Hallo,

nach Teil eins

[www.eisenbahnforumvogtland.de]

geht es nun weiter mit den heißen Tag entlang der Hotzenplotzer Schmalspurbahn.


Donnerstag, 02.08.18

Wie schon am Vortag war es auch diesen Morgen schon wieder recht warm, das Thermometer zeigte früh gegen Sieben auf der Siebenundfünfzig nach Norden um den ersten Zug nach Osoblaha zu begleiten bereits 24°C. Nach einem ersten Foto bei Liptaň wurde der Bahnhof Slezské Rudoltice angesteuert. Die Bahn bewegt sich bis hierhin über mehrere Kilometer auf einer Höhe von etwa 300 Meter durch die in diesem Abschnitt die Landschaft bestimmenden Felder, die auch hier aufgrund der langanhaltenden Trockenheit größtenteils abgeerntet waren. Der zum Bahnhof zugehörige Ort, der ein prachtvolles Renaissanceschloss besitzt, welchem auch schon der „Alte Fritz“ und Voltaire einen Besuch abstatteten, befindet sich wie viele der Zugangsstellen etwas entfernt vom Ort. Kurz vor dem Bahnhof beschreibt die Strecke eine 90°-Kurve und schwenkt von hier aus nach Norden um dann von der „Hochebene“ in das Tal der Ossa hinab zu fallen, die im Tschechischen den gleichen Namen wie der Endbahnhof trägt. Der Zug konnte einmal vor und hinter dem Bahnhof angetroffen werden.


Trotz der trockenen Witterungsverhältnisse sprießt viel Kraut neben der Strecke, gleich wird der Zug die im Vordergrund sichtbare 90°-Kehre in den Bahnhof Slezské Rudoltice hinein befahren


Nachdem eine kleine Gruppe Wanderer ausstiegen, setzt sich die „Stammlok“ 705 913 wieder in Bewegung um dem nächsten Halt Koberno, welches sich schon im Ossatal befindet, entgegen zu rollen - das Empfangsgebäude wird gerade einigen Renovierungsarbeiten unterzogen

Danach sollte es das erstmal gewesen sein und es ging, schon leicht angeschwitzt, wieder in die Pension um im kühlen Untergeschoss das wieder einmal vorzügliche Frühstücksmahl einzunehmen. Gemütlich wurde dann zum Vormittagszugpaar aufgebrochen. Auf der To-Do-Liste stand der kleine Teich am Haltepunkt Kowerno und die Kirche von Liptaň. Ersteres hatte ich lediglich auf dem Satellitenbild für machbar gehalten, vor Ort weicht diese Erwartung oft der Erkenntnis, dass Bewuchs dies verhindert. Auch hier war es einiges an Streckenrandbewuchs, der das Bild vom Flussufer aus unmöglich machte. Aber da die Teleskopklappleiter im Kofferraum lag und diese durch Umklappen auf eine Anlegehöhe von etwa 4 Meter gebracht werden kann, wurde der Versuch trotzdem unternommen. Ein Baum zum Anlegen war auch schnell entdeckt und im Prinzip ist Tschechien quasi das „Heimatland“ der Eisenbahnfotografie unter Zuhilfenahme von Bäumen zur Standorterhöhung. Sehr pünktlich hörte man bereits das Typhon aus Richtung Bohušov und der nicht schwindelfreie Fotograf konnte endlich wieder hinabsteigen.


