Hallo,

nach der Hinreise über Ungarn und Serbien und dann knapp anderthalb Wochen in Bulgarien, schließen wir den Kreis und reisen über Rumänien und wieder Ungarn wieder zurück, wobei wir am letzten Tag im Hinblick auf Eisenbahnfotos noch eine Sechs-Länder-Tour daraus machen.

Teil I [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil II [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil III [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil IV [www.eisenbahnforumvogtland.de]
Teil V hier


Freitag, 28.07.2023

Heute Morgen lachte wieder die Sonne, das bestärkte mich, es doch nochmal mit dem Morgenzug nach Trojan zu versuchen. Schließlich hatte es merklich abgekühlt und da die bulgarische Staatsbahn nicht gerade mit hoher Fahrzeugverfügbarkeit glänzt, ist vielleicht eine 55er wieder in den Betrieb eingeschwenkt. Der Gedanke ließ mich nicht vor dem abermals dichten Verkehr in Trojan kapitulieren und verhinderte eine Umkehr. Hätte ich es mal sein lassen. Es erschien wieder der gleiche Desiro wie zwei Tage zuvor. Ich ersparte mir ein Foto und fuhr schnurstracks wieder zum Hotel, denn eine andere Sorge hatte sich festgesetzt. Heute stand eine lange Etappe nach Rumänien an und wir wollten eine der leider wenigen Donaufähren nutzen. Ging ich bis jetzt davon aus, dass diese, ähnlcih der Fähren über den Rhein einfach immer hin- und herpendeln, so musste ich nun nach einer Internetrecherche feststellen, dass diese tlw. nur 2-4 Mal am Tag verkehren. Darunter fiel auch die für uns am günstigsten gelegene von Nikopol nach Turnu Magurele, denn die 12 Uhr Fähre würden wir nicht mehr erreichen und 16 Uhr wäre eindeutig zu spät, da wir die nächste Unterkunft in Rumänien in der Nähe von Sibiu gebucht hatten und man in Rumänien jetzt auch nicht wirklich schnell vorankommt.
Abhilfe schaffte dabei ein Gespräch mit dem Hotelwirt, denn es hatte der des Englischen mächtige Bruder des Wirtsehepaar übernommen und dieser empfahl uns die Fähre von Orjachowo nach Bechet. Das würde auf bulgarischer Seite zwar einen Umweg bedeuten, aber in Rumänien wäre der Weg ungefähr gleich und er versicherte uns, dass diese Fähre einfach immer hin und her fährt und man nie viel mehr als eine Stunde wartet. Die website der Fähre sagte zwar etwas anderes, aber groß andere Optionen besaßen wir nicht, also packten wir recht schnell unsere sieben Sachen, bedankten und für die tolle Bewirtung und kamen dank wenig Verkehr schnell voran in Richtung Norden. In Plewen gab es nochmal einen Tankstopp, der für etwas Verzögerung sorgte, weil plötzlich das Kartenlesegerät nicht funktionierte. Beim Bulgaren vor mir hatte es lustigerweise noch funktioniert. Als ich mitteilte, dass ich kein Bargeld besäße und ausschließlich mit Karte zahlen könne, gab es eine Wunderheilung des Gerätes.
Ab Plewen schlugen wir eine westliche Richtung ein und berührten mehrfach die Eisenbahnstrecke. Das ein oder andere Motiv musste jedoch links liegen bleiben, denn schließlich ging es darum eine Fähre zu erreichen. In Orjachowo begeisterte der Wechsel von der noch leicht gewellten Landschaft in Bulgarien hinab über die Donau auf die sich schier unendlich ausdehnende Walachische Tiefebene. Leider brachte dieser Blick auch eine gerade nach Rumänien übersetzende Fähre hervor. Aber der Wirt meinte ja, dass man nie viel länger als eine Stunde warten müsse. Und er hatte recht, nur meinte er damit nicht den Zeitraum bis man selbst wieder auf dem Weg ist, sondern bis die Fähre vom anderen Ufer wieder zurückkehrt. Durch das ganze „Boarding“-Prozedere, es waren hauptsächlich Lkw zu verladen, waren fast zwei Stunden vergangen, bis wir uns in Richtung Rumänien in Bewegung setzten.


Die Donaufähre von Orjachowo hinüber nach Rumänien besteht im Grunde aus zwei gekuppelten Schleppern und wird hauptsächlich von Lkw genutzt.

Der günstige Preis der Fähre wurde auf rumänischer Seite gleich konterkariert, da dort eine obskure Gebühr für die Einfahrt ins Land gezahlt werden musste. Selbstverständlich in bar und in Euro. Den Ukrainer vor uns stellte das vor große Hürden und er musste sein Vehikel dann erstmal aus dem Weg räumen. Wir befanden uns nun schon mitten am Nachmittag und hatten noch viele Kilometer bis zur Unterkunft zurückzulegen. Und wie bereits erwähnt, in Rumänien kommt man nicht so schnell voran, wie gewohnt und auch deutlich langsamer als in Bulgarien, zumindest in dem Gebiet in dem wir uns nun befanden. Die Walachei ist geprägt von vielen Feldern, es gibt aber auch steppenartige Gebiete und ab und zu ein kleines Waldstück. Sogar ein paar Ölförderanlagen haben wir erblickt, die klassischen Pferdekopfpumpen, die man auch aus amerikanischen Filmen kennt. Wir stoppten für eine kurze Verpflegungspause und fuhren dann weiter nordwärts Richtung Caracal, wo wir eine elektrifizierte Eisenbahnstrecke unterquerten. Für diese nahm ich mir aber keine Zeit, denn hier verläuft auch die Nebenbahn nach Piatra Olt, wo es noch Malaxa-Einsätze geben dürfte. Und wie der Zufall so will, standen auch zwei Züge auf dieser Strecke an. Ein südwärts fahrender Express und ein nordwärts fahrender Regio, prädestiniert für einen Malaxa. Motive gibt es für diesen auch einige, insbesondere der etwas weiter von der großen Straße entfernt liegende Bahnhof Romula, aber ich wollte nicht weit von der Route abweichen bzw. hätte ich den Zug dort sowieso nicht mehr erwischt. So gab es einen kurzen Schwenk zum Haltepunkt Șopârlița, der mit der handbedienten Holzschranke sehr ursprünglich daherkommt, in Rumänien aber damit wohl eher die Regel denn die Ausnahme darstellt. Der Zug, der fast pünktlich erschien war dann tatsächlich ein Malaxa, leider mit Graffiti.


