Hallo,


vom 7. bis 15. Juni 1975 fand zu Ehren der Strecken Reitzenhain - Flöha und Pockau-Lengefeld - Olbernhau (RF- und PN-Linie) eine Festwoche statt.
Zum Auftakt am Sonnabend bespannte 58 1111 planmäßige Reise- und gemischte Züge (Gmp) auf beiden Linien.
Am Sonntag, dem Tag des Eisenbahners, schickte der Deutsche Modelleisenbahnverband (DMV), Bezirksvorstand Dresden, einen mit über 600 Gästen besetzten
Sonderreisezug von Dresden Hbf nach Reitzenhain (P 23588/23589). Die Bespannung bis Flöha oblag der 01 2050. Die ganz frisch im aktiven Museumsbestand
befindliche 62 015 leistete Vorspann.

Am Tag des Eisenbahners war mein Vater mit der Kamera vor Ort.
Die meisten Aufnahmen sind nicht richtig gescannt, sondern nur mit einem einfachen Duplikator digitalisiert. Deshalb habe ich sie meistens entfärbt (und zuvor entzerrt).


58 1111 (Bw Aue) steht im Bf Flöha bereit, um den DMV-Sonderzug nach Reitzenhain zu übernehmen.
Das Fahrwerk ist kurz nach dem Eintreffen der G 12 in der Einsatzstelle Pockau-Lengefeld neulackiert worden.

In Flöha übernahmen 58 1111 und 110 635(?) den aus zwölf(!) Y- und einem Bghw-Wagen gebildeten Train.
In Pockau-Lengefeld gab es auf der Olbernhauer Bahnhofseite eine Fahrzeugausstellung mit Lokomotiven des Verkehrsmuseums Dresden,
während in Flöha Vertreter der modernen Traktion präsentiert wurden.


Die rund ein halbes Jahr alte 250 003 (Abnahme: 28.11.1974) präsentiert sich am 8. Juni 1975 im Bf Flöha.


Im Bf Hetzdorf erhält der lange DMV-Sonderzug P 23588 Ausfahrt.


Noch ein Nachschuss auf die Schlusslok. Laut Literatur schiebt 110 635-0. Ich hätte eher 110 555-0 identifiziert, es ist aber nicht eindeutig.
110 555 wäre insofern plausibel, da diese V 100 seinerzeit in Reichenbach (Vogtl) stationiert war und ein Zugteil angeblich aus Reichenbach kam.
Vielleicht kann jemand noch mit anderen Fotos für Gewissheit sorgen?

Neben dem DMV-Sonderzug zum Tag des Eisenbahners kam in der gesamten Festwoche ein aus zweiachsigen Einheitspersonenwagen gebildeter Sonderzug
rund um Pockau zum Einsatz. Die mit dem Spitznamen Donnerbüchse versehenen Reisezugwagen waren 1975 im Regelbetrieb schon selten geworden.
Vier Wagen mit offenen und drei mit geschlossenen Plattformen, von letzteren zwei mit Reko-Fenstern, sind eigens für die Feierlichkeiten nach Pockau-Lengefeld beordert worden.
Das Bw Aue stellte die noch im Plandienst eingesetzten Dampflokomotiven 58 1111 (siehe oben) und 94 2105 zur Verfügung.
Die Dresdner Museumslok 89 6009 – eine preußische T 3 mit Schlepptender – zog vier Donnerbüchsen zwischen Pockau-Lengefeld und Olbernhau.
Beim Sieben-Wagen-Zug nach Reitzenhain unterstützte wechselweise eine der beiden Auer Dampfloks die 89. Die Wagen waren mit Girlanden geschmückt.


Im Bf Marienberg hat sich eine Menschenmenge eingefunden in freudiger Erwartung auf den Jubiläumssonderzug.


Und da kommt er: Der Jubiläumszug fährt in den Bf Marienberg von Pockau-Lengefeld kommend ein.
Am Güterschuppen (abgebrochen im Juni 2006) herrscht noch Betrieb.


89 6009 hat sieben Donnerbüchsen am Haken.


94 2105 fungierte als Schubunterstützung.


Nach einer 180°-Kehre hat sich der Zug um einige Höhenmeter in Richtung Erzgebirgskamm am Goldkindstein gewunden. Die in Fahrtrichtung links sitzenden Reisenden
hatten an dieser Stelle einen herrlichen Ausblick auf die Bergstadt und den Bf. In Bildmitte ist das 2002 abgebrochene Wasserhaus des Bf Marienberg abgebildet.


In Reitzenhain konnte die 89 gedreht werden. Hier bei der Rückfahrt am km 6,6 RF in Höhe der heutigen B 174.
Hinter der 89 ragt das Postenhaus hervor, das heute nicht mehr existiert. Die Halbschrankenanlage ging im September 1994 außer Betrieb.


Souvenirs: Das Jubiläumsglas von 1975 und dazu passend die aufgrund vieler bürokratischer Hürden erst 1977 gedruckte Broschüre. Des Weiteren rechts die von der IG 86 049 e.V.
herausgegebene Broschüre über die damals wie heute unter den Teppich gekehrte, 20 Jahre jüngere, Verlängerung der Flöhatalbahn.
Die DRG Dampftechnik Reichelt GmbH hat zum 150. Streckenjubiläum die eisenbahngeschichtliche Schrift von 1977 neu aufgelegt und um die Entwicklung der letzten 50 Jahre ergänzt.
Zu beziehen ist diese u. a. über den FHWE.


Das Streckenstück Reitzenhain - Marienberg ist 2013 abgebaut worden. Der Bf Gelobtland war 2013 schon eine Ruine, inzwischen ist das Dach eingestürzt.
Bis hierhin liegt für den Radweg von Marienberg her seit 2023 Baurecht vor. Der Abschnitt nach Reitzenhain wird wegen zweifacher Querung der Bundesstraße sehr teuer.

Wer mehr über die Eisenbahn im Flöha-, Pockau- und Schlettenbachtal erfahren will, wird im neuen Beitrag (siehe Signatur) fündig.


MfG
MBC