Hallo,
zu den schönen Jahresrückblicken, die hier im Forum traditionell veröffentlicht werden, will ich dieses Jahr auch einen beifügen - einen der etwas anderen Art:

Meine Erlebnisse 2020 als Bahnkunde (in früheren Zeiten auch Reisender genannt)

Auch wenn es manchmal etwas unwirklich klingt, es ist alles selbst erlebt.
Da meine Fotokünste nicht so toll sind und alles mehrfach dokumentiert ist, kann sich jeder die passenden Fotos selbst dazu raussuchen.

Da ich meinen Garten oberhalb des Bahnhofes Meissen-Triebischtal aus Alters- und anderen Gründen aufgegeben habe, konnten die wenigen Zugfahrten durch das Triebischtal durch mich nicht mehr vernommen werden, coronabedingt wars wohl sowieso fast nichts, was sich da noch bewegte. Auch die regelmässigen S-Bahnfahrten nach und von Meissen erübrigten sich, so dass hier nichts berichtenswertes anfiel.

Nur die Story aus der Umbauzeit des Bahnhofs aus den vergangen Jahren wäre hier noch von Interesse:
Noch wendeten die S-Bahnen am Hausbahnsteig des aufgelassenen Empfangsgebäudes. Die Bahnhofsuhr hing wie immer quer zum Gebäude und Bahnsteig und zeigte gut sichtbar für Jedermann die Zeit - wie eh und je. Wieder mal kam ich auf den letzten Drücker aus dem Garten zum Zug, pünktlich Türen zu und los, plötzlich wieder anhalten, ja warum?
Man hatte bemerkt, die Bahnsteiguhr geht 3 Minuten vor. " Pünktlich " zum zweiten Mal fuhr die S-Bahn los. Eigentlich ein Unding, wenn ich an das Ritual des täglichen Uhrenvergleiches in meiner aktiven DR-Zeit denke.
Dann habe ich einen freundlichen Brief an den Chef von Regio Nordost geschickt:
Antwort - wir sind nicht zuständig, Weiterleitung an Station und Service
Antwort - wir sind auch nicht zuständig, Weiterleitung an Immobilien
Antwort: Bahnhofsgebäude ist verkauft, geht uns nichts mehr an.
Die Bahnsteiguhr ging über 4 Wochen falsch- ohne weiteren Kommentar, den hat neulich schon Forumsfreund Andreas M. geschrieben.

Die anvisierten Fernreisen mit der Bahn nach Frankfurt und München fielen leider Corona zum Opfer. Auch meine Wandertour ins Egerland Ende Mai und die damit verbundenen Bahnreisen im Dreiländereck Böhmen, Bayern, Sachsen mussten ausfallen.

Aber einmal in günstiger Zeit bin ich von Bischofshofen nach Dresden über München und Leipzig gefahren. Alles prima verlaufen, nur der Tarifdschungel immer noch undurchsichtig.
Ein durchgängiges Billett war sowohl bei der ÖBB als auch bei der DB teurer als zwei geteilte. Die preiswerteste Variante nach langem Probieren rausgefunden, ein Ticket von Bischofshofen nach München bei ÖBB, ein Ticket von München nach Dresden bei DB, wohlgemerkt alle Varianten für die gleiche Verbindung mit den gleichen Zügen.

Eine weitere Fahrt von Dresden nach Oranienburg und wieder zurück, das war der Höhepunkt oder wie man heute sagt, ein echtes Highlight.
Hinfahrt mit dem neuen Doppelstockzug ohne Probleme, nur das „Gelembel“ über Schönefeld, na ja…
Aber die Rückfahrt ab Oranienburg: Ungefähr 10 Minuten vor planmäßiger Abfahrt wechselte der Zugzielanzeiger von "Dresden" auf „Zug fällt aus“. Keine Durchsage, kein Personal, nur ca. 10 verdutzt schauende Reisende. Was nun, 9 bewegten sich zum Fahrkartenschalter, der erfahrungsgemäß auch nichts weiß.
Also bin ich zur S- Bahn, die sogleich abfuhr. In Birkenwerder rauschte auf den Ferngleisen eine Lok mit drei Wägens vorbei, das war offensichtlich der Ersatzzug, den man den Reisenden in Oranienburg vorenthalten hatte.
In Berlin Hauptbahnhof angekommen, zum Service wegen der nächsten Fahrt nach Dresden. „Sie haben Platzbindung“ wurde ich angefahren. „Der Zug ist aber ausgefallen.“ „Nein, der ist gefahren.“ „Aber in Oburg war davon nichts zu erfahren.“ usw.
Im nächsten IC von Hamburg nicht über Schönefeld nach Dresden, dann mit der Zugschaffnerin denselben Disput. Gnädigerweise durfte ich ohne Nachzahlung mitfahren. Ein Reisender im Zug von Rostock nach Prag bestätigte, ja der Zug ist als Ersatzzug gefahren. Der Schaffnerin fiel dann ein, dass das gelegentlich vorkäme, wenn ein Ersatzzug fährt, dann wird zunächst angezeigt, dass der Zug ausfällt. Offensichtlich ein Fehler im System, den aber bei der Bahn niemand stört, weil nach meiner Kenntnis das Fahrgastinformationssystem eine „Fremdfirma“ managt.

