Die beiden beteiligten Aufgabenträger bereiten die Bewerber dabei auch schon mal darauf vor, daß in der bis 2033 geltenden Vertragslaufzeit - mit Verlängerungsoption bis 2038 - größere Ausbaumaßnahmen der Strecke erfolgen sollen, und daß daher zwischenzeitlich mit umfangreichen Streckensperrungen zu rechnen ist. Man muß sich ja der Realität stellen.
Trotzdem habe ich die Hoffnung noch nicht vollständig aufgegeben, daß sich die Realität doch irgendwann mal wieder bessert. Oder soll wirklich eine ganze Epoche in die Geschichte eingehen, wo die Eisenbahn in Deutschland … - … es weitgehend verlernt hat, unter dem rollenden Rad zu bauen? - … es weitgehend verlernt hat, in nächtlichen Sperrpausen zu bauen?
Und bevor hier jetzt gleich wieder massenweise Protest kommt: Ja, ich weiß, daß es Tausend Gründe dafür gibt, warum heutzutage so oft SEV durchgeführt wird. Ich weiß auch, daß mir die ganzen Fachleute sofort schlüssig erklären können, warum es so und nicht anders sein muß. Trotzdem sehe ich es als eine schlichte Kapitulation vor den hausgemachten und m.E. durchaus änderbaren Gegebenheiten an, wenn man so argumentiert.
Denn die Bahn existiert nicht erst seit gestern, sondern sie existiert seit weit mehr als eineinhalb Jahrhunderten. Wenn man heutzutage in Deutschland nicht mehr kann, was man über Jahrhunderte konnte, und was man international immer noch kann (und zwar oft sogar auf eingleisigen Strecken!), dann ist das definitiv kein Fortschritt, sondern es ist ein signifikanter Rückschritt. Und man bestätigt damit immer wieder, daß die Eisenbahn in Deutschland leider nicht mehr systemrelevant ist. Sondern sie fährt nur noch, wenn gerade nichts dagegenspricht.
Dein Wort in Gottes und der sonst Verantwortlichen Gehörgang! Da ich aus einer Bahnerfamilie stamme, wird das Thema ab und an auch im Familienkreis besprochen. Einer der Verwandten war beim Bahnbau bei der DB beschäftigt. O-Ton: Da gibts doch Spinner, die meinten, man könne unter rollendem Rad bauen. Das scheint die vorherschende Meinung im Bahnbau zu sein. Ich sehe schwarz, dass sich das ändert.
Naja, viele werden sich ja noch an ganz andere Zeiten erinnern können. So richtig schlimm ist es laut meinem Empfinden auch erst in den letzten 5 Jahren geworden mit dem Anteil des Bauens unter Vollsperrung.
Und obwohl ich die Hoffnung nicht aufgeben will: Leicht wird der Weg zurück nicht, da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Denn dafür hat man sich schon zu tief hineingeritten hierzulande. Einschließlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Aber wenn es so bleibt, wie jetzt, dann sehe ich für die Eisenbahn in der Fläche sehr schwarz. Denn eine Volkswirtschaft wird m.E. nicht langfristig viel Geld in ein Verkehrsmittel stecken können, das keine ausreichende Verfügbarkeit und Verlässlichkeit mehr bietet, und wo man regelmäßig in nennenswertem Maß auf Busverkehr und großräumige Umleitungen als Ersatz angewiesen ist (oder gar auf Ausfall). Eisenbahn als Verkehrsmittel funktioniert m.E. dauerhaft nur mit sehr hoher Verfügbarkeit.
Der gerade bei Politikern beliebte Ansatz, es muß jetzt halt alles unter Vollsperrung schnellstmöglich renoviert werden (trotz der Einschränkungen), und dann hat man lange Ruhe, das ist auch eine Illusion. Es gibt bei der Eisenbahn immer etwas zu bauen, und deswegen muß man Fahren und Bauen m.E. unbedingt wieder unter einen Hut bringen.
hoffentlich schafft man es, während der Sperrung des Nordabschnitts die Züge über Borna/Böhlen umzuleiten und somit immerhin eine umsteigefreie Direktverbindung zu ermöglichen. In Zeiten knapper Kapazitäten bei den Busunternehmen (mittlerweile häufen sich Fälle, bei denen geplanter (!) SEV nicht in vollem Umfang gewährleistet werden kann) kann somit erheblich Kapazität beim SEV eingespart werden und den Fahrgästen wird immerhin eine umsteigefreie Direktverbindung ermöglicht. Der SEV muss somit "lediglich" die RB 113 ersetzen, ggf. ergänzt um Expressbusse Leipzig Hbf - Bad Lausick - Geithain.
Beim Südabschnitt habe ich dagegen wenig Hoffnung, dass es zumindest einzelne Nonstop-Zugleistungen via Riesa oder Gößnitz geben wird. Die Fahrzeuge sind ja vorhanden und würden bloß rumstehen. Idee dazu: 4 Fz (2x2) pendeln Geithain - Leipzig Hbf, 4 Fz (2x2) pendeln Leipzig Hbf - Chemnitz (nonstop) entweder über Riesa oder Gößnitz. Das geht ohne zusätzliche Fahrzeuge und (nahezu) ohne zusätzliches Personal. Oder: zwei Solo-Fahrzeuge pendeln Leipzig - Geithain, zwei Dreifachtraktionen Chemnitz - Leipzig. Das wäre eigentlich sogar sinnvoller. Leider sind Umleitungen im SPNV eine absolute Seltenheit, es wird idR nur SEV angeboten. "Vorbild" könnte bspw. die Sperrung Königs Wusterhausen - Cottbus sein: da gab es Direktzüge Berlin - Cottbus via Doberlug (Nordostkurve).
Hallo, hab mal den Link zu den Ausschreibungsunterlagen genommen und ein Stündchen drin gelesen. Sehr interessant, was da alles gefordert wird. Das Tollste waren die Anforderungen an einen geplanten Schienenersatzverkehr. Vorige Woche in Geising erlebte man das völlig anders. Wer kontrolliert das eigentlich, das die vertraglich zugesicherten Leistungen im Betrieb eingehalten werden, vermutlich niemand.... Auch was der Zugbegleiter alles leisten soll, man kann sogar ohne Aufpreis ein Taxi bestellen, da gehts nach dem Motto: "Wer weis denn sowas?" Das ist die Eine-Million-Euro-Frage. Nach der deutschlandweiten einheitlichen Taxirufnummer wurde schonmal gefragt, die kannte auch niemand bis auf vielleicht die zukünftigen Zugbegleiter von Chemnitz nach Leipzig und zurück. Auf den Service zwischen Chemnitz und Leipzig freut sich schon Bärenteich