80 Jahre und kein bisschen müde. 77 099 erreicht als R 9066 von Corabia den Haltepunkt Șopârlița.

Wir fuhren weiter durch das flache Land, aber schon bald tauchten Berge am Horizont auf, die transsilvanischen Alpen, an deren anderen Ende unser Quartier für die nächsten beiden Nächte lag. Die Fahrt verlief recht zäh, da es nun kaum noch größere Abschnitte übers Land gab, sondern viele langgestreckte Ortsdurchfahrten. Da uns klar war, dass wir die Unterkunft erst spät erreichen, stoppten wir in Râmnicu Vâlcea am Südende des Gebirges zu einem kleinen Abendimbiss und, oh Wunder, ein Zug sollte auch bald erscheinen. Für große Motiverkundung war keine Zeit, also musste er irgendwo in der Stadt „erlegt“ werden. Zum Bahnhof fahren war zeitlich nicht mehr drin und die Sonne stand auch schon ziemlich tief, aber auf dem Satellitenbild entdeckte ich eine Kreuzung nahe des Haltepunkts Ostroveni, die noch etwas Licht bieten sollte. Das war nun kein Übermotiv, aber die Charakteristik der Ortsdurchfahrt kommt ganz gut rüber. Erfreulicherweise hing ein „Kutter“ der Reihe


Nachdem 62 1149 (oder 149?) mit R 2070 den Bahnhof Râmnicu Vâlcea verlassen hat, kommt er kurz danach wieder am Haltepunkt des Stadtteils Ostroveni zum Stehen. Hier beschleunigt er aber wieder seinem Ziel Piatra Olt entgegen.

Danach fuhren wir durch das Olttal Sibiu entgegen, was ich als ziemlich anstrengend empfand, da es viele Baustellenabschnitte gab, in denen ich trotz mehr als 10 km/h oberhalb der zulässigen Geschwindigkeit von Lkws im Rückspiegel mit Lichthupe bedrängt wurde. Und auch allgemein herrschte ziemlich viel Verkehr im Tal. Am Talausgang begann dann die Autobahn, der Verkehr verteilte sich und wir kamen schnell um Sibiu herum zu unserer Unterkunft in Fântânele, ein Ortsname, den es in Rumänien häufiger zu geben scheint. Der Ort kam recht urtümlich daher, insbesondere die Straße, denn am Ortseingang endete das Asphaltband und es ging entweder über groben Schotter oder durch tiefe Löcher. Der Wirt der kleinen Pension empfang uns auch zu dieser späten Stunde noch freundlich und schien ein wenig enttäuscht, als ich sein Angebot eines Bieres ausschlug.


Samstag, 29.07.2023

Nach einer erholsamen Nacht klingelte der Wecker früh, aber da ich im Rhythmus war, wachte ich vor ihm auf, wodurch die Familie selig weiterschlafen konnte. Der Blick aus dem Fenster offenbarte blauen Himmel in Richtung Motiv. Das lag nun wieder ein ziemliches Stück in der Richtung, aus welcher wir gestern kamen. Dank der Autobahn kommt man aber ziemlich zügig um Sibiu herum. Weniger schön war ein großes Wolkengebiet dünner Wolken, das früh im Rücken der Berge lag und sich nun langsam, aber sicher auf das Motiv zu bewegte. Das Motiv war die in mehreren Rumänien-Reiseberichten gesehene Stahlfachwerkbrücke über den Olt-Nebenfluss Cibin, der angeblich Namenspate für die Region Siebenbürgen stand, in Tălmaciu. Ebenfalls in Reiseberichten hatte ich schon etwas von den Männern mit den breitkrempigen Hüten gelesen. Auch diesen begegnete ich hier, denn direkt an der Zuwegung zur Brücke, die mich aufgrund ihres schlechten Zustands dazu veranlasste, das Auto an der größeren Straße nach Podu Olt abzustellen und zu Fuß ins Motiv zu laufen, befindet sich ein Romasiedlung. Die erwähnten Hutmänner saßen am Wegesrand und ignorierten mich weitgehend, im Gegensatz zu den etwa zehn Hunden, die mir laut kläffend entgegenrannten. Das waren definitiv keine Straßenhunde, sondern gehörten eher zu der Siedlung. Manche sprangen mich sogar an und ich war mit den Armen schon in Schutzhaltung, bevor eine ältere Frau diese zurückpfiff. Diese kam dann aber direkt auf mich zu, ihre Enkel oder Kinder im Schlepp und sprach mich auf Rumänisch an. Ich konnte zwar nix verstehen, aber ihre Gesten waren eindeutig bettelnd, denn sie zeigte stets das international gültige Zeichen für Zaster, Moneten, usw. Zudem signalisierte sie, dass ihre Kinder (oder Enkel) etwas zu essen bräuchten. Die sahen aber eher nach zu viel fettigem Essen bei zu wenig Bewegung aus, schon adipös. Da das nicht zog, ich lief einfach weiter und zeigte meine leeren Hosentaschen, na gut, ein Taschentuch befand sich darin, wollten die Kinder mir noch die Familienkutsche zeigen. Und das war wirklich eine Kutsche samt Pferd. Ich lächelte nur und war froh, dass sie mich am Ende der Häuserzeile nicht weiterverfolgten, sondern in Ruhe ließen. Hinter der Brücke ging es einen Hang hoch und dann konnte auch schon das Fotoprogramm beginnen.
Das bestand aus zwei Zügen innerhalb weniger Minuten, wovon hoffentlich einer lokbespannt wäre. Leider hatte das Wolkenfeld inzwischen die Sonne erreicht. Es waren nur dünne Wolken und man konnte nicht sagen, dass es völlig dunkel war, aber schön war es nicht gerade, vor allem, da im Hintergrund nur blauer Himmel zu sehen war. Vielleicht hatten die Züge ja trotz ihres Startes in Sibiu ein wenig Verspätung und es würde klappen. Der erste Zug kam wirklich ein paar Minuten später, aber das Wolkenfeld war bei weitem noch nicht abgezogen. Nun passierte aber etwas, was gefühlt nur selten passiert. Statistisch gesehen müsste es im Fotografenleben aber eigentlich genausooft passieren, wie andersherum. Nur merkt man sich das irgendwie immer nicht so gut :-). Während man den Zug im Bahnhof Tălmaciu anfahren hörte, wurde es um Brücke und Ort heller und heller. Die Wolkenschicht begann zu bröckeln und da der Zug sehr, sehr langsam in Richtung Brücke und über diese fuhr, reichte es für ganz brauchbares Licht, keine volle Sonne, aber definitiv ausreichend. Als Zuglok fungierte eine modernisierte Lokomotive der Reihe 82, die Anfang des Jahrtausends aus der in den späten 60ern, frühen 70ern gelieferten Reihe 80 hervorgingen, quasi die V100 Rumäniens. Dachte ich nun, dass auch der nachfolgende Zug mit Sonne und vielleicht sogar voll ausgeleuchtet auf Chip wandert, dachte ich falsch. Denn das Wolkenfeld löste sich nun weder auf oder zog weiter, sondern verharrte einfach weiter an seiner Position. Nun ja, es war ja auch „nur“ ein Desiro, den es zu erlegen galt.


