loks der Reihe 2TE116 zum
Einsatz kommen. Dafür ist diese Reihe die derzeit farbenprächtigste, was die
Lackierungen betrifft. Neben blau/weiß, grün, grün/weiß/schwarz (private) sind
auch rotbraun lackierte Maschinen unterwegs.






Am Folgetag (Sonntag) war auf dieser Strecke rein gar nichts los. Nicht ein Zug kam
des Weges, weshalb zum Mittag hin ein Stellungswechsel an die Strecke Riga - Krustpils
vollzogen wurde. Bis zum Bahnhof Aizkraukle hängt hier die Strippe, welche im
Rigaer Vorortverkehr mit "Elektritschkas" bedient wird.





Langsam hieß es Abschied nehmen aus Lettland, 3 weitere Tage waren noch für
Litauen reserviert, welches wir auf der Hinfahrt ohne Halt durchquert hatten.
Am letzten Bahnhof vor der Grenze - in Meitene - gab es urplötzlich "Trommelalarm"!
Zunächst dachten wir an einen grenzüberschreitenden Güterzug. Als wir näher kamen,
entpuppte sich dieser als Nahgüterzug. Hier gibt es u.a. noch eine Firma mit eigener
Werklok, welche den Zustelldienst innehat. Aber auch die "Trommel" hatte hier
ordentlich zu tun, ist das Rangieren mit Mittelpufferkupplung ein ganz anderes
Kaliber. Da ist nichts mit abstoßen und rollenlassen. Alles mit Luft und Millimetergenau.
Jede Wagengruppe einzeln.





Nachmittags in Radviliskis ein ER20-Pärchen beim Umsetzen. Wuchtig sind die Maschinen
ja. Nur für Soundfreaks wie uns eine einzige Katastrophe ... Die Front erinnert schon
sehr an Vectron. Dabei sind die noch vor der Vectron-Fertigung gebaut worden.





Der Personenverkehr in Litauen ist inzwischen auch sehr modern. Was hier aussieht
wie eine Regionalbahn, ist in Wirklichkeit ein "Schnellzug". Vor wenigen Jahren
war das auch noch eine TEP70-Leistung. Lokbespannt wird nur noch selten gefahren,
v.a. im Sommer, wenn die Nachfrage am größten ist, wie wir auf Anfrage im "Großen
Gelben Fachforum" (Drehscheibe-Online) erfahren mußten.





Neben den ER20 setzt die litauische Bahn im Streckendienst auch noch umgebaute
TEM bzw. umgebaute CME, sowie auch einige Doppel-M62 ein. Kurz vor der Abreise
konnte noch ein solches Exemplar abgelichtet werden.



Auf dem Rückweg wurden noch ein knapper Tag in Tschechien (Wetter nicht so toll)
und ein weiterer in Österreich beim Reblaus-Express eingelegt. Hier paßte das Wetter
wieder und so gelangen noch einige schöne Aufnahmen.






Beste Grüße aus Würzburg

Servus,

Danke fürs zeigen!

Der Grund für mich ins Baltikum zu fahren: eben jene 2M62UM!
Weil dies fotografisch von anderen stiefmütterlich bis gar nicht behandelt wird.

Die alte Technik hat man und würde am Rande noch mitgenommen werden.
Mal sehen, wann ich eine gezielte Reise für die neue Landplage durchführe ;-)

Gruß,
malo

Schöner Bericht! Zum aktuellen Stichtag sind 10 modernisierte 2M62UM fertig, 14 sind insgesamt geplant. Ansonsten finde ich das Baltikum mittlerweile ne ziemliche eintönige Angelegenheit. Einzig die privaten Güterzüge, die russischen Transitzüge und einige Lokexoten (z.B. TEP70M-0249) bringen noch etwas Abwechslung ins Spiel.

Dann lieber wieder in die Ukraine. Da ist es um vieles interessanter und abwechslungreicher, sowohl was die Fahrzeugvielfalt als auch die Landschaft angeht. Vor allem die Karpatenstrecken im Westen haben es mir angetan, egal ob Elektrisch oder Diesel. Und da dort seit ein paar Jahren selbst 2TE10 unterwegs sind, wird es da garantiert nicht so schnell langweilig.