eigentlich Kurort Oberwiesenthal, zur Zeit aber Mühldorf am Inn
Nachdem wir in den ersten 2 Teilen erfahren haben, wie die Weinviertel-Landesbahn "Schweinbarther Kreuz" platt gemacht wurde, geht es heute noch ein letztes Mal im gemütlichen 5047 auf Reisen mit der Lokalbahn von Stammersdorf über Obersdorf, Groß Schweinbarth nach Bad Pirawarth und auf dem 2. Streckenast nach Gänserndorf.
Der Abschnitt Stammersdorf-Obersdorf wurde 1988 eingestellt. 1995 erfolgte der Abbau der Gleise, da an 2 Stellen die ab 2007 neu zu errichtende Autobahn den Gleiskörper berührt. 2005 wurde der Radweg fertiggestellt, auf 12,6 km kann man jetzt mit dem Fahrrad/zu Fuß erfahren, wie es einst war, Reisender auf der Lokalbahn zu sein. Zahlreiche Schautafeln erläutern den einstigen Eisenbahnbetrieb mit Bildern und Text, desweiteren wurden Formsignale, Schranken und andere Eisenbahn-typischen Utensilien am Bahndamm abgestellt. Nach Stammersdorf, das 1938 nach Wien eingemeindet wurde, führen heute nur noch Straßenbahngleise. Die Linie 31 ist der letzte Überrest der einstigen Dampftramway Wien-Auersthal. Das Bahnhofsgebäude steht noch, ebenso wie der Lokschuppen, in Österreich "Remise". Interessant ist der Bildvergleich:
Bild 1: Bild 2 (abfotografiert von einer Infotafel am Radweg): heute ist kein 5042 mehr, der auf Reisende zur Fahrt ins Weinviertel hinaus wartet. Die Straßenbahn 31 fährt heute am einstigen Bahnsteig vorbei. Bild 3: Blick von der Straßenseite auf den Bahnhof, im Hintergrund verläuft die Straßenbahn nach Wien. 10.12.2019 Bild 4: Blick über das ehemalige Gleisfeld, das sich leicht nach rechts zog und bei dem Formsignal dann zusammenlief. Direkt an der Straße eng vor einer Häuserzeile verlief die Lokalbahn aus Stammersdorf heraus. Der Gleisrest müsste in etwa die Ausfahrt markieren. Zur Erinnerung entstand ein Lokdenkmal. Diese Lokomotiven fuhren hier planmäßig. Heute bevölkern hier Straßenbahnen die Szene. Bild 5: Aus Stammersdorf heraus auf den ersten 1000 Metern ist die Trasse vorhanden und mit Bäumen verwachsen. In 25 Jahren ist ein dichter Wald gewachsen, der leider einen Blick nach vorn verwehrt. Links der Hauptstraße verlässt sie Wiener Stadtgebiet und führt auf eine Hochfläche. Auch mehrere Kilometersteine sind erhalten, hier der 0,6. Hier befindet sich auch die einzige nennenswerte Steigung der Bahn. Blickrichtung: Stadtauswärts Bild 6: rechts ist die Trasse gut erkennbar, der Blick geht Stadteinwärts. Hier bekommt man einen Eindruck, welch Kraftanstrengung die Dampflokomotiven, später dann die 2143 hatten. Das muss ganz schön laut gewesen sein, wenn eine 2143 hier mit Volllast ohne Schalldämpfung hoch dröhnte. In Kürze beginnt dann im Rücken der "Erlebnisradweg Dampfross-Drahtesel". Was wäre das erst für ein Erlebnis, wenn hier noch Züge fahren würden, vielleicht sogar für Nostalgiezwecke ab und an mit echter Dampflok...! So wälzen sich nur Autos und LKW hier entlang, nur knapp gelang ein Bild ohne PKW. Bild 7: Am Ende der Steigung geht es km-weit durch das südliche Weinviertel. Die Bahn bot schöne Ausblicke in die teils hügelige Landschaft. Sie drehte langsam Richtung Nordost, dann Ost. Im Verlauf des Radweges wurden sehr viele Relikte der Eisenbahn aufgestellt. Über Signale, Schranken, Radreifen, Achsen, alles wurde künstlerisch