Man muss auch mal Glück haben – für R 2064 nach Râmnicu Vâlcea lichtet der Himmel kurz seinen Vorhang. Im Hintergrund verläuft an den Berghängen die neu errichtete Autobahn und wenn man die Brücke etwas weiter seitlich in den Sucher nimmt, dann „bereichert“ eine große Betonbrücke den Blick auf die Berge.

Danach fuhr ich wieder zurück zur Unterkunft und es gab erstmal ein leckeres Frühstück im liebevoll dekorierten Speiseraum der Pension. Über die weitere Planung des Tages hatten wir bis jetzt noch gar nicht groß nachgedacht. Ich schlug eine Stadtbesichtigung von Sibiu oder einen Ausflug über die Passstraße Transfăgărășan vor, aber der Ausflug zum Botev vor zwei Tagen bzw. das kühle Wetter dort, hatte meiner besseren Hälfte eine ziemliche Erkältung eingebrockt, sodass sie erstmal lieber noch ein wenig auf dem Zimmer bleiben wollte und dann höchstens mal eine kleine Runde durchs Dorf. Zur Erkrankung sei noch hinzugefügt, dass zwei Tage später, als die gröbsten Erkältungssymptome wieder am Abklingen waren, der Geruchssinn versagte. Da wussten wir also, was es war. Das Wetter war so lala, es hatte schon ziemlich viele dickere Schleierfelder und insbesondere über den Bergen große Queller und vor allem war es jetzt schon wieder ganz schön schwülheiß, um die 30°C. Das hielt uns, inklusive weiblichen Familienvorstand, aber nicht davon ab, die „Runde durchs Dorf“ auf 10 Kilometer durch die Hügel auszudehnen. Dabei wurden wir die ganze Zeit von einem irgendwie süßen (und das sage ich als bekennender Hundefeind) Straßenhund begleitet, welchen wir vollkommen unkreativ auf den Namen unserer Pension tauften, Vlad.


In den Ausläufern der transsilvanischen Alpen liegt die Pension „Printul Vlad“, die gemütliche Zimmer, viel Engagement und Herz der Wirtsleute…


…sowie einen schönen Blick in die Landschaft bietet.


Ist er nicht süß – der Vlad


So etwas wie der zentrale Platz der Ortschaft Fântânele, Asphalt sucht man hier vergebens. Vlad kennt die Richtung.

Als wir von der Wanderung zurückkehrten, hatten sich die Schleier ein wenig gelichtet und da meine Frau erstmal genug der Bewegung hatte, durfte ich nochmal ausrücken, während die Kinder derweil das Hotel-WLAN nutzten. Zuvor genossen wir aber noch den vom Wirt extra für uns gedeckten Kaffeetisch. Für mich stand ein gutes Programm an, denn es sollten am Nachmittag gleich mehrere lokbespannte Züge im Umkreis von Sibiu verkehren und zwei davon auch nur ein gutes Viertelstündchen auseinander. Beim ersten handelte es sich um den bereits gestern Abend in Râmnicu Vâlcea fotografierten R 2070, welchem IR 1624 nach București Nord folgt. Letzterer war mir besonders wichtig, da diesen Zug eine Lokomotive der Baureihe 65 ziehen sollte. Als Motiv hatte ich mir den Bahnhof des heute Morgen bereits aufgesuchten Ortes Tălmaciu gesucht. Okay, das war jetzt nicht wirklich ein Megamotiv, aber der Standpunkt besaß den Vorteil, den ersten Zug nochmal im Olttal fotografieren zu können und das tatsächlich nur knapp zehn Kilometer weiter, womit alles zu den Reisegeschwindigkeiten der hiesigen Züge gesagt ist, wobei man dem Zug auch zugutehalten muss, dass dieser auch einen kleinen Bogen fährt und zwischendurch noch drei Mal hält. Leider war nun nicht nur das Motiv in Tălmaciu nicht so der Bringer, sondern auch der Lichtstand. Der IR hatte dann ein wenig Verspätung, was mir Sorgen bereitete, den Kutter nicht noch ein zweites Mal erwischen zu können. Der Gedanke verstärkte sich dann auch bei der Fahrt, denn im Gegensatz zu gestern war ich in der Baustelle eingangs des Olttals nun der schnellste und alle anderen schlichen mehr dahin. Vielleicht lag es an der Uhrzeit. Aber das war egal, denn ich musste nur ein paar Kilometer ins Olttal hinein, um die schon bekannte Stelle kurz nach dem Haltepunkt Valea Mărului zu erreichen. An der Stelle hatten sich auch ein paar Angler eingefunden und ich entschied, einen davon mit ins Bild zu rücken. Aber dabei vergaß ich die Auswirkungen auf die Spiegelung des Zuges im Fluss und so kollidierte diese bei fast allen Auslösungen mit dem Angler, lediglich bei der ersten passte es. Nur war da der letzte Wagen noch von einem, glücklicherweise laublosen, Bäumchen verdeckt. Geht schon.