Ich wollte erst mal an die Bahnchefs schreiben, habs dann aber sein gelassen, siehe Bahnhofsuhr nach dem Motto: „Schraps hat den Hut verloren…“

Die letzte Fernreise führte mich Mitte Oktober von Dresden über Berlin nach Warschau und auf gleichem Weg zurück. Kurz bevor die zweite Corona-Welle richtig losschlug, eine Woche Wandern in Masuren. Die Hinfahrt alles paletti, nur einen Wartesaal 2. Klasse im neuen schönen Hauptbahnhof in Berlin gibt es nicht, nur bewirtschaftete Cafes und ähnliches, dafür eine Bahnlounge, in die man mich aber nicht einließ, weil ich nur „gewöhnlicher“ Reisender war. Dabei waren einmal die Wartesäle 1., 2. und 3. Klasse in den Bahnhöfen das Prunkstück des Gebäudes, siehe Leipzig, Frankfurt - selbst in Hof ist die alte Jugendstilpracht noch zu erkennen.

Die Rückfahrt war wieder ein Beispiel für Information: In Warschau fuhr der Zug auf einem anderen Gleis ein, die Bahnsteigansagen waren nur auf polnisch, die Bahnsteiganzeige war belegt mit dem dort stehenden verspäteten Zug. Mit Müh und Not… erreichte ich meinen reservierten Fensterplatz im Zug nach Berlin. Fensterplatz? – vor einer Wand – na fein und auch noch rückwärts.
Der Zug hatte dann immer etwas Verspätung, so auch noch bei der Abfahrt in Frankfurt. Es kam die Durchsage, dass der Anschluss nach Dresden leider nicht erreicht wird.
Aber es geschehen noch Wunder, der Zug kam durch Gottes und der Bahn unerforschlichen Ratschluss im Hauptbahnhof sogar 2 Minuten eher an als im Fahrplan vorgesehen Nun noch im Sauseschritt von ganz oben links nach ganz unten rechts im Hauptbahnhof und dann ist der Anschluss gerade so geschafft. Vor dem Fahrstuhl wurde ich freundlicherweise von einem Rotbemützten gewarnt, der fährt zu selten und zu langsam, da klappt der Anschluss nicht, war sein Hinweis. Dann doch noch pünktlich in Dresden, was will man mehr - außer rummeckern.

Hoffentlich wird mein Bahnjahr 2021 besser, schöner kanns eigentlich nicht werden, sonst könnte man ja nichts berichten.
Ich hoffe, ich habe nicht allzusehr gelangweilt.

Auf dann für alle Forumsfreunde ein Gutes und Neues und vor allem Gesundes Jahr
mit Grüßen vom Bärenteich.

Hab köstlich vor mich hingeschmunzelt, zu den Widrigkeiten bei derzeitigen Beförderungsfällen im Personenverkehr.

Zitat von Bärenteich im Beitrag #1

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Dann habe ich einen freundlichen Brief an den Chef von Regio Nordost geschickt:
Antwort - wir sind nicht zuständig, Weiterleitung an Station und Service
Antwort - wir sind auch nicht zuständig, Weiterleitung an Immobilien
Antwort: Bahnhofsgebäude ist verkauft, geht uns nichts mehr an.

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Ein Reisender im Zug von Rostock nach Prag bestätigte, ja der Zug ist als Ersatzzug gefahren. Der Schaffnerin fiel dann ein, dass das gelegentlich vorkäme, wenn ein Ersatzzug fährt, dann wird zunächst angezeigt, dass der Zug ausfällt. Offensichtlich ein Fehler im System, den aber bei der Bahn niemand stört, weil nach meiner Kenntnis das Fahrgastinformationssystem eine „Fremdfirma“ managt.

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