Von Schleiz nach Saalburg, KBS 475 (Teil A)


# 01
Soweit ich mich nach diesen 30 Jahren erinnere, hing diese Kreidetafel im Bahnhof Schleiz. Ob nun im offiziellen Bereich, also dem den Fahrgästen zugänglichen, oder im internen Bereich der Reichsbahner,
weiß ich heute nicht mehr.

Grüße,

Zum Geleit:
schon lange sind alle meine Dias zur früheren KBS 475 DR, die dann mit Zusammenlegung der DB zu einer KBS 547 der DBAG wurde, in einer Magazinstange zusammengefasst. Knapp über 50 Streckenaufnahmen
entstanden, bei mir zu jener Zeit immer unter der Prämisse: Betriebsstellen und markante Streckenpunkte mit Zug. Eine Landschaft war zweitrangig, das hätte später erfolgen sollen. Doch dazu kam es nicht mehr,
denn wie so oft fehlte Zeit, bzw. war einfach nicht ausreichend sonniges Wetter, und das wiederum bevorzugt an Wochenenden. Ein Diafilm damals war halt anders als eine Pixelkamera heute mit ihren technischen
Möglichkeiten.

Die seinerzeit entstandenen Aufnahmen sind nach Fahrtverlauf Schleiz – Saalburg, und im zweiten Teil nach Rückfahrt Saalburg – Schleiz sortiert. Die Bildbearbeitung war nicht einfach. Unterschiedlich entwickelte
Filme in einem Zeitraum von damals vier Jahren, aufgenommen zu verschiedenen Jahreszeiten, bringen kaum mit Nachbearbeitung unter Adobe oder sonst was, identisches Licht und gleiche Farben. Man dreht an
grün, blau und rot, Sättigung, Temperatur und Kontrasten herum und verwirft die Arbeit und beginnt von vorne. Je mehr Aufnahmen ich durch den Schacht des Nikon ED IV hatte, desto mehr Erinnerungen an
seinerzeitige Ausflüge kamen zurück. Natürlich immer auf Basis des nie 100%ig akribisch geführten Notizbuches. Da fehlten teils ganze Zugnummernfolgen, die jetzt anhand der vorliegenden Kursbücher und unter
Zuhilfenahme von suncalc mit daraus erfolgter Deutung eines Sonnenstandes und ungefährer Tageszeit, den damaligen Tag wieder rund werden ließen. Klar gab es Quereinsätze zu den in der Nachbarschaft gelegenen
Strecken, wie die Hirschberger Bahn, oder drüben um Ziegenrück, Lobenstein, Blankenstein oder bis rauf nach Weida und Mehltheuer. Galerien zu diesen Strecken dürften ebenso bildlich ausstaffiert werden können.
Doch muß Zeit kommen. Und die sehe ich durchaus in kommenden Monaten dank Corona und dem Verhalten einiger.

Wir erinnern uns, eine DDR brach zusammen, oder brach ein Volk mit dem System? Genug wurde hierzu gedacht und geschrieben. Jedenfalls war mir als damaligen Hofer Bürger ab dem 24.12.1989 ein visafreies
Besuchen den Gefilden nördlich meiner Geburtsstadt, und bis 1993 meine Heimat, gegeben. Welch Glücksfall!

Wir Freunde, RSK und PMR, trafen uns dazu am Bahnhof Hirschberg, nahmen den Zug nach Schönberg/V und stiegen dort nach Schleiz um. Unser Grund war das reine Abfahren dieser Strecken. So schnell wie
möglich und so viel wie möglich, am besten alle DR-Strecken. Wir hatten genug Jahre Erfahrung damit, was verkehrte Verkehrspolitik (bis heute) anrichtet. Damals eben eine Deutsche Bundesbahn und ihre Stilllegungsorgien
in den 80ern an Nebenbahnen. Das sich alles in einer noch gar nicht der BRD angeschlossenen DDR wiederholen würde, war uns aber sonnenklar.
Hätte wer damals gedacht, dass dies anders kommen sollte?