Erst in diesem Jahrtausend erfolgte die Indienststellung der etwa 2000 PS starken Reihe 65, die häufig vor höherwertigen Zügen auf nichtelektrifizierten Strecken zu finden sind, so wie auch vor IR 1624.


Es gibt ja so einige Gemeinsamkeiten zwischen Anglern und Eisenbahnfotografen. In diesem Fall hat der bereits vom Vortag bekannte R 2070 angebissen.

Das war jetzt alles fast ein wenig stressig und auch nach diesem Foto durfte nicht allzu lange gewartet werden, denn nach den zwei Südfahrern, bzw. war der IR ja eher ein Ostfahrer, gab es nun einen Zug aus dem Osten nach Sibiu. Für diesen steuerte ich den Haltepunkt Veștem an. R 2103 kam aus Brașov und bestand aus einem Desiro. Erfreulicherweise hatten sich nun auch die Schleierwolken fast vollständig aufgelöst. Lediglich über den Bergen hielten sie sich gemeinsam mit Quellwolken.


Auch die rumänische Staatsbahn verfügt über Desiros, die hier als Reihe 96 geführt werden und im Mittel deutlich sauberer daherkommen, als ihre Pendants im südlichen Nachbarland.

Mittlerweile war ich wieder ganz schön am Schwitzen und da auch das Auto Durst anmeldete, schließlich galt es morgen wieder einige Kilometer zu „schrubben“, gönnte ich mir eine kurze Pause an einer nahegelegenen Tankstelle. Vorher gab es aber noch einen kurzen Fotostopp in der schönen Ortsdurchfahrt von Veștem, die dank der vierspurigen Schnellstraße nebenan, nicht stark befahren ist.


Nicht jedes, aber doch viele Dörfer in Rumänien wirken sehr ansehnlich und gleichzeitig noch etwas urtümlich. Auch ohne Traktor.

Für den letzten Zug des Tages, also zumindest für mich und meinen Fotoapparat, fuhr ich nach Podu Olt, wo die Strecke ins Olttal von derjenigen nach Brașov abzweigt und dabei mittels einer ansehnlichen Stahlbrücke den Olt überquert, die vor der Kulisse des Făgărăș-Gebirges in Szene gesetzt werden kann. Bzw. konnte, denn aufgrund starker Vegetation hat man von der Brücke gar nicht viel gesehen.


Als R 2067 kehrt die heute Morgen mit Sonnenglück fotografierte Garnitur von Râmnicu Vâlcea wieder zurück und überquert dabei die Brücke über den Olt kurz vor dem Bahnhof Podu Olt, dessen Einfahrsignal hier zu sehen ist.

Ich musste mich nun ein paar Meter durch das Dickicht neben der Strecke zurückkämpfen und kam wieder total verschwitzt am Auto an. Der Zug stand aber immer noch im Bahnhof, sodass es ein leichtes war, ihn zu überholen, denn wie bereits erwähnt, sind die Streckengeschwindigkeiten ziemlich niedrig. Die nächste Aufnahme gelang in der Ortslage Tălmaciu, wobei ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob er über das Außengleis fährt, wie heute Morgen oder über das Innere. Er nutzte letzteres, was fotografisch erheblich besser umzusetzen war.


Auf dem kahlen Hügel oberhalb des Vorbaus von 82 385 stand ich heute Morgen.

Ein Foto hatte ich mir noch vorgenommen, eine Stelle kurz vor Veștem, wo die Strecke in einer Kurve herauf zu einer Straßenüberführung führt und das Ganze vor dem Panorama des Făgărăș-Gebirges. Eigentlich dachte ich, mich beeilen zu müssen, denn die Stelle war nicht weit weg von der letzten und lediglich der Halt in Tălmaciu war für den Zug zu absolvieren. Dafür rauschte es bald von der anderen Seite. Zunächst dachte ich an einen Güterzug, aber es zog ein Kutter samt dreier Doppelstockwagen vorbei. Diese Garnitur hatte ich vorab tatsächlich bei vagonweb gesehen, aber deren Zeiten mir, warum auch immer, nicht gemerkt bzw. notiert. Schade, vielleicht hätte ich mir diesen Zuglauf mal genauer anschauen sollen. Aber dem jetzt hinterherzufahren kam auch nicht in Frage, denn erstens hatte ich versprochen, zum gemeinsamen Abendessen in der Pension zu erscheinen und zweitens hielt sich meine Motivation auch aufgrund der Temperaturen ziemlich in Grenzen. Der Gegenzug war auch der Grund, warum die 82er nicht erschien, denn trotz des Vorhandenseins eines zweiten Gleises wurde lediglich eingleisig gefahren. Der Zug erschien dann, aber das Foto sagte mir dann gar nicht so sehr zu, denn auch diese Stelle war ziemlich zugewachsen. Auf der Heimfahrt entdeckte ich dann von der Autobahnbrücke einen schönen Blick, den man höchstwahrscheinlich sogar erreicht hätte, aber naja, was soll’s. Zum Abendessen gab es eine Art Fleischtopf mit Kartoffeln und etwas frischem Gemüse. Das hatte ich mir nicht ausgewählt, sondern war das einzige Essen, was der Wirt und sein Küchenteam, bestehend aus ihm und seiner Frau heute im Angebot hatten. Und es war sehr, sehr lecker. Und dazu gab es ein kühles Bier, das nach dem schweißtreibenden Tag nochmal deutlich besser schmeckte.