Auch der Teich am Hp Koberno kann die Anzeichen der Sommerhitze nicht verbergen, den Ort selbst erreicht man, wenn man dem Lauf eines kleinen Baches bergan folgt, der auch diesen Teich speist - für den Zug geht es nun bergauf Richtung Selzské Rudoltice

Trotz der großen Leiteraktion, die jetzt wieder in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt werden musste, erreichten wir noch deutlich vor dem Zug Liptaň. Eine geeignete Position fanden wir unterhalb der Straße in der Nähe einer Agrarwirtschaft. Den Tag noch nicht auf den Himmel geschaut überraschte mich plötzlich ein vorbeiziehender Schatten. Im Rücken begann gerade die Quellwolkenbildung, die zweie konträre Empfindungen bewirkte. Einerseits die Besorgnis, die Wolken könnten das gewünschte Foto, das ja bereits am Vortag schon nicht gelang, verhindern, andererseits ein wenig Erleichterung, denn Wolken versprachen Schatten und den konnte man bei inzwischen mehr als 30°C und hoher Luftfeuchte gebrauchen. Das Foto klappte dann noch ohne störenden Wolkeneinfluss, aber zeitnah nach der Durchfahrt breiteten sich die Wolken jäh aus.


Os 20606 hat gerade den letzten Unterwegshalt in Liptaň absolviert und passiert auf der letzten Etappe nach Třemešná die das Ortsbild dominierende Kirche Mariä Himmelfahrt und den im Hintergrund emporragenden 494 Meter hohen Wachberg

Etwa eine Stunde später kehrt der Zug wieder zurück. Die Wolken wuchsen in der Zeit weiter gen Himmel. Die Zeit wurde wieder am Findling verbracht und fürs Foto ging es dann auf den gegenüberliegenden Hang, hier hat man inmitten von Gräsern und Blumen einen schönen Blick auf die Trasse und kann an mehreren Stellen auslösen, was bei den zahlreiche Quellwolken die Chance auf ein Sonnenfoto erhöhen sollte. Tatsächlich erwischte das langsam durch die Ausläufer des Altvatergebirges fahrende Züglein ein Sonnenspot.


Einmal mehr wirkte das Altvatergebirge als Keim für Wolkenbildung, die Häuser am oberen Hang gehören bereits zu Liptaň

Die Bewölkung ließ mich von einer Verfolgung des Zuges absehen. Stattdessen wurde ein weiterer Versuch unternommen etwas vom Güterverkehr um Krnov zu erhaschen. Laut dem sehr zu empfehlenden Reisebegleiter der edition bohemica sollte gegen 13:00 Uhr ab Krnov ein Manipulak in Richtung Olomouc aufbrechen. Diesen kann man prima am Einfahrsignal von Brantice festhalten, der als einziger Ort in Tschechien noch Formsignale deutscher Bauart besitzt. Innerhalb von einer Stunde kann man dort drei Züge in den Sucher nehmen. Als erstes erschien im Wolkenschatten eine Brotbüchse als Os, dann folgte Steuerwagen voraus ein Sarg als R nach Olomouc und wie vorausgeschrieben erschien ein 753-Doppel auf der Bildfläche. Leider gab es heute anscheinend nichts zu transportieren und so blieb es bei den Acht Achsen.


Wie ich schon oft schrieb, keine Scheu vor Steuerwagen - die Expresszüge zwischen Opava und Olomouc werden aus Wendezuggarnituren mit 843 am Nordende gebildet

Danach ging es wieder durch Krnov hindurch Richtung Třemešná. Es galt die das Ortsbild prägende Kirche des heiligen Sebastians gemeinsam mit der Bahn zu fotografieren. Dazu gibt es unmittelbar nach der Ausfahrt mehrere Möglichkeiten, wovon aber die meisten stark zugewachsen waren. Ganz passabel war noch der Blick von einer Wiese nahe einem kleinen Feldwegübergang. Dieser Standort barg zugleich den Vorteil, den in Nachbarschaft zur Kirche errichteten Wohnblock nicht vor der Kirche zu haben, wenngleich diese Bebauung selbstverständlich typisch für unser östliches Nachbarland ist. Spannend machten es jetzt mal wieder die Wolken, schon auf dem Satellitenbild war zu erkennen, dass sich nordöstlich die Wolken mehr und mehr zu Gewittern entwickelten und diese von Polen her in Richtung Altvatergebirge bewegten. Blickte man in Richtung Osoblaha, so sah man das Unheil in Form dunkler Wolken schon kommen. Über Třemešná hielt sich aber gerade ein recht stabiles Wolkenloch, die Frage war, ob es sich bis zur Zugdurchfahrt halten würde. Im Normalfall verlässt der Schmalspurzug recht zügig nach dem aus Krnov kommenden Personenzug den Bahnhof. Als die RegioNova pünktlich den Bahnhof verließ, verdunkelten die ersten Vorläufer bereits die Kirche und den dahinterliegenden Hang, während darüber blauer Himmel zu erkennen war. So ganz genau haben sie es heute nicht mit der Abfahrt genommen und die leichte Verspätung reichte aus, sodass ein kleines Sonnenloch plötzlich doch Licht auf die Kirche scheinen ließ.


