Von mir gibts nen Reisebericht dazu:

Nächster Halt, Tschechische Staatsbahn. So oder so ähnlich war unser gestriges Motto, als wir zu viert zur Südseite des Erzgebirges aufbrachen. Die Erzgebirgsbahn brachte uns über nach Johanngeorgenstadt. Dort übernahm den Desiro CD-Personal, aus unserer RB 5295 wurde Os 5295 und weiter gings gen Karlsbad. Gleich nach der Grenze wurden die Uhren schlagartig zurück gedreht. Am Bahndamm stand ein Mann der einen Birkenstamm über der Schulter hatte. Irgendwie wie im Film. In Pernink Kreuzungshalt. Ein "Traktor", eine Diesellok mit drei "Brotbüchsen" am Haken brachte Skifahrer zum dortigen Hang. Unser Zug schlängelte sich durch dichte Wälder das Gebirge hinunter, an Nejdek vorbei. Irgendwo bei Nova Role fragte uns die burschikose Schaffnerin in besten Tschechisch wo wir hin wollten. Als sie unseren Reiseplan sah, wurde ihr schlagartig klar, Verrückte Deutsche Bahnfuzzies. In Karlovy Vary hatten wir dann einen längeren Halt, der zur Erkundung des Geländes genutzt wurde. Es schien nicht viel los zu sein, also erst mal ein Porträt des Bahnhofes:



Durch offene Fenster der "Transisto" konnte man eine Packwaage sehen. Der Bahnhofsvorsteher guckte ab und an zur Tür raus, im Warteraum saßen Menschen auf die Abfahrt ihres Zuges warteten. An der Seite einige Fahrkartenschalter, noch in Betrieb. Weiter hinten am Bahnsteig leuchtet ein Coca-Cola Schild, darunter ein Kiosk mit lauter bunten Aufklebern diverser Zigarettensorten. Davor zwei bis drei Einheimische, die plauderten und etwas tranken. Irgendwie fühlt man sich um mindestens 20 Jahre zurück versetzt.
Die Ruhe wurde schlagartig durch 242 251 gestört, die mit Os 7013 einfuhr. Sofort stand ein Rangierer parat, der die Lok abkuppelte. Nach einem prüfenden Blick des Meisters wurde umgesetzt.





Plötzlich war es auch mit der Stille vorbei. In den nächsten 15 Minuten rumpelten 3 Güterzüge, zwei aus Cheb, einer aus Richtung Usti, an uns vorbei.

Kohlezug mit Knödel aus Richtung Usti.


High-Tech Knödel mit LED-Leuchten und Mischer am Haken aus Rtg. Cheb.


Noch einer aus Cheb mit leeren Autowagen.


Es folgt der Schnellzug R 608 von Usti nach Cheb.


Für uns das Signal aufzubrechen. So nahmen wir in einem Abteil im Gegenzug R 617 nach Prag platz. Die Polster unseres "Kanapees" waren neu, die Gardinen auch. Irgendwie schön. Immer entlang der Ohre ging unsere Reise gen Osten. Wenn man linkerhand aus dem Fenster schaute, meinte man im Alpenvorland zu sein. Die Pultscholle des Erzgebirges lag neben uns, das rasch ansteigende Gelände wollte scheinbar mit Watzmann, Zugspitze und Matterhorn komkurrieren. Bei Chomutov veränderte sich die Umgebung. Nun prägten Tagebaue und Kraftwerke das Bild. Überall konnte man auch Grubenbahnen sehen. Dort stieg dann auch die "Stewardess" zu. Eine ältere Frau mit einer Art Werkzeug-Rolli voller Essen und Süßigkeiten sowie Kühlboxen mit Getränken. Kurz vor unserem Zwischenziel kam sie zu uns. Leider verstand sie kein Deutsch, als sie verstand, dass wir wissen wollten, ob sie Euros nehme, schüttelte sie den Kopf und ging freundlich wieder. Im nächsten Moment stand sie wieder in der Tür und murmelte was von Chef und Euros, Zeigte mir den Taschenrechner, der Kurs war 1:23. Als nächstes wechselten zwei Dosen Pilsner Urquell den Besitzer, sie war um 4 Euro reicher und wir nicht mehr durstig.
Nach gut zwei Stunden verließen wir in Usti nad Labem den Zug. Hier bot sich ein völlig anderes Bild. Ein moderner Bahnhof, moderne Architektur und Brücken. Dennoch auch hier waren überall Eisenbahner zu Gange. Hier teilt sich die Strecke aus Decin nach Prag und nach Cheb. Im Handumdrehen war eine Lok ans Zugende gefahren, unser Zug fuhr weiter nach Prag. Da wir der Weg unser Ziel war, war das perfekte Foto zweitrangig. So nur ein Beweisfoto von der Taucherbrille, die uns weiter nach Decin brachte.



Der Lokführer lief ein wenig umher. Mit seinen langen gelockten Haaren hatte er was von Easyrider. Wir nahmen im ersten Abteil hinter der Lok platz. Diesmal feinstes Kunstleder auf den Sitzen. Die Tür hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Sie war aus der Führung gesprungen und baumelte sinusförmig im Takt der Streckenkrümmung. Egal, wir genossen den leichten Dieselgeruch der in den Wagen strömte.

28 Minuten später kamen wir in Decin an. Auch hier wieder Bahnpersonal, das Loks und Wagen trennte, Knödel die umsetzten. Dazwischen die EC nach Hamburg und nach Wien.
Geradeaus geht die Strecke durch einen Tunnel im Elbtal weiter. Rechterhand eine Bahnbrücke über die Elbe.
Auch hier durchaus geschäftiges Treiben. Fern sah man, wie Güterzüge in den Bahnhof einfuhren. Der CD-Knödel wurde gegen einen Railion-Knödel getauscht.



Dann kam die einzige Enttäuschung des Tages. Statt der erhofften Brotbüchse fuhr ein DB Regio Desiro als RB von Decin nach Bad Schandau. Von dort ging unsere Heimreise per S-Bahn nach Dresden, die mittlerweile von einer 145 ihren Strom bekommt. Ab da nahmen wir dann im 612er platz um uns ins heimatliche Gefilde wackeln zu lassen.

Viele Grüße an alle Mitreisende, es war ein schöner Tag

Sbohem

Da gibt es das Sachsen-Böhmen-Ticket, mit dem man alle Strecken im Grenzgebiet befahren kann.

Euch für die ausführlichen Exkursionsberichte.
Und meine ungestellte Frage nach dem Ticket wurde auch schon beantwortet.

Die Hinfahrt über Schwarzenberg ist aber mit Vorsicht zu genießen .
Dort scheint was in der Luft zu liegen. Zur Adventsfahrt kamen dort schon ein paar Vogtländer aus der Ferkeltaxen-Sonderfahrt gefallen, die sich prügeln wollten. Wir haben gerade wieder drüber gelacht, als wir dort hielten, als im nächsten Moment ein schimpfender Tf vorbei kam, der zuvor einen Fahrgast zu mehr benehmen aufgerufen hatte. Danach stürmte dieser nach hinten auf den Tf zu und beschimpfte ihn als "Sachsensau". Er konnte aber beruhigt werden und die Fahrt ging ruhig weiter.
Komisches Schwarzenberg

Kannste wissen. Du bist zur nächsten gern eingeladen. Unser Langer sowieso, der wollte eigentlich auch mit, aber...

Genau so. Sehr schön, danke dir. Das Viadukt wurde bei uns auch schon auf den Merkzettel gesetzt.