Sonntag, 30.07.2023

Leider mussten wir heute die Pension schon wieder verlassen, denn der vorletzte Urlaubstag war angebrochen und prinzipiell befanden gehörte ja der Aufenthalt in Rumänien schon zur Rückreise. Da ich kein großer Fan von extrem langen Autotouren bin oder mittlerweile vielleicht einfach auch zu alt dafür, 1000 km oder mehr hinter dem Lenkrad zu verbringen, stückelten wir die Rückreise in erträgliche Abschnitte. Ziel des heutigen Tages war die ungarische Landeshauptstadt Budapest, in welcher wir am Abend noch ein wenig herumschlendern wollten. Vorher aber hatte ich noch ein Fotovorhaben, denn während wir uns am vergangenen Tag östlich von Sibiu „ausgetobt“ hatten, wollte ich am Morgen der Strecke nach Westen meine Aufwartung machen. Die Zugdichte dort ist, sagen wir….überschaubar. Am Morgen fahren innerhalb von 3 Stunden drei Züge nach Sibiu, dann ist bis zum späten Nachmittag Ruhe und dann gibt es wieder etwas Verkehr. Kein Wunder also, dass sich Fotos der Strecke in Grenzen halten. Ich hatte aber bereits am Anreisetag eine Stelle zum Umsetzen entdeckt, denn nahe des Bahnhofs Săliște wurde gibt es eine, wahrscheinlich im Zuge des Autobahnbaus neu errichtete Brücke über die Strecke, die einen ganz ansehnlichen Blick auf die Strecke und für den letzten morgendlichen Zug auch ganz gutes Licht bietet. Die Strecke wird auch von einem Nachtzugpaar befahren, dem „Ister“ zwischen Budapest und Bukarest, aber hier kommt er jeweils im Dunkeln vorbei. Eine massive Verspätung wäre für ein Foto von Nutzen gewesen, aber der Blick in die App am Morgen offenbarte, dass der Zug pünktlich unterwegs gewesen war.
Bereits am Vortag hatte ich überlegt, anstatt des langen Weges um Sibiu herum zum lokbespannten Zug den kurzen zu diesem Motiv zu nehmen. Aber der kurze Weg passte heute besser ins Programm, denn schließlich stand ja noch die Abfahrt bevor. Nicht so ganz passten die Schleierfelder, die heute auch wieder den Himmel bevölkerten. Aber auch unbeeinträchtigt von diesen konnte aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht von klarem Morgenlicht gesprochen werden. Immerhin kam der Zug pünktlich. Ich hatte noch ein wenig auf eine lokbespannte Garnitur gehofft, aber im Grunde war es klar, dass es sich hier um einen Desiro handelte.


R 2441 ist vor mehr als 5 Stunden im eigentlich etwas nordöstlich von Sibiu gelegenen Târgu Mureș gestartet und seitdem 174 Kilometer zurückgelegt, als er den Bahnhof Săliște verlässt, der inzwischen doppelt so viele Ausfahrsignale wie Gleise besitzt.

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet galt es, ein vorletztes Mal die Koffer zu packen und dann den Weg westwärts einzuschlagen. Dank der hauptsächlich mit Mitteln aus dem EU-Kohäsionsfonds finanzierten Autostrada 1, die zwischen Sibiu und der ungarischen Grenze, abgesehen von einem kurzen Abschnitt, auf welchem es sich dann auch ordentlich staute, fertiggestellt ist, flogen die Minuten nur so von der vom Navi vorausgesagten Ankunftszeit herunter, wobei dies hauptsächlich auf den Fakt zurückzuführen ist, dass das Kartenmaterial unseres Familienkombis noch aus dessen „Indienststellung“ im Jahr 2012 stammt und wir daher die meiste Zeit über weiße Flächen rauschten. Was ich damit sagen möchte, wir kamen sehr gut voran und dies machte einen bereits in einer Schublade des Hinterkopfes hinterlegten Fotostopp möglich. Tatsächlich gab es dort für die Strecke sogar mehrere Schubladen, zum Beispiel eine mit der Überlandstraßenbahn von Arad, aber da diese nach Fahrplanrecherche einen eher dünnen Takt aufwies und sich etwas abseits der Route befand, öffnete ich eine andere Schublade, denn von Arad ausgehend, existiert ein größeres Netz an Dieselstrecken, die alle (?) von Regio Călători mit alten französischen „Caravelles“ bedient werden, die mir doch ganz gut gefallen. Zudem musste dabei die Route nicht groß verändert werden, wenngleich die schöneren Motive des angesprochenen Netzes eher etwas weiter weg von der Autobahn liegen. Aber am Haltepunkt Ferma Ciala am westlichen Perimeter Arads ließ sich etwas finden.
Da wir ein deutliches Stück vor dem Zug eintrafen, konnten wir die verblieben Zeit zur Nahrungsaufnahme nutzen, die auch das Familienvehikel einschloss, denn die günstigen Kraftstoffpreise in Rumänien, welche jeweils gemeinsam mit denen in Bulgarien die untersten Plätze im europaweiten Vergleich einnehmen, wollten noch einmal genutzt werden. Diesen Umstand verdanken hier, nahe der ungarischen Grenze, viele Truck Stops ihre Existenz. Auch wir nutzten einen der solchen, wobei wir uns am etwas abseits gelegenen Trucker Imbiss, wobei wir uns, eindeutig als Touris germanischen Ursprungs erkennbar, zwischen den ganzen hartgesottenen, von Tattoos gesäumten und von vielen Kilometern gegerbten Körpern der osteuropäischen Fernstraßenkapitäne schon etwas deplatziert vorkamen. Der Umstand, dass wir als einzige kein Bier bestellten, gründete sich hoffentlich in dem Umstand, dass alle für heute Feierabend hatten….14 Uhr. Wie dem auch sei. Ein paar Kilometer wieder zurück zum Haltepunkt und dann musste nur noch die Sonne scheinen. Denn die morgendlichen Schleierwolken hatten inzwischen teilweise schon bedrohlich wirkenden Cumulinimbi Platz gemacht. Kein Wunder bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von 35°C. Gleichwohl strapazierte die Situation am Himmel die Nervend es Fotografen nicht derart, wie erwartet, denn aufgrund der fast nicht vorhandenen Luftzirkulation konnte ein Misserfolg früh genug ausgeschlossen werden. Dazu trug auch das pünktliche Erscheinen des Zuges bei.