# 02
So waren wir in Schleiz angekommen und stieben abermals voller Neugierde, wie schon seit Hirschberg/Saale, zum Anschlußzug der da erreichbar über einen kleinen Fußweg wartete. Wir dachten das ist halt wie überall
in Bahnhöfen mit Umsteigen, das am Nachbarbahnsteig der Zug wartet. Aber hier in Schleiz? Man was war das interessant! Für uns ein erster Kontakt überhaupt, wo so was wie ein Übergang von der Staatsbahn zu einer
früheren Kleinbahn erfolgte. RSK wußte aber damals schon das da was elektrisch gewesen sein sollte. Und das galt es eben jetzt mit dieser Mitfahrt genau zu beäugen! (Zug 16689 nach unserer Rückkunft aus Saalburg
per Fahrten 16687/16688 und Umfahren der Lok, 25.02.1990)


# 03
Zuglok 110 025 als 16687 am 25. Februar 1990 zur Abfahrt bereit. Die Uhr zeigt 11:28 Uhr.

# 04
Nach vielleicht 150 Metern Fahrt ab Schleiz, 201 165 rollt gen Schleiz West mit dem 8660 am 12. April 1993 Berg ab. Durchaus möglich das dieser Oberleitungsmast zum Aufnahmezeitpunkt der erste verbliebene gen
Saalburg war. Am Schleizer Bahnsteig und rauf in den Bahnhof auf Höhe Einsatzstelle kann ich mich nicht erinnern, dass da noch Maste standen.


# 05
Ortslage Schleiz, Blick in etwa von Höhe der Bergkirche. Ein erster großer Baukran „West“ kündigte den Umbruch in eine andere Zeit an. Links die Stadtkirche St. Georg, und rechts die beiden Türme der Schloßruine.
110 018 zieht mit den beiden wohlig geheizten Bghw als 16689 am 24. November 1990 nach Saalburg.


# 06
Der 8655 am 10. Juni 1993 bereits nach dem Haltepunkt Glücksmühle-Mönchgrün. Links besagte Bergkirche St. Marien zu Schleiz.


# 07
Kurz vor dem Haltepunkt Oschitz war die BAB A9 zu queren. Damals noch zweispurig, wälzt sich heute der Verkehr dreispurig je Richtung von München an Hof vorbei in Richtung Berlin und umgekehrt. Damals hatte ich
den vagen Plan mich für ein Bild dieser Brücke unmittelbar neben die Richtungsfahrbahn Hof/München zu begeben. Aber wie hätte man das machen können, ohne den Verkehr nicht im Glauben zu belassen, man wartet
mit einer einzelnen Kamera im Anschlag ja nur auf den Zug, und ist nicht ein versprengter VoPo dort abgestellt zur Geschwindigkeitskontrolle der rasenden Bürger? Dieser Plan wurde ganz schnell verworfen, eine recht
passable Stelle konnte an einem Hang gefunden werden. Und ich mußte da auch nicht in die Vegetation eingreifen. 201 165 rumpelt an diesem vorfrühlingshaften 12. April 1993 als 8660 über den Blechträger gen Saalburg
hinweg. Einzig hier hat sich seit dem Ende des Schienenverkehres Schleiz – Saalburg der Bahndamm krass verändert. Hier mußte eben durch die Erweiterung der Autobahn der Bahndamm komplett abgetragen werden.
Und es entstand links in der Senke zur Wisenta hin eine moderne Kläranlage.


# 08
Interessant waren hier die früheren Tragwerke der Oberleitung. Dafür mußte ich schon näher ran ans Bauwerk. Für den 8660 am 14. März 1993 wars gerade recht.
Und hier sah ich mir eine freie Stelle schon aus für das zuvor gezeigte Bild 07.