gestaltet. Zwischen Stammersdorf und dem 1. Unterwegshalt, Hagenbrunn, findet sich diese alte k.u.k Schranke. Bild 8: Kurz vor erreichen der Halte, -und Ladestelle Hagenbrunn liegt dieser Rastplatz. Monoblockräder in der Erde und eine "Blockstelle", die offenbar mangels Fahrdienstleiter durchgeschaltet ist, signalisiert den Radfahrern Fahrt Frei! Sehr intressant sind auch die zahlreichen Schautafeln entlang des Radweges "Dampfross-Drahtesel", die tiefe Einblicke in die Geschichte der Lokalbahn geben. Im Hintergrund grüßen Türme von Wien. Bild 9: vom einstigen Bahnhof existiert nichts mehr. Bereits 1973 wurden alle Hochbauten abgebrochen. Nur ein kahles Feld blieb-und diese Tafel. Im Hintergrund, 1,2 km entfernt der Ort zum einstigen Bahnhof. Bild 10: 4 km weiter Richtung Obersdorf. Wir blicken zurück Richtung Stammersdorf, hier zwischen den ehem. Bahnhöfen Königsbrunn-Enzersfeld und Groß Ebersdorf. Die Bahn verläuft hinten dann nach links, rechts vom Hochspannungsleitungsmast in Bildmitte, die Baumreihe, erkennt man die Trasse. Sie wird wie auch die Landschaft von dem Betonhighway namens Autobahn durchschnitten, die links erkennbar ist. Sie war das Totesurteil für die Lokalbahn. Der Lärm, den sie verbreitet, ist unerträglich. Pausenlose Reifenrollgeräusche, das "Tack-Tack" der Betonplattenfugen und der versperrte Blick der schönen Landschaft machen deutlich, wie sich die Lebensqualität hier verschlechtert hat. Vom Bahnhof Königsbrunn-Enzersfeld selbst existiert nichts mehr, an seiner Stelle steht heute ein Kreisverkehr. Bis vor paar Jahren soll noch das Bahnhofsgebäude existiert haben. Bilder 11+12+13: bald darauf ist der Bahnhof Groß Ebersdorf erreicht. Auch die große Bahnhofseiche, die zur Bahnweihe gepflanzt wurde, steht noch. Hier hielten einst die Personenzüge. Bautechnisch entspricht das Gebäude exakt dem von Groß Engersdorf. Einziger Unterschied: der Queranbau ist in Groß Engersdorf am östlichen Ende. Wie es hier wohl zu Betriebszeiten der Bahn einst ausgesehen hat? Blickrichtung: Wien. Bild 14: Blick kurz vor der Hst. Eibesbrunn auf den Todbringer der Lokalbahn. 6 Spuren, für viele, viele Lkw und Autos. Anstatt die Menschen zum öffentlichen Nahverkehr zu bringen, zwingt man sie auf`s Auto, indem Eisenbahnen eingestellt werden. Ob das Buskonzept die Fahrgäste überzeugt, bleibt abzuwarten... Und ob das Land gewillt ist, leere Busse umherfahren zu lassen, darf noch viel mehr bezweifelt werden... Baubeginn der Nordautobahn S1 war 2007, Pläne, um Wien (insbesondere südlich) einen Autobahnring zu errichten, reichen bis in den 2. Weltkrieg in die 1940er Jahre zurück. Bilder 15-16: Bahnhof Eibesbrunn, vorhanden ist hier noch die Bahnsteigkante+Wartehalle (ganz rechts, der Eingang). Es existiert sogar noch im offenen Wartesaal das Brett auf dem der Fahrplan angesteckt war und sogar die Holzbank! Seit 31 Jahren wartete hier niemand mehr auf einen Zug. Vermisst jemand Formsignale? Hier stehen sie. Die Trasse folgt nun etwa 2 km dem langgezogenen Ort, heute könnten hier 3 Haltestellen im langgezogenen Heurigenort Fahrgastzahlen garantieren. Die Bahn folgt südlich der Ortschaft. Der Baustil des Gebäudes war nur hier so. Bild 17: nach einem weiteren km kommt nun die Station Obersdorf/Niederösterreich in den Blick. Eine Stadtdüse (Cityjet klingt