Am 1. Mai 2025 jährte sich zum 125. Mal die Eröffnung der Bahnlinie Zwönitz–Scheibenberg. Schon fünf Jahre zuvor 1895 erreichten die ersten Züge über die Relation Chemnitz Süd - Stollberg die Erzgebirgsstadt. Damit entwickelte sich die Gemeinde, welche seit 1875 bereits mit der sächsischen CA - Line (Chemnitz - Adorf) verbunden war, zu einem Eisenbahnknotenpunkt im Erzgebirge. Obwohl die „Obererzgebirgische Aussichtsbahn“ heute größtenteils abgebaut ist, gehört sie zu den Strecken, die wegen ihrer landschaftlichen Schönheit unvergessen sind. Die „Interessengemeinschaft Zwönitz-Scheibenberg" (IG ZS) lud daher am 01.Mai nach Zwönitz ein, um auf dem verbliebenen Rest der ZS - Linie das Ereignis würdig zu begehen. Nach 78 Jahren befuhr an diesem Tag ein Personenzug im Gewand der Deutschen Reichsbahn den 1,1 Kilometer langen Rest der Obererzgebirgischen Aussichtsbahn in Richtung Scheibenberg. Der größte Teil der Strecke wurde 1947 als Reparationsleistung für die Sowjetunion abgebaut. Nachdem am 19.08.1947 der Abbau Befehl erging, endete bereits einen Tag später der Verkehr zwischen Zwönitz und Scheibenberg. Nur der spärliche 8 Kilometer lange Teil von Scheibenberg bis Elterlein überlebte bis zum 24.09.1966. Danach wurde auch dieses verbliebene Reststück demontiert, nur der kurze parallel zur BSg - Linie verlaufende Gleisabschnitt wurde verschont. Über Jahre hinweg wurde am Streckenende, der sogenannten "Weißen Wand", Asche und Schlacke aus den Betriebsstätten Buchholz und Schlettau verklappt. Danach diente das ungenutzte Gleisstück bis zum endgültigen Abbau noch zur Abstellung von Schadwagen. Das Gleis von Scheibenberg bis zum ehemaligen Abzweig Elterlein wurde im Laufe der letzten Jahre wieder aufgebaut, was im Zusammenhang mit dem Testfeld Digitale Schiene BSg - Linie im Zusammenhang steht. Nun aber zum 01.Mai, dem Tag der Arbeit und zu den Festivitäten in Zwönitz.
Ankunft des Sonderzuges mit 112 646-5 aus Scheibenberg auf dem Rest der ZS - Linie Höhe Umspannwerk. Die verbliebenen Gleisreste dienten in den letzten Jahrzehnten zu sporadischen Wagenabstellungen. Am 15.November 2014 wurden so letztmals 17 Autotransportwagen vom Typ Hccrrs durch DB-Schenker abgefahren, die seit Dezember 2010 dort abgestellt waren. 261 016-0 gelangte in diesem Zusammenhang ebenfalls wie 112 646-5 bis zum Bahnübergang Dittersdorfer Straße.
Auf der Anschlussbahn von der ZS - Linie zum Umspannwerk war der Schienentrabi unterwegs.
Unermüdlich pendelte das Gefährt den ganzen Tag zwischen Bahnhof - Streckenende und Umspannwerk.
Am Nachmittag entstand bei der Rückfahrt des Sonderzuges nach Scheibenberg dieses Bild beider Schienenfahrzeuge an der Anschlussweiche ZS - Line - Umspannwerk Zwönitz.
Neben dem heutigen Streckenende, am Kilometer 1,1 der ZS - Linie, befindet sich seit einiger Zeit der Ausgangspunkt des Eisenbahn Pfades Richtung Fuchsbrunnbrücke. Seit dem 6. April 2024 steht wieder ein Eisenbahnsignal an der ehemaligen Bahnstrecke. Die Mitglieder der „Interessengemeinschaft ZS“ möchten mit diesem Vorhaben die Wander- und Radroute auf dem ehemaligen Bahndamm bereichern. Das heutige Einfahrvorsignal steht an der gleichen Stelle, an welcher das Original von 1900 bis 1947 stand.
Am ersten Mai konnte man von hier aus Kremserfahrten mit historischen Zugmaschinen zum einzigen erhaltenen Gerüstpfeilerviadukt der Bahn unternehmen.