Westlich von Arad befinden wir uns schon in der historischen Region des Banat, das sich bis Ungarn und Serbien ausdehnt und vor allem durch das flache Land der pannonischen Tiefebene gekennzeichnet ist. 57 018 hat gerade den kaum als solchen zu erkennenden Haltepunkt Ferma Ciala passiert und strebt als R 11205 nun seinem Ziel Nădlac an der ungarischen Grenze entgegen.


Der Blick vom Haltepunkt Ferma Ciala in Richtung Westen offenbart, dass sich die Vegetationspflege hierzulande oftmals nur auf das Lichtraumprofil der Fahrzeuge beschränkt. Leider habe ich es versäumt, diesen Blick als Nachschuss auf den Triebwagen zu verewigen. Wo ist der Biss-in-die-Faust-Emoji?

An der ungarischen Grenze mussten wir deutlich länger warten, als ich erwartete. Mehr als eine Stunde verging, bis wir unsere Ausweise vorzeigen durften. Währenddessen entlud sich die angestaute Hitze in Form von Blitz, Donner und Sturm und zwang auch die Straßenverkäufer, die hier zwischen den Warteschlangen hindurchgehen und allerhand Nippes (inklusive Pendeluhren!) loswerden wollen, zum Rückzug. Hinter der Grenze wechselten sich dann Wolken, Sonne und ein paar kleine Schauer ab und der Verkehr nahm spürbar zu, je näher wir der Hauptstadt kamen. Das Schöne am Grenzübertritt war der Gewinn einer Stunde, denn wir befanden uns nun wieder in der Zeitzone der mitteleuropäischen Sommerzeit. Einen Teil davon verloren wir aber wieder im dichten Verkehr Budapests, dabei hatte ich mit dem Rubin Hotel extra etwas gesucht, dass an einer Ausfallstraße liegt und ohne längeres Fahren durch die Stadt erreichbar war. Aber wenn man eine Abfahrt verpasst und dann noch eine Baustelle für Umleitung sorgt, dann nützt das natürlich nix. Dennoch erreichten wir noch früh genug am Nachmittag die Unterkunft und nach dem problemfreien Check-In waren wir schon wieder unterwegs. Die verkehrsgünstige Lage des Hotels gründete sich nicht nur auf die Erreichbarkeit per Individualverkehr, sondern auch per Schiene, denn der Bahnhof Kelenföld, einer der größten Bahnhöfe der Stadt und Startpunkt der Metrolinie 4, war fußläufig erreichbar. Nach dem Erwerb eines Tickets, für die ganze Familie und für das ganze Netz etwa 10 Euro, fuhren wir mit der Linie 4 bis Kálvin tér, dort wechselten wir auf die 3 bis Deák Ferenc tér und dort nochmal auf die 1 bis zu deren Endhaltestelle Vörösmarty tér. Die letztgenannte hatte die Ehre, die erste U-Bahn Kontinentaleuropas zu sein und weist noch viel Flair aus der Entstehungszeit auf. Wir verließen aber erstmal den Untergrund und machten uns auf in Richtung Donau, die nur zwei Querstraßen entfernt war. Dort angekommen stellten wir fest, dass auf der Uferstraße eine Art Kulturfest stattfand inklusive öffentlicher Tanzveranstaltung und street theatre. Dem Treiben ergaben wir uns aber nicht zu lange, denn insbesondere meine bessere Hälfte wollte über die Kettenbrücke auf die andere Seite um von dort einen schönen Blick auf das imposante, im Stil der Neogotik errichtete Parlamentsgebäude zu erlangen. Und das sollte sogar mit Sonne gehen, denn eine größere Wolkenschicht verabschiedete sich ostwärts und gab blauen Himmel frei. Blöd war nur, dass die Kettenbrücke aufgrund von Bauarbeiten derzeit nicht von Fußgängern betreten werden durfte. Viele, insbesondere asiatische Touristen hielt das aber nicht von einem Selfie vor Bauschildern, Baken und Absperrungen ab. Wir wichen hingegen auf die Linie 2 aus, die hauptsächlich entlang der Donau führt und zu den schönsten Straßenbahnlinien Europas zählen soll und fuhren bis zu deren Endhaltestelle Jászai Mari tér. Diese liegt direkt an der Margaretenbrücke, die einen Zugang zur, ebenfalls berühmten (was ist in Budapest im Umfeld der Donau nicht berühmt?), Margareteninsel bietet und uns einen schönen Standort für Fotos. Die Sonne war inzwischen vollständig unter die Wolkendecke hindurchgetaucht.


Auf der Margaretenbrücke zwischen Buda und Pest eröffnet sich ein Blick wie im Reiseführer – auf Donau, Parlament, Ketten- und Elisabethbrücke, den sich dahinter erhebenden Gellértberg samt Zitadelle und den Burgpalast am rechten Bildrand.

Auf der Brücke gab es noch ein Straßenbahnfoto, aber die Mastabstände und auch der ziemlich in Gleisachse liegende Sonnenstand waren nicht so toll und zudem wurde diese Linie auch „nur“ von Combinos befahren. Und da wir sowieso wieder zurück wollten, um dem knurrenden Magen gerecht zu werden, nahmen wir wieder die Linie 2 ab Jászai Mari tér und kurvten einmal um das Parlamentsgebäude herum bis zur Station Eötvös tér, wo sich der Rest der Familie dem Straßenfest zuwandte und ich noch zwei Takte in die Gegenrichtung für ein Foto abwartete. Denn mittlerweile griff eine neue Schleierschicht nach der Sonne bzw. die Sonne sank in diese hinein.


Die Linie 2 der Straßenbahn Budapest wird derzeit ausschließlich mit den ab 1967 von Ganz gelieferten Gelenktriebwagen befahren. Wagen 1344, der hier gerade die Station Eötvös tér erreicht, gehört zu einer 30 Stück umfassenden Serie, die ab 1997 modernisiert wurden und seitdem als Typ KCSV bezeichnet werden.

