Am 28.06.25 startete eine außergewöhnliche Sonderfahrt. Von Zwickau über Glauchau, Chemnitz und Freiberg nach Dresden und weiter über Pirna durch das Elbtal nach Böhmen bis Usti (Aussig). Hier wurde in das Tal der Bilina eingebogen und der Zug geteilt. Ein Teil dampfte weiter mit 35 1097-1 und T478.3001, den zweiten bespannten T435.0139 und T466.0286. Mit dieser Bespannung waren beide Zugteile ein ganzes Stück parallel unterwegs. In Most (Brüx) trennen sich die Wege, die 35er samt T478 fuhren weiter nach Chomutov, wo der Ringlokschuppen des National Technischen Museums oder alternativ die historische Innenstadt auf dem Programm standen. T435.0139 und T466.0286 machten sich ab Most auf zur Bergfahrt nach Moldava (Moldau). Hinter Most wurde das riesige Chemie-Areal von Unipetrol in Litvinov (Leutensdorf) umrundet. Weiter ging es über Osek Mesto (Ossegg) und Hrob (Klostergrab) nach Dubi (Eichwald), dem Spitzkehrenbahnhof. Hier wechseln die Fahrtrichtung, um mit bis zu 35 ‰ nach Moldava (Moldau) zu gelangen. Einstmals ging die Eisenbahnstrecke hier weiter nach Sachsen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bestehende Lücke bis Holzhau ist immer mal wieder Thema der Regionalpolitik, allerdings bis jetzt ohne Erfolg. Da das Wetter an diesem Samstag sich von seiner schönsten Seite zeigte, fuhr ich dem Zug auf tschechischer Seite entgegen. Die Strecke von Most nach Moldau war mein Ziel. Erster Anlaufpunkt war das bekannteste und größte Bauwerk der Strecke der 130 Meter lange Mlýnský viadukt (Mühlen oder Mühlengrund Viadukt) bei Hrob (Klostergrab).
Dubí (Eichwald / Erzgebirge). Als die Prag-Duxer Eisenbahn im 19. Jahrhundert die Strecke plante, war ursprünglich ein Bahnhof nahe dem Ort vorgesehen. Von dort sollte die Strecke über einen Spiraltunnel auf den Erzgebirgskamm gehoben werden. Doch dann fehlte Mitte der 1870er Jahre das Geld und als Kompromiss entstand der Spitzkehrenbahnhof als preisgünstige Alternative.
Einfahrt Moldava v Krušných horách (Moldau). Seit dem 7. Mai 1945 ist die durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen Böhmen und Sachsen unterbrochen. Auf deutscher Seite wurden die Gleise auf 9 km zwischen Moldava und Holzhau demontiert. Seit 2008 gibt es bilaterale Bemühungen, die Verbindung zwischen dem tschechischen Moldau und dem sächsischen Holzhau wiederherzustellen, bislang jedoch ohne Erfolg.
Škoda 1000 MB im Bahnhof Moldau Erzgebirge trifft auf Hektor.
Rückfahrt am Nachmittag kurz vor Mikulov-Nové Město (Neustadt). Mikulov-Nové Město (Neustadt) liegt unmittelbar nach dem Wasserscheidentunnel am Kamm des Erzgebirges im Tal der Wilden Weißeritz (Divoká Bystřice). Die früher umfangreichen Gleisanlagen des ehemaligen Bahnhofes dienten zum Absetzen der Schiebelokomotiven bei bergwärts fahrenden Güterzügen, da auf der weiteren Strecke bis zum Grenzbahnhof Moldava nurmehr eine geringe Steigung zu überwinden war. Heute liegt in Mikulov-Nové Město nur noch das durchgehende Streckengleis.
Nach dem abermaligen Richtungswechsel im Spitzkehrenbahnhof Dubi führte T466 wieder in Hrob (Klostergrab). Der Bahnhof liegt am Fuß des Erzgebirges am Beginn der Steigungsstrecke. Schwere Kohlezüge wurden hier geteilt und dann mit zwei Lokomotiven bergwärts weiterbefördert. Für die hier beheimateten Schiebelokomotiven gab es ein vierständiges Heizhaus und eine Drehscheibe mit 14,65 m Durchmesser. Die Drehscheibe und ein Teil des Heizhauses wurden 1948 abgerissen.
Letzter Anlaufpunkt meinerseits war der Bahnhof von Most. Hier wurden die beiden Zugteile aus Moldau und Chomutov für die Rückfahrt nach Deutschland vereinigt. Der Wagen für die "Dampf Sauger" wurde von T435.0139 hinter die 35er rangiert.
T478.3001 am Zugschluss kurz vor der Abfahrt in Most.
Vor 140 Jahren, im Dezember 1884 ging auf zum Teil provisorischen Gleisen, die Eisenbahnverbindung von Nossen über Freiberg und Moldau nach Brüx, in Betrieb. Die ursprünglich von der k.k. priv. Prag-Duxer Eisenbahn (PDE) errichtet und betrieben Bahnstrecke verläuft von Most (Brüx) über Horní Litvínov (Oberleutensdorf) und Osek (Ossegg) auf den Erzgebirgskamm nach Moldava (Moldau) wo sie bis 1945 Anschluss an die Bahnstrecke Nossen – Freiberg - Moldau hatte. Nachdem 1884 die ersten Güterzüge fuhren, folgten im Mai 1885 auch Personenzüge. Zwischen Most und Litvínov wurde die ursprüngliche Strecke in den Jahren 1954 -56 wegen dem vorrücken des Braunkohle Tagebaus verlegt. Ab Litvínov stetig die Strecke stetig an bis zum Spitzkehrenbahnhof Dubí (Eichwald). Von hieran geht es steil hinauf nach Mikulov auf den Kamm des Erzgebirges, welcher in einem 210 Meter langen Tunnel unterquert wird.
So das war`s dann mal wieder. Grüße an alle getroffenen im und am Zug sowie die Personale der Maschinen.