Hallo,

manchmal hat man unerwartet doch etwas mehr Zeit und so gibt es die letzten Bilder des Graubündenurlaubs etwas früher als gedacht.

Der letzte Teil endete auf der Hochfläche des Oberalppasses, an welchem wir länger verblieben als ursprünglich geplant. Dies sollte sich noch begrenzt negativ bemerkbar machen. Über die Kehren des Oberalppasses ging es hinab nach Andermatt. Die Straße ist sehr gut ausgebaut. Jedoch fanden gerade zwischen Andermatt und Göschenen umfangreiche Bauarbeiten statt, mit vielmaligen „Spurwechselbetrieb“. Dies kostete Zeit und auch der Blick an den bis dato wolkenlosen Himmel verhieß nichts Gutes, es bildeten sich zunehmend Wolken. Die fortgeschrittene Jahreszeit lässt am Gotthard ohnehin nicht mehr jedes Motiv zu und die fortgeschrittene Uhrzeit verknappte dies zusätzlich. Anfangs wurden mehrere Motive eingeplant, u. A. Intschi und Gurtnellen, dies schien inzwischen nicht mehr machbar. So wurde an der Fotografenhochburg in Wassen gehalten. Hier konnte wenigstens eines meiner Motiv-Favoriten realisiert werden, der Blick von der Gotthardstraße hinab ins Tal. Allerdings war es ein sehr unbequemer Fotopunkt, halb kauernd hinter einer Leitplanke und mittlerweile war ein frischer Wind aufgekommen, der auch immer wieder Wolken vor die Sonne schob, aber ein erstes Bild eines langen Containerzuges mit einer Dreifachtraktion Re 4/4 II und einer MRCE 189 an der Spitze ging in ganz gutem Licht ab. Am Zugende schob sogar eine weitere Re 4/4 II nach.



Danach sollte ein IR auf dem Programm stehen, sehr schön, dass die Schweiz an dieser Zuggattung festhält. Der IR mit der Nummer 2421 fährt von Zürich nach Locarno und passiert von einer Re 460 gezogen pünktlich den Motivausschnitt bei Wassen. Der 3.187 Meter hohe Groß Windgällen kann mit der Wolkenbildung auch als Vulkan durchgehen.



Nun dachte ich, man könnte hier doch ganz bequem noch einen Güterzug machen und dann umsetzen, vielleicht nach Gurtnellen, so weit sind die Stellen hier ja gar nicht entfernt. Aber den Zugverkehr über den Gotthard habe ich wohl etwas überschätzt oder lag es am Zeitpunkt zum Freitagnachmittag? Auf jeden Fall kam erstmal nichts und so wartete ich, denn oft ist es ja so, dass dann genau beim Umsetzen etwas Fotogenes kommt. Aber auch von oben kam nichts hinuntergerollt und ich befürchtete schon schlimmeres. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit hinter der Leitplanke erspähte ich in der Ferne ein weißes Band, was sich als ein RABe 500 herausstellte, der als ICN 873 von Zürich nach Lugano unterwegs ist. Die Wolken hatten sich inzwischen derart vermehrt, dass die Bergkette der Glarner Alpen im Hintergrund kaum noch zu erkennen war.



Nun stand schon wieder ein IR nach Locarno an, IR 2323, der seine Fahrt in Basel beginnt. Zum Umsetzen war es eigentlich zu knapp, aber das Licht war hier schon arg spitz geworden, was beim weißen ICN-Triebzug gar nicht so stark ins Gewicht fiel. Eine Stelle, die mir beim Ausspähen der Fotostellen auch gefiel, war gar nicht so weit weg, der Blick auf die Kirche von Wassen mit dem Flussbett der Reuss. Also flugs ins Auto und ab dorthin. Mit dem Auto direkt hinfahren, war durch ein Amtsverbot untersagt und aufgrund eines negativen Erlebnisses aus dem letzten Jahr auch eingehalten, also nahm ich die Beine in die Hand. Ich hätte keine Minute später erscheinen dürfen um den Zug zu erwischen und dieser hätte auch keine Minute später auftauchen sollen, dann wäre er ein Opfer der Wolken geworden, die sich jetzt mehr und mehr über die Berge schoben.



Danach war Licht aus und ich recht zufrieden, dass der Zug mit Licht geklappt hatte und auch eine Re 4/4 II vorgespannt war. Als ich gehen wollte, öffneten die Wolken aber unerwartet ihre Pforten und die Strecke lag plötzlich wieder im Licht. Nun denn, vielleicht kommt ja ein Güterzug, nachdem der IR durch war. Es kam tatsächlich was und zwar ein ETR 610 im SBB Design als EC 19 von Zürich nach Mailand, der aber millimetergenau zwischen die Masten passte.



Danach zogen die Wolken endgültig den Himmel zu und ich ging wieder zum Auto hoch. Obwohl ich vielleicht nur die Hälfte der avisierten Gotthardmotive geschafft hatte, war ich recht zufrieden, da es immerhin zwei verschiedene Motive und eigentlich auch alle typischen Gotthardfahrzeuge waren. Okay, eine Re 6/6 wäre noch schön gewesen.

Nun ging es über die lange Baustelle wieder Richtung Andermatt und siehe da, hier war feinster Sonnenschein ohne irgendwelche Wolken, die blieben anscheinend alle weiter unten hängen. Die Fahrt führte uns wieder die Kehren des Oberalppasses hinauf, hier läuft fast parallel die Oberalpbahn mit und so wurde hier noch ein vom Oberalppass kommender Abwärtsfahrer abgewartet. R 847 war eine Wendezuggarnitur mit einem ehemals zur Brig-Visp-Zermatt-Bahn gehörenden Gepäcktriebwagen Deh 4/4 an der Spitze.