Wir schauten noch ein wenig dem Treiben auf dem Fest zu, schmunzelten über ein Theaterstück, bei dem sich die Artisten zum schiefen Gequietsche einer Violine gegenseitig anschrien und liefen dann wieder zum Vörösmarty tér und hatten Glück, sofort einen schönen Außenplatz eines Restaurants besetzen zu können. Durch die Regenfälle war es heute gar nicht so drückend heiß, sondern jetzt gerade noch richtig angenehm und später, bevor wir wieder in die U-Bahn Richtung Hotel flüchteten, fast kalt. Sehr froh war ich über eine englische Speisekarte, denn konnte man sich in Serbien und Bulgarien viel vom Slawischen herleiten und in Rumänien das kleine Latinum wieder exerzieren, so bin ich bei Ungarisch einfach immer hilflos. Die gleichen Metrolinien, wie auf dem Hinweg brachten uns auch wieder zurück und nach etwas Flimmerkiste, schliefen wir auch schnell und gut ein.


Die am 02. Mai 1896 eröffnete Linie 1 der Budapester Metro wurde als Unterpflasterbahn ausgeführt und weist daher nur ein kleines Lichtraumprofil auf. Auf der zum UNESCO-Welterbe zählenden und als Földalatti bezeichnete Strecke fahren bereits seit 50 Jahren die von Ganz-MÁVAG beschafften Gelenktriebwagen, die im Gegensatz zu vielen anderen U-Bahnen nicht von einer Stromschiene an der Seite, sondern an der Decke gespeist werden und auf den ein Bild zuvor gesehenen Straßenbahntriebwagen basieren.


Montag, 31.07.2023

Bühne frei für die Schlussetappe. Da wir erst bis 12 auschecken mussten, seit die Kinder pubertieren lege ich auf späten Check-Out Wert, wollten wir vor dem Frühstück die angepriesene Bade- und Saunalandschaft des Hotels nutzten. Blöderweise wurde da natürlich gerade jetzt gebaut. Grmpf, das hatte uns am Vortag beim Einchecken aber niemand mitgeteilt. Etwas verstimmt ging es zum Frühstück, aber das umfangreiche Buffet, das wirklich keinen Wunsch offenließ, ließ den Groll verhallen. Heute machte sich die verkehrsgünstige Lage des Hotels an der Ausfallstraße wieder bezahlt, denn ruckzuck hatten wir die Ringautobahn erreicht. Bis Bratislava gab es nur ein kurzes, baustellenbedingtes Stocken, dahinter strebte ich einen Stopp an, denn bisher hatten wir zwar schon sechs Länder durchfahren, aber lediglich in vier davon Fotos gemacht. Der gute Streckenfortschritt bis hierher schrie geradezu danach, dies ebenfalls noch auf sechs Länder auszudehnen. So wurde rechtzeitig, denn der Abschnitt in der Slowakei ist ja nicht so lang, der Blinker gesetzt und eine Strecke angesteuert. Die spontane Wahl fiel auf den Ort Brodské an der Korridorstrecke von Břeclav nach Kúty. Das Wetter war eigentlich zweitrangig, den Himmel bevölkerten große Cirren und kleinere Cumuli und das bei wenig Wind. Egal, es war eh Hochlichtzeit. Am Haltepunkt Brodské im Schatten gestoppt und auf einen Güterzug gehofft, der auch prompt kam. Ein „Bügeleisen“ von Rail Services Slovakia mit beschmierten Getreidewagen am Haken im Schatten einer Wolke. Viel schöner war dann doch der eine halbe Stunde später erscheinende Fernzug.


Bis Břeclav fährt der von Prag nach Bratislava fahrende Zug unter der Nummer 1363, im Bahnhof Brodské hat der an diesem Tag von 386 202 gezogene Zug bereits auf 1043 gewechselt.

Ein wenig hatte ich hier ja schon auf etwas mehr Güterbewegungen gehofft, aber es war ja auch Montag. Dem gelben privaten Schnellzug sollte bald ein blauer der Staatsbahn folgen und ich machte gleich Nägel mit Köpfen und setzte um ins Nachbarland. Auch hier kannte ich kein Motiv, aber ein Bü zwischen Lanžhot und Břeclav versprach eine Möglichkeit. Und die war mit dem frisch abgeernteten Stoppelfeld gar nicht so unschön. Nur war der Zug gar nicht blau, sondern mehrheitlich rot.


Eine der wenigen in den Najbrt-Farbtopf gefallenen Lokomotiven der bei der České dráhy ungeliebten Baureihe 380 ist die Nummer 002, die hier mit EC 279 der slowakischen Grenze entgegenstrebt.

Bis Brno rollte es ziemlich gut, dann zwang uns der nachmittägliche Berufsverkehr und insbesondere ein daraus entstandener Stau, die Autobahn zu verlassen. Diesem Entschluss folgten offenbar einige, denn auch die Nebenstraßen zeigten sich stark frequentiert. Hinter Brünn verteilte sich das dann wieder etwas, aber mein Vorschlag, lieber am Nachmittag nochmal einen Stopp einlegen, als mit dieser Welle bis und durch Prag zu rollen, wurde Gehör geschenkt. Nicht weit von der Autobahn entfernt verläuft die Eisenbahnstrecke von Brno nach Havlíčkův Brod, die hier zwei imposante Brückenbauwerke aufweist. Das spektakulärere der beiden in Dolní Loučky lag nun am späteren Nachmittag nicht mehr schön im Licht, dafür sollte es beim nur wenige Kilometer entfernten Viaduk von Kutiny mit fortschreitender Tagesdauer immer besser werden. Und der Familie war sowieso danach, etwas die Füße zu vertreten. Also parkten wir den Wagen in der Nähe des Steinbogenviaduktes. Eine hervorragende Sicht auf Landschaft und Brücke bietet die Felsformation Sochorská skála. Und dort ließ es sich vorzüglich warten. Bis auf die Züge und ein paar entfernte Traktoren dominierte ausschließlich der durch die Baumwipfel ziehende Wind die Geräuschkulisse, lediglich unterbrochen von einem sich nähernden Zug. Und das geschah leider viel zu selten, denn ebendieser Wind brachte viele Wolken mit sich, die immer wieder das Viadukt verdunkelten. Konnte man hier bis vor kurzem noch ein Zug nach dem anderen beobachten, weil sämtliche Fernverkehrszüge anstatt über die „Rennstrecke“ via Pardubice hierüber geleitet wurden, so beschränkte sich das Angebot inzwischen wieder auf einen stündlichen Bummelzug und einen Express pro Richtung. Auch Güterzüge blieben bis auf einen Kesselwagenzug Fehlanzeige. Und selbstverständlich beehrte uns die Sonne bei den lokbespannten Expresszügen jeweils mit Abwesenheit, dafür strahlte sie bei den erst seit kurzem auf Triebwagen umgestellten Os mit voller Kraft. Schade.