Die Stahlbrücke im Zwönitzer Fuchsbrunntal überdauerte ihre Bahnstrecke mehr als sieben Jahrzehnte. Ende Dezember 2021 schlossen die anliegenden Gemeinden Zwönitz, Lauter-Bernsbach / Lößnitz und Grünhain-Beierfeld eine Zweckvereinbarung. Die Kostenermittlung ergab einen Aufwand von 2,4 Mio EUR, das Landesamt für Städtebau und Verkehr hatte eine Fördermittelzusage von 90 % gegeben. Doch Kostensteigerungen schraubten den Sanierungsaufwand um 20 Prozent in die Höhe. Ausschreibung, Gebote und Budget passen nicht mehr zusammen. Angesichts aktueller wie zukünftiger Haushaltsprobleme wenig beruhigend. Das Happy End für die Fuchsbrunnbrücke lässt auch nach mehr als sieben Jahrzehnten weiter auf sich warten.
Der zweite Ort der Festivitäten war am 03.Mai der Bahnhof Elterlein. Auch hier wurde das 125 Jährige der Strecke angemessen begangen. Der Bahnhof zeigt sich anno 2025 noch relativ unverändert und bot so eine würdige Kulisse für die Veranstaltung.
Zwischen Elterlein und der Trennstelle BSg. - Linie / ZS - Linie (Abzweig Elterlein) verkehrte an diesem Tag ein historischer Schienenersatzverkehr. Hier bestand die Möglichkeit, weiter auf der Schiene Richtung Markersbach - Schwarzenberg oder Scheibenberg zu reisen.
Zusammentreffen SEV in Gestalt eines BÜSING mit dem Ferkeltaxi auf der BSg - Linie.
Zeitreise am Bahnhof Elterlein mit dieser fantastisch erhaltenen Dieselkarre DK 2004 später bekannt als Multicar M21.
Den Giebel des Elterleiner Güterboden ziert seit kurzem diese historische Aufnahme des Bahnhofes.
Am Nachmittag des 03.Mai wurde neben dem Bahnhof ein kleines aber feines Verkehrs Denkmal eingeweiht.
Nun noch einige Impressionen abseits der Festlichkeiten. Auch nach so langer Zeit sind viele Relikte erhalten geblieben. Am Kilometer 8 befand sich der Bahnhof Bernsbach, welcher auch 2025 noch immer als solcher zu erkennen ist.
Kilometer 10,9 Bahnhof Beierfeld auch hier wird die Erinnerung an die Eisenbahn aufrecht gehalten.
An der Verbindungsstraße Schwarzenberg - Beierfeld - Grünhain befand sich der Anschluss Blechlager Wolf. Seit 2005 erinnert hier 100 953-9. Die Lok stammt aus den beständen des Vereins Sächsischer Eisenbahnfreunde und erinnert an die einstmals ab 1934 in Beierfeld stationierte Kleinlok.
Auch am Kilometer 12,8 dem Bahnhof Grünhain existieren die meisten Hochbauten noch. Rechts im Bild das ehemalige Empfangsgebäude. Links das Bahnmeisterhaus mit Wohnung für den Bahnmeister und den Wärterposten Nummer 4.
Nachdem die Bahn den Bahnhof Grünhain in Richtung Elterlein verlassen hatte, passierte sie den 240 Meter langen Göckeritztal Viadukt.
Stumme Zeugen die Reste des Göckeritztal Viaduktes, einst fünftgrößte Stahlbrücke Sachsens. Erbaut von der Königin-Marienhütte A.G. Cainsdorf 1898 - 99.
Zum Abschluss noch eine Aufnahmen des Sonderzuges vom 01.Mai aus Schlettau.
Und zum allerletzten die Durchfahrt des Bahnhofes Raschau.
So das war`s dann mal. Ich hoffe, dass der Beitrag nicht den Rahmen gesprengt hat. Es wäre noch so viel zu schreiben bzw zu zeigen von dieser landschaftlich so reizvollen ehemaligen Obererzgebirgischen Aussichtsbahn.
Zitat von bahnbilderbuch im Beitrag #1 So das war`s dann mal. Ich hoffe, dass der Beitrag nicht den Rahmen gesprengt hat. Es wäre noch so viel zu schreiben bzw zu zeigen von dieser landschaftlich so reizvollen ehemaligen Obererzgebirgischen Aussichtsbahn.
Gauf, mei Op war Fahrdienstleiter in Oelsnitz/Erzgeb. Er hatte noch Unterlagen aus alten Zeiten gesichtet, die durchgehende Güterzüge von Oelsnitz/Erzgeb. nach Buchholz (jetzt Annaberg-Buchholz Süd) zeigten. Vermutlich waren das Ganzzüge mit Steinkohle und/oder Produkte des Steinkohlenmahlwerk Hohndorf . An Wochenenden soll es auch durchgehende Personenzüge von Lichtenstein nach Schlettau gegeben haben. ... ich träume immer wieder von einer Reise hin und zurück auf der damals schönsten Eisenbahnstrecke der Welt ... ...