# 09
Tobender Herbst in allen Farben am 21. Oktober 1990 am Haltepunkt Oschitz. Zwischen Lok und Haltepunkt-Unterstand lugte ein zu jener Zeit in der DDR typischer wilder Müllhaufen hervor. Klar das ich nach dem Bild
dort erst mal kurz herumstocherte. Aber es fanden sich leider keine brauchbaren Devotionalien die man daheim hätte präsentieren können.


# 10
Auch Möschlitz hatte eine solche hölzerne Werschtlabude als Unterstand. Der 16689 am 27. Oktober 1990. Freilich wäre damals ein Bild in feiner Sonne und blauen Himmel recht gewesen. Nur mit welcher Zeit?
Da steppte doch rund um Hof in einem Bereich bis Saalfeld, Gera und Zwickau, was mein Nahkampfgebiet Ost für viele Jahre war, überall auf der Schiene der Bär. Wo zuerst anfangen und den Einsatz bildlich komplettieren?
Zerteilen ging nicht.


# 11
Auch hier war ein Bild „Ortslage mit Zug“ möglich. Die Kirche St. Severus von Möschlitz konnte mit dem 8658 bei erstem zaghaften Frühlingswetter und der 201 875 aufgenommen werden. 05.03.1994


# 12
Eine Stelle die ich jetzt nicht hundert prozentig verorten konnte. Ist das der Bogen vor dem Haltepunkt Burgk? Zumindest würden die beiden Teiche links im Hintergrund zu heutiger Landkarte passen.
201 165 vor dem 8658 am 12. April 1993.


# 13
Unmittelbar nach dem zuvor gezeigten Gleisbogen würde 201 132 mit dem 8656 dem Haltepunkt Burgk zustreben. Nach dem Bildchen eilte ich fix nach Gräfenwarth weiter… 12. April 1993


# 14
Ebenso am Haltepunkt Burgk. Ich sah mal bei einer früheren Zugmitfahrt einen Hang, den ich mir als Fotostandpunkt in einer Karte vermerkte.
Am 30. April 1994 war es wieder der 8656, und so kam der im Fotografensinn als mögliches Motiv gespeicherte Standpunkt zur Ausführung.


# 15
Gleicher Zug wie zuvor auf Bild 14, nur wenige Meter weiter gefahren. (Das Dia hat partiell am Wagen eine Unschärfe).


# 16
Auch da bin ich mir nicht ganz sicher, ob hier 201 118 mit dem 8655 zum 10. Juni 1993 kurz nach dem Steinbruch bei Burgk gen Gräfenwarth über einen Feldwegübergang fährt.


# 17
Eine weitere Unsicherheit: ist das unmittelbar vor Erreichen von Gräfenwarth? 201 887 zeichnete sich für Traktion am 8656 zum 30. April 1994 aus.


# 18
… ich kam noch rechtzeitig vom Haltepunkt Burgk (Bild # 13) daher. Einfahrt in den Bahnhof Gräfenwarth des 8656 am 19. Juni 1994.


# 19
201 165 vor dem 8660, 12.04.1993


# 20
Gleich im Anschluß von Aufnahme 19 erfolgte dies Bild. Unmittelbar nach dem Bahnhof Gräfenwarth wird die Straßenbrücke des Ziegelhüttenweges unterfahren.


#21
Die Wettera-Brücke ist im Prinzip eine Brücke über die hier aufgestaute Saale als Bleiloch-Stausee. In diesem Bereich mündet die Wettera in den Stausee. 110 018 vor dem 16689 am 24.11.1990.
Leider ohne passendem DDR-Straßenfahrzeug im Sonnenloch links vor der Lok.


# 22
Freund Moki, der zu jener Zeit als Tf bis 1996 in der Einsatzstelle Schleiz Dienst schob, steckte mir mal telefonisch die Meldung, dass das Bleiloch wenig Wasser hätte. Da fehlten doch ein paar Meter
Wasser zum Normalstaupegel. Klar das diese Situation auf Diafilm mußte, denn so wirkte die Brücke noch etwas höher.
201 756 mit dem 8660 per 27. Februar 1994.