irgendwie komisch?) düst quietschend nach Wien. Rechts eine der zahlreichen Schautafeln, die dem interessierten Wandersmann Infos zur Bahn preis gibt und ein Formsignal, das es hier so nie gab. Obersdorf war nur ein Haltepunkt. Auch Kunststudenten hatten ihre Hände im Spiel, wie man sieht. In Deutschland warten Werkstätten teils 12 Monate auf Radsätze für BR 218, und hier stehen die gestapelt in der Landschaft... :D Auf der anderen Seite des Betonbauwerkes befindet sich dann der Abfahrtsplatz der Lokalbahn, in Kürze sehen wir dann wieder Gleise. Bild 18: Am letzten Betriebstag der Bahn wartet 5047 038 um 18 Uhr und 15 auf seine letzten Fahrgäste. Auch auf der Ostseite steht ein Formsignal und eine Schautafel. Nicht erkennbar ist ein Gleisjoch, das schräg angebracht Eckdaten der Bahn aufzeigt. Auf dem Dampflokrad durchfährt 1976 eine Dampflok der BR 93 gerade das Bauwerk, auf dem ich hier fotografierender Weise stehe. Bild 19: Im September 2019 hat 5047 013 Obersdorf verlassen, um nach Gänserndorf zu fahren. Typisch für Lokalbahnen, verläuft das Gleis parallel der Landstraße.... Bild 20: Die FPÖ lehnte im April 2019 einen Antrag zusammen mit der ÖVP ab, die eine Elektrifizierung der Bahn und Einbindung in das Schnellbahnnetz zur Folge gehabt hätte. Als 5047 046 im September 2019 in Kürze Obersdorf erreicht, guckt miesepetrig unfreundlich ein FPÖ Politikergesicht in die Kamera. Bild 21: Einer der letzten Züge fährt am 14.12. in die Kurve vor Obersdorf. Die Kilometrierung der Bahn wurde nach Einstellung Stammersdorf-Obersdorf nicht geändert. 12,9 km sind seit Stammersdorf zurückgelegt. Bild 22: Das Weinviertel ist bekannt für seine edlen Weine. 5047 042 fährt 1 Woche vor der Einstellung des Bahnbetriebes an einem Weinkeller in Pilichsdorf vorbei, in dem dutzende Flaschen edlen Tropfens reifen. Bild 23: kurz vor der Haltestelle Pillichsdorf. 12.12.2019. Bild 24: am 23.11.2019 wartet 5047 010 in Pillichsdorf auf das aussteigen eines Reisenden. Zeit genug, eine Langzeitbelichtung in der blauen Stunde anzufertigen. Der Pfarrer der Kirche wurde am Vortag der Einstellung der Bahn aufgesucht. In der Sprechstunde, wo Schäfchen ihre Sünden beichten können, fehlten leider die Verantwortlichen, die diese Bahn da hin manövriert haben, wo sie nun ist. Der Wunsch, die Beleuchtung der Kirche einzuschalten, oder ein schwarzes Banner herunterhängen zu lassen, was extra mitgebracht wurde, wurde vom irdischen Diener Gottes verneint-ersteres, weil die Zeitschaltuhr defekt ist, zweiteres deswegen, weil "er Angst vor den Konsequenzen" hat, es halt nicht erwünscht ist. Es wird ja nur die Bahn eingestellt. Bild 25: So sieht das Verkehrsmittel aus, das sich Niederösterreichs Politik für seine Nebenbahnen vorstellt. DAS FAHRRAD. In wenigen Jahren wird sicher auch hier auf der Bahntrasse ein schicker, vom Land mit Millionen Euro geförderter Radelhighway seiner Bestimmung übergeben werden. Er wird vom Volk, bzw. von bezahlten Propagandisten und Familienmitgliedern der Politiker bejubelt werden, wie im Ybbstal geschehen. "Millionen" Touristen wird er anlocken. Klar, irgendwie muss ja die Investition schöngeredet werden wie im Ybbstal, wo 10 Millionen Euro(!) dafür verschleudert wurden. Wahnsinn, was für ein Ding! Das muss Chefsache werden. Pillichsdorf am 24.10.2019