Erst wenige Meter hat Os 20609 bewältigt als die Fahrgäste einen Blick auf die Sankt Sebastian Kirche in Třemešná werfen können

Inzwischen waren die dunklen Wolken von Nordosten über den Ort angekommen und während ich noch den Zug hinterherschaute, begann es erst langsam zu tröpfeln und dann schlagartig wie aus dem sprichwörtlichen Eimer zu schütten, welch eine Wohltat.


Bevor die Strecke Richtung Scheitelpunkt steigt beschreibt sie einen großen Bogen hinab zum Bach Mušlov, ein kleiner Lichthauch fällt noch auf den Zug, während Petrus über ihn und gleich auch über uns schon die Schleusen geöffnet hat

Normalerweise hätte man den draußen Regen genießen müssen, aber irgendwie war der Reflex ins trockene Auto zu steigen schneller als diese Überlegung und einmal im Auto sitzend die großen Tropfen auf die Scheibe und aufs Dach prasseln hören verschwand dieser Gedanke auch gleich wieder. Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte starteten wir in Richtung Unterkunft. Unmittelbar hinter Třemešná bemerkten wir aber, dass sich rechts neben uns, die Strecke verläuft bis ins wenige Kilometer entfernte Město Albrechtice (dt. Olbersdorf) parallel zur Fernverkehrsstraße, ein paar Güterwagen rollten, vorne und hinten dran eine Taucherbrille. Aufgrund der gut ausgebauten Straße war es ein leichtes den Zug kurz vor Krnov zu erwischen. Inzwischen waren die dunklen Wolken bis hierher vorgedrungen.


Den vermutlichen Mn 81203 aus Lipová Lázně hat 753 759 am Haken

Kurz darauf fing es auch hier ein wenig zu tröpfeln an und da wir sowieso schon fast das Quartier sehen konnten, entschieden wir uns für ein bisschen Entspannung. Vielleicht würde es ja später noch einmal etwas aufklaren. Und in der Tat entstand schon bald wieder ein größer sonnenbeschienener Bereich, dem aber dem Satellitenbild nach schon wieder die nächste Gewitterzelle folgen dürfte. In der Hoffnung, vielleicht noch einen Güterzug zu erwischen. Laut Güterzugtabelle könnte einer 18:00 in Krnov gen Norden starten. Ich postierte mich unweit der Fernverkehrsstraße kurz vor Město Albrechtice, wo man quer auf die Strecke schaut mit bereit in polnischem Gebiet liegenden Hügeln im Hintergrund. Zudem waren ja immer noch viele motivbereichernde Quellwolken am Himmel. Das einzige was kam war aber Os 3584, einer der im groben Zweistundentakt verkehrenden Verdichter zwischen Krnov und Jindřichov ve Slezsku, dem letzten Bahnhof vor dem polnischen Korridor.


Ein längerer Güterzug hätte ganz gut gepasst, ein einzelner kufr geht schon ein wenig unter - Os 3584 nach Jindřichov ve Slezsku

Als dann das nächste Regenband heranzog ward der Tag fototechnisch beendet. Für den nächsten Tag war noch einmal Sonne satt bei mehr als 30°C vorausgesagt, aber inzwischen wissen wir ja, dass das hier nur für die Vormittagsstunden gilt.


Danke für die Aufmerksamkeit
Björn