# 23
Welches der bessere Bildausschnitt ist?


# 24
Theaterbeleuchtung zum 8662, den unverkennbar Kollege „Sächsi“ am 25. April 1994 im Dienstplan hatte. „Kloster“ ist gleich erreicht. Sächsi verstarb ganz überraschend im Januar 2016.


# 25
110 868 erreicht den Haltepunkt Kloster mit dem 16689 am 16.11.1990. Wie viele Bewohner Plauens und des Vogtlandes werden jahrelang mit einem Zug zu ihrer Datsche an das Bleiloch gefahren sein?


# 26
Ist das hier kurz vor oder kurz nach Kloster gen Saalburg? Nochmals der 8658 zum 10. Juni 1993.


# 27
110 869 als 16689 kurz vor dem Endbahnhof Saalburg. 21. Oktober 1990. Vielleicht müßten die Bilder 26 und 27 in der Reihenfolge getauscht, oder Bild 27 gar vor den Haltepunkt Kloster einsortiert werden.


# 28
Einfahrt des 8660 in den Endbahnhof Saalburg am 12. April 1993. Was mag da im Schuppen zu jener Zeit noch vorgegangen sein? Ein Lager der örtlichen Bm?
Entzifferbar am Schild ist „DEUTSCHE REICHSBAHN Bahnbetriebswerk Reichenbach“ Ob in dritter Zeile „Elektrowerkstatt Saalburg“ steht?


# 29
Und recht schön war es in Saalburg am Bahnhof nie! So passte das Wetter jenes denkwürdigen Auftakt-Ausfluges mit den Freunden RSK und PMR am 25. Februar 1990. Irgendwo die DDR-Tristesse.
Wir sprangen eiligst nach Ankunft aus den 16687 um das Bild der berüchtigten Reihe „Zug mit Empfangsgebäude“ machen zu können.
Und im Anschluß gab es das Umfahren der Garnitur durch die Zuglok.

Den zweiten Teil der Bilder zur Saalburger Bahn, was die Rückfahrt nach Schleiz darstellt, gibt es demnächst auf diesen Kanal.

Gruß, malo

Tja, und jetzt fahre ich des öfteren mit dem Rad auf dieser schönen Trasse.

PS:
Das Bild #26 ist nach Kloster. Ganz links im Bild zum Wasser hin ist die wehende Fahne und der Bauwagen von unserer ehem. Windsurfstation zu sehen.


Grüße, Hartmut

Hallo,

vielen Dank, dass du uns weiterhin an deinen Fotoschätzen teilhaben lässt.
Bild 20 am km 13 ist meiner Meinung nach nicht direkt in Gräfenwarth. Ich würde eher die Straßenbrücke vor Kloster ins Spiel bringen (bei der "Steinernen Rose"). Die Brücke in Gräfenwarth war, glaube ich, eine Holzbrücke.

Grüße

Es war richtig eingeschätzt, das Bild #20 ist an der "Steinernen Rose".

Auf etlichen Bildern schaut Dieter Heerdegen aus der Lok, ein weiteres "Urgestein" aus der Einsatzstelle Schleiz. Leider ist die Bahn nach Saalburg für immer vernichtet. Der Radweg ist nur ein kleiner Trost. Wie interessant wäre doch heute eine Fahrt im historischen Schienenbus auf der landschaftlich reizvollen Bahn, wenn es sie noch gäbe. Übrigens gab es Pläne, auch einen Radweg auf der Trasse bis Mühltroff zu errichten. Die ehemalige Bürgermeisterin von Schleiz hätte es zu gerne erlebt, dass auch dort alle Gleise abgerissen werden. Es kam anders wie wir heute wissen. Hoffentlich bleibt es auch dabei.

Eine tolle Fleißarbeit hat Malo präsentiert. Ihm sei dank, dass er die Schleizer Kleinbahn so akribisch mit der Kamera dokumentiert hat.

Gruß Moki