Auch in Mähren bleibt die Zeit nicht stehen. Anstatt lokbespannter Züge fahren zwischen Brno und Žďár nad Sázavou nun auch Triebwagen. Immerhin stellen die RegioPanter der Baureihe 530 im Design des Jihomoravský kraj eine Abwechslung zum najbrt-Einerlei dar.

Der lange Aufenthalt hatte immerhin den Vorteil, dass wir ohne große Verkehrsbeeinträchtigung durch Prag flutschten und allgemein eine ziemlich angenehme Heimfahrt genossen. Und als zuhause ein Parkplatz gefunden, die Parkbremse eingerastet, das Gepäck entladen und die Wohnungstür geschlossen war, erhielt dieser ereignisreiche Urlaub bereits das Prädikat Vergangenheit.


Fazit

Puh, wo fangen wir da an. Zunächst einmal bin ich froh, dass im Grunde alles ohne große Zwischenfälle so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wettermäßig muss ich gestehen, dass ich noch nie einen heißeren Urlaub erlebt habe und auch so schnell nicht wieder möchte. Bis auf den Tag, als wir zum Botev hochliefen, hatte es jeden Tag Temperaturen von über 30°C, meist sogar 35°C und darüber. Vielleicht aber auch ein Vorgeschmack auf hiesige Sommer. Der Kern der Reise lag ja in Bulgarien und von dort kann ich eigentlich nur positives berichten, wenn ich die etwas seltsame Begegnung bei der Romasiedlung mal ausklammere. Die Menschen zeigten immer viel Verständnis, wenn man im Restaurant, Supermarkt oder sonstwo mal etwas nicht so ganz verstand und hatten dabei meist auch noch ein Lächeln im Gesicht. Und allgemein, das gilt insbesondere auch für Serbien und Griechenland, hatte ich den Eindruck, richtig auf dem Balkan zu sein, also den Balkan, wie zumindest ich ihn mir immer vorgestellt habe. Mit etwas chaotischen Straßenverkehr (Niš, Griechenland), herzhaften und reichhaltigen Speisen, unfertigen Bauruinen, gemeinschaftlicher Musik und Gesang und der etwas raueren, weil nicht so touristisch erschlossenen Landschaft. Das gilt auch für die Ortschaften, in denen das Leben sich noch etwas anders, weil langsamer abspielt als bei uns. Kroatien beispielsweise ist mir da immer etwas zu weit am westlichen Tourismus und in Slowenien habe ich kaum einen Unterschied zu Österreich verspürt. Hier sah man noch Menschen mit Pferdefuhrwerk umherfahren und am Nachmittag Menschengruppen im Außenbereich eines Restaurants sitzen oder vor den kleinen Läden, die immer genug gut gekühlte Getränke anbieten. Gerade diese vermisse ich jetzt schon in Deutschland. Und aus Eisenbahnsicht hat insbesondere auf der Rhodopenbahn viel geklappt. Vielleicht irgendwann nochmal dahin mit Fokus auf die Regelspur, denn gerade die Skoda-Loks werden wahrscheinlich auch nicht mehr ewig fahren.
Bei Serbien habe zumindest ich gemerkt, dass das Land nicht zur EU gehört. Straßen verendeten oder wiesen riesige Schlaglöcher auf, es gab hier mehr von den „Balkanrohbauten“ als in den anderen Ländern und allgemein deutlich mehr „schmuddelige“ Ecken und Müll. Dass ich dort nur einen einzigen Zug hab fahren sehen und sonst nur Ausfall, will ich da gar nicht groß bewerten, da wir ja nur knapp anderthalb Tage im Land weilten. Den größten Antrieb, ein zweites Mal wiederzukehren, verspüre ich aber bei Rumänien, trotz der vielen Hunde :-) Die Züge waren ein wenig weniger beschmiert, als in Bulgarien und subjektiv würde ich auch sagen, dass mehr Verkehr herrscht. Dem Land selbst merkt man (subjektiv) deutlicher als Bulgarien die Investitionen der EU-Mittel an. Die Dörfer wirkten zwar irgendwie ursprünglicher, aber gleichzeitig auch aufgeräumter und sauberer. Und in Sachen Eisenbahn scheint es da auch noch viel zum Entdecken zu geben, insbesondere was die Infrastruktur mit den ganzen alten Formsignalen angeht, die wir hier gar nicht gesehen haben, da ich das bei der Planung nicht mit berücksichtig hatte, denn Rumänien spielte ja eher eine untergeordnete Rolle. Zudem wäre Rumänien auch mal etwas für eine Schienenreise, denn es lässt sich von unseren mittelsächsischen Gefilden deutlich besser erreichen als Bulgarien.
Ein Wort muss ich aber noch über Budapest verlieren. Ich bin wahrlich kein Freund von Großstädten und versuche diese, soweit es geht zu meiden. Budapest hat mich aber begeistert, denn selbst in der Metro merkte man nicht so sehr, dass man in einer pulsierenden Metropole unterwegs ist. Es war ruhig, nicht hektisch, sauber und ordentlich, keine verrückten Jugendliche, die mit ihren Bluetooth-Boxen die Bahn beschallen (Hallo Berlin), irgendwie alle sehr anständig. Vielleicht lag das aber auch nur am Zeitpunkt zum Sonntagnachmittag/abend.

So, nun aber genug der Worte. Allen, die bis hierhin gelesen haben danke ich. Und auch denen, die sich nur die Bilder anschauen ;-)

VG aus FG
björn