Für den nächsten Aufwärtsfahrer ward auch eine schöne Stelle gefunden, aber die Zeit bis zu diesem reichte auch, dass nun auch hier die Wolken aufzogen, immer dichter wurden und das geplante Foto beeinträchtigten. Aber ohne Gram wurde das Auto bestiegen, immerhin stand auch noch eine weite Heimreise ins Albulatal an. Oben auf dem Pass waren wieder keine Wolken, aber viele Schatten, auf der anderen Seite des Passes war es ebenso wolkenlos, ach man hätte gleich weiterfahren sollen und nicht auf den Aufwärtsfahrer warten dürfen. Wiederum bei Dieni ergab sich ein toller Blick auf die im Abendlicht liegenden Orte der Gemeinde Tujetsch. Und ein Zug sollte auch kommen, R 855, der hinter der Lok einen GlacierExpress-Speisewagen führte und leider nur wenig Seitenlicht abbekommt, wäre man mal eher…



Erst bei vollkommener Dunkelheit schlugen wir wieder in der Unterkunft in Alvaneu auf.

Der nächste Tag sollte wieder weniger im Auto verbracht werden, Wandern war angesagt. Das Wetter war dafür ganz gut geeignet, nicht so kalt und nicht so viel Sonne. Es sollte von Filisur nach Davos gehen, das Viadukt in Wiesen sollte auch noch auf den Chip, egal bei welchem Wetter. Es ließ sich auch sehr schön Laufen und je näher wir dem Viadukt kamen, desto mehr und mehr Sonnenschein zeigte sich. Wieder einmal riss die Wolkendecke im Tagesverlauf auf. Allerdings waren es wirklich keine riesigen Löcher und man konnte nicht davon sprechen, dass das Sonnenbild schon gebucht ist. Und die Strecke von Filisur nach Davos wird auch nur im Stundentakt bedient. Dabei wird Filisur immer kurz vor dem Knoten der Albulaschnellzüge erreicht und kurz danach wieder verlassen. Es boten sich also vielleicht nur zwei Züge an, wollte man die Wanderung nicht unnötig lange unterbrechen.
Die Wolken hatten ein Einsehen, der von Filisur nach Davos fahrende, aus einem ALLEGRA gebildete R 1828 wurde von einer kleinen Waldlücke oberhalb des eigentlichen Aussichtspunkt mit Sonne festgehalten, lediglich der Vordergrund wurde Opfer der Wolken.



Und der danach von Davos nach Filisur fahrende R 1829 sollte ein besonderes Schmankerl bereithalten. Zuglok war hier die einzige rote und somit werbefreie Ge 4/4 III, die 648. Auch sie bekam vollsten Sonnenschein ab.



Darauf musste „Bim Statiönli“ am Bahnhof Wiesen gleich ein gut gekühltes Calanda getrunken werden. Oder lag es daran, dass der unter Höhenangst leidende Fotograf vorher noch das Wiesenerviadukt auf dem bahnparallelen Wanderweg überqueren musste? Ich denke, die Freude über das Foto überwog und eigentlich wäre dies ein würdiger Abschluss gewesen. Im Bahnhof Davos Monstein, den wir über die alte Zügenstraße, auf der bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Straßenverkehr nach Davos abgewickelt wurde, was aufgrund des heute wirklich schmalen Wanderwegs kaum noch vorstellbar ist und die auch ein paar wenige nette, vom Licht- bzw. Schattenwurf aber sicherlich schwierig umzusetzende Motive bot, gelangten, stand eine Art Bauzug, welcher mit der Zweikraftlokomotive (heute würde man Hybridlok sagen) 801 bespannt war. Wie ich den Beiträgen in DSO zum ein paar Wochen später stattfindenden Club 1889-Jubiläum entnahm, sollte der Zug auch noch eine Weile weiter dort stehen.



Nun ging es mit dem folgenden Regio wieder zurück nach Filisur und von dort nach einem abschließenden Kneipenbesuch wieder ins Quartier.

Abreisen hieß es am folgenden Morgen und wieder einmal riss es nach anfänglicher Dauerverschleierung etwas auf, also noch fix am Bahnhof Surava über den Ort hinweg ein letztes Bild eines Regionalexpress‘ nach St. Moritz gemacht und dann schnurstracks nordwärts in die mittelsächsische Heimat verschwunden.



Ein schöner und aus bahnfotografischer Sicht auch ertragreicher Urlaub ward damit beendet.

Ich hoffe, Bilder und Bericht haben ein wenig Unterhaltung und Abwechslung geboten und Gefallen gefunden.

Danke fürs Lesen und Schauen!

Viele Grüße
björn

Danke, Björn - sehr schön!
Hat viele eigene Erinnerungen geweckt.

Gruss aus Niederwiesa

Zitat von Stromabnehmer im Beitrag #1

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Im Bahnhof Davos Monstein, den wir über die alte Zügenstraße, auf der bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Straßenverkehr nach Davos abgewickelt wurde, was aufgrund des heute wirklich schmalen Wanderwegs kaum noch vorstellbar ist und die auch ein paar wenige nette, vom Licht- bzw. Schattenwurf aber sicherlich schwierig umzusetzende Motive bot, gelangten, stand eine Art Bauzug, welcher mit der Zweikraftlokomotive (heute würde man Hybridlok sagen) 801 bespannt war. Wie ich den Beiträgen in DSO zum ein paar Wochen später stattfindenden Club 1889-Jubiläum entnahm, sollte der Zug auch noch eine Weile weiter